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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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vom Bett und warf sie in den Flur.
    »Überprüfen«, wies er mich an. Ich tat es. Nichts.
    Nachdem ich den Kopf geschüttelt hatte, stieg er auf das Bett und beugte sich vor, um auf den Schrank sehen zu können.
Ich trat näher und ließ den Blick durch den Raum wandern, von links nach rechts, von oben nach unten, auf der Suche nach der leisesten Bewegung.
    »Sie ist noch da«, meldete Matt. »Hat sich eingerollt, aber sie sieht mich an.«
    »Wir müssen sie da runterholen, auf den Boden«, sagte ich und wusste, dass das nicht leicht sein würde. »Da oben kriege ich sie nicht zu fassen.«
    »Ich fege sie in die Ecke da. Sind Sie so weit?«
    Ich schlüpfte an ihm vorbei. Zwischen der Schmalseite des Kleiderschranks und der Wand war eine etwa fünfundvierzig Zentimeter breite Lücke. In Anbetracht des restlichen Zimmers war sie auf wundersame Weise frei von Kleinjungen-Treibgut. Wenn es Matt gelang, die Schlange da hineinzustoßen, hätten wir eine gute Chance. Andererseits ist eine in die Enge getriebene Schlange am allergefährlichsten.
    »Ich bin so weit«, versicherte ich und wusste genau, dass ich niemals für das bereit sein würde, was mir bevorstand.
    Matt fasste die Axtklinge mit beiden Händen und fuhr mit dem Stiel über den Kleiderschrank. Mit einem abwehrenden Schrei schnellte die Schlange hoch. Erschrocken trat er einen Schritt zurück und geriet auf der weichen Matratze ins Wanken. Wieder schlug er nach der Schlange und schaffte es, sie zur Seite zu fegen, während er hintenüberkippte. Die Schlange rollte über den Rand des Kleiderschranks, drehte sich in der Luft und landete auf dem Bett, wo Matt halb auf dem Rücken lag.
    »Weg da!«, brüllte ich ihn an.
    Er rollte sich über den Rand des Bettes und sprang auf. Die Schlange ging auf ihn los. Matt stolperte rückwärts und stieß gegen das Fenster. Die Axt hatte er fallen gelassen.
    Ich bückte mich, meine Hände stießen auf irgendetwas, und ich warf es nach der Schlange. Es war eine Darth-Vader-Maske. Sie traf die Schlange genau am Hinterkopf. Der Taipan schwankte und drehte sich um. Mit zwei Bedrohungen
konfrontiert, die aus entgegengesetzten Richtungen kamen, irritierte das Tier offensichtlich. Dann fasste es einen Entschluss und ging auf mich los.
    Ich warf noch etwas – ein Fußballheft –, und als es in einem nutzlosen Blättergewirr auf dem Boden landete, begriff ich, dass ich einen schrecklichen Fehler gemacht hatte, einen Fehler, der mich das Leben kosten würde. Vage war mir bewusst, dass Matt sich bewegte, dass er sich bückte, doch ich konnte nichts anderes ansehen als die glänzenden, metallisch-grauen Schuppen und die bernsteingelben Augen des Geschöpfs, das auf mich zuschnellte. Es bäumte sich auf. Ich holte Luft, um zu schreien.
    Matt versetzte dem Tier abermals einen Schlag mit dem Axtstiel, traf es seitlich am Kopf. Der Taipan zuckte herum und schlug die Fänge in das Holz. Ich sprang vor und packte ihn mit beiden Händen am Hals. Die Schlange ließ den Axtstiel los und versuchte mit aller Kraft, sich zu befreien, doch ich hielt sie fest. Matt ließ die Axt fallen und griff nach der Transportkiste. Er fegte den Deckel herunter, packte den Schwanz des Taipans und stopfte den unteren Teil der Schlange in die Kiste. Ich schob den Kopf hinterher und hielt ihn fest, bis Matt den Deckel geholt hatte. Die Schlange hörte auf, sich zu winden.
    Matt und ich starrten einander an.
    »Wo zum Teufel sind die Handschuhe?«, wollte er wissen.
    Die Handschuhe, die er mir vorhin angeboten hatte, waren mir viel zu groß gewesen. Vielleicht hätten sie Schutz geboten, doch sie hätten keinerlei Fingerfertigkeit zugelassen.
    »Jetzt kommt der kniffelige Teil«, sagte ich. »Wenn ich loslasse, beißt sie wahrscheinlich zu. Und sie ist mit Sicherheit schneller als ich.«
    »Ich frage noch mal, wo sind die verdammten Handschuhe?«
    Der Schlangenkörper bebte unter meinen Händen. »Die waren zu groß«, antwortete ich. »Damit hätte ich nichts ausrichten können.«

    »Super.«
    »Dann bin ich jetzt wohl am Arsch gekniffen«, stellte ich fest.
    Wütend funkelte er mich an. »Das ist überhaupt nicht komisch.«
    »Geben Sie mir das T-Shirt da«, erwiderte ich und dachte bei mir Witze, seit wann mache ich denn Witze?
    Matt sah sich um und fand das zerknüllte Baumwollhemd, das ich meinte. Er hielt es mir hin, und ich riskierte es, eine Hand vom Nacken der Schlange zu lösen. So konnte ich sie gerade eben noch halten, aber wahrscheinlich nicht lange.

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