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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ich muss, kann ich einfach verschwinden.
    Wir fuhren die schmale, steile Hügelstraße hinauf, die aus dem Dorf herausführt. Sie schlängelt und windet sich ununterbrochen und erfordert höchste Konzentration, auch tagsüber. Buchen, Eichen und Ahornbäume wölben sich darüber und bilden einen dichten, dunklen Laubtunnel.
    »Die tödlichste Schlange der Welt, wie?« Matt war um einiges deutlicher zu hören, als es eigentlich der Fall hätte sein sollen; schließlich hatte ich ihn ausgeblendet. »Wie kommt’s, dass ich noch nie von diesen Viechern gehört habe?«
    Ich redete mir ein, dass ich mich auf die Straße konzentrierte.
    »Von Pythons habe ich gehört, von Boas, Vipern … von Klapperschlangen natürlich. Aber noch nie von Taipanen. Wenn die so gefährlich sind, wieso kennt sie dann nicht jeder?«
    Es war unmöglich. Dieser Mann würde sich nicht ignorieren lassen.
    »Sie sind erst vor ziemlich kurzer Zeit entdeckt worden«, sagte ich. »So um die Mitte des 20. Jahrhunderts herum. Selbst heute bekommt man nicht oft einen Taipan zu Gesicht. Und das ist auch gut so, glauben Sie mir.«
    »Aber warum sind sie so gefährlich? Mambas. Schwarze Mambas. Von denen habe ich gehört. Sind die gefährlich?«
    Ich seufzte. »Okay, bei Giftschlangen gibt es die Großen Drei: die schwarze Mamba in Afrika, die Kobra in den meisten Teilen Asiens und den Taipan. Die Herpetologen können sich stundenlang darüber streiten, welches die tödlichste Spezies ist, und ganz ehrlich, da kann man für jede plädieren. Sie sind alle groß, stark und schnell.«
    »So groß ist die hier doch gar nicht«, warf er ein.

    »Die hier ist sehr jung. Taipane können bis zu drei Meter lang werden.«
    »O Mann. Also, weiter – groß, stark und schnell. Was noch?«
    Fast fünf Uhr morgens, und ich hielt einem Mann, den ich gerade erst kennengelernt hatte, Vorträge über Reptilien. Was war mit meinem ruhigen Leben geschehen? Doch er starrte mich unverwandt an und wartete darauf, dass ich weitersprach.
    »Alle drei Spezies sind bekanntermaßen sehr aggressiv, wenn sie angegriffen werden«, fuhr ich fort. »Sie tun alle etwas, was als mehrfaches Zustoßen bezeichnet wird. Sie beißen zu, lassen los und beißen wieder zu. Das heißt, dass eine große Menge Gift in das Opfer injiziert werden kann. Jede verfügt über ein Gift, das sehr komplex und hochgradig toxisch ist. Ein Opfer, das nicht behandelt wird, stirbt – und zwar innerhalb von Stunden. Und alle drei Spezies sind ziemlich intelligent, nach Reptilienmaßstäben, was in Anbetracht ihres tödlichen Potenzials dazu führt, dass man sich in ihrer Gesellschaft oft ein bisschen unbehaglich fühlt.«
    »Wenn ich ein Gehirn hätte, wäre ich gefährlich?«
    »Genau.«
    »Und welche Spezies ist die Schlimmste?«
    »Der Taipan.« Darüber brauchte ich nicht einmal nachzudenken. »Keine Frage.«
    »Haben Sie diese Biester schon mal gesehen?«
    Ich nickte. »Ich habe eine Zeitlang in Australien gearbeitet. Eigentlich habe ich Echsen studiert, aber ich hatte auch mit Schlangen zu tun. Ich bin Leuten begegnet, die Taipanbisse überlebt haben. Ich habe von sehr viel mehr Menschen gehört, die es nicht geschafft haben.«
    Matt verstummte. Das Gespräch hätte ohne Weiteres hier enden können.
    »Es gibt zwei Taipanarten«, hörte ich mich sagen. »Den Küstentaipan und den Inlandtaipan. Man nimmt an, dass ein einziger
Biss eines Küstentaipans toxisch genug ist, um siebenundzwanzig Menschen zu töten.«
    »Großer Gott. Und so einen haben wir erwischt?«
    »Nein. Ich denke, das ist ein Inlandtaipan. Ich glaube mich zu erinnern, dass die eine orangefarbene Zeichnung haben. Unser Freund da drin hat einen schwachen orangeroten Streifen auf dem Rücken.«
    »Die kleinen Gunstbeweise des Schicksals, wie? Also, wie viele Menschen kann die Inlandart mit einem Biss umbringen?«
    »Zweiundsechzig.« Ich riskierte einen schnellen Blick aus den Augenwinkeln. Matts Gesicht war ausdruckslos.
    »Kann ich die Kiste auf den Rücksitz stellen?«, fragte er schließlich.
    Ich konnte nicht anders, ich lachte von Neuem los. Einen Augenblick später stimmte er ein.

    »Haben die von der Polizei gesagt, was sie vorhaben?«, erkundigte ich mich, als das Lachen verstummt war und das Schweigen allmählich ungemütlich wurde.
    Matt warf mir einen Blick zu, schien drauf und dran, etwas zu sagen und überlegte es sich dann anders. »Heute früh holen sie ein paar Erkundigungen zu dem Taipan ein«, antwortete er nach einigen

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