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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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sein. Matt war dicht hinter mir. Ich konnte seinen Atem im Nacken spüren.
    »Ich nehme mal an, das ist keine Ringelnatter«, sagte er.

7
    Die Schlange und ich starrten uns in die Augen, und allmählich fragte ich mich, ob nicht doch etwas an den alten Geschichten dran war, dass Schlangen die Fähigkeit besäßen, andere Lebewesen zu hypnotisieren. »Nein«, antwortete ich. »Das ist keine Ringelnatter.«
    »Was dann? Sieht nicht aus wie eine Kreuzotter.«
    »Schaffen Sie die anderen hier raus. Lassen Sie sie nichts mehr anfassen. Wenn Sie die Fenster und Türen schließen können, wäre das gut, aber gehen Sie nicht mehr in die Nähe von irgendwelchen Schlangen. Der Mann, der gebissen wurde – sorgen Sie dafür, dass er sofort ins Krankenhaus gebracht wird. Er muss unter ständiger Beobachtung bleiben. Dann bringen Sie mir eine leere Transportkiste. Und irgendeine Waffe – einen Hammer, eine Axt, so was in der Art. So schnell es geht.«
    »Aber was …«
    »Machen Sie schon!«
    Er war weg. Ich hörte ihn über den Flur hasten. Schritte dröhnten auf dem nackten Dielenboden; er rannte die Treppe hinunter, schrie den anderen drei Männern etwas zu. Ich hörte sie fragen, sogar widersprechen, und dann verließen alle das Haus. Die Haustür schlug zu und alles war still.
    Der plötzliche Lärm hatte die Schlange aufgeschreckt. Sie setzte sich in Bewegung, strebte auf die Zuflucht zu, die der offene Kleiderschrank bot. Wenn sie dort hineinschlüpfte, konnte ich sie einsperren, konnte warten, bis Hilfe und geeignete Werkzeuge eintrafen. O bitte, lass sie in den Schrank kriechen.
    Die Schlange kroch nicht in den Schrank, sondern glitt stattdessen an der Schranktür hinauf; die Schnitzereien in dem
alten Eichenholz machten es ihr leicht. Als sie oben angekommen war, zuckte ihr Leib und verschwand über dem oberen Rand des Schrankes.
    Okay, ich musste ruhig bleiben. Die Schlange auf dem Kleiderschrank musste eingefangen oder, wenn das nicht ging, getötet werden. Und das musste ich in dem Wissen tun, dass vielleicht noch andere im Zimmer waren, oder anderswo im Haus. Mir wurde schlecht, als ich mir der Gefahr bewusst wurde, der ich diese Männer ausgesetzt hatte. Ich hätte niemals zulassen sollen, dass sie im Haus blieben.
    Schön, denk nach. War das hier wirklich etwas, das ich allein schaffen konnte? Aber wie schnell konnte ich Hilfe holen? Der nächste Zoo war viele Kilometer weit weg, und es war mitten in der Nacht.
    Ich hörte Schritte, die leichtfüßig die Treppe heraufgeeilt kamen, und empfand ein überwältigendes Gefühl der Erleichterung. Sehr zu meinem Erstaunen. Ich, die ich mich in meinem ganzen Erwachsenendasein niemals auf einen Mann verlassen hatte, die so sehr daran gewöhnt war, das Sagen zu haben, wurde beim ersten Anzeichen echter Gefahr zum Weichei.
    Leise kam Matt über den Treppenabsatz, und ich riskierte es, den Blick eine Sekunde lang von dem Kleiderschrank abzuwenden und ihn anzusehen. Er hatte die Transportkiste und eine große Holzfäller-Axt dabei.
    »Kommen Sie sofort her«, flüsterte er und winkte mich zu sich. Ich schüttelte den Kopf.
    »Darüber verhandele ich nicht«, sagte er so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. Ich merkte, wie ich langsam zu ihm zurückwich.
    »Was ist das für ein Vieh?« Instinktiv sprach er mit gedämpfter Stimme.
    »Ich bin mir nicht sicher«, antwortete ich, denn das war ich auch nicht. Nicht hundertprozentig. »Sie ist ein bisschen klein, aber …«

    Er sagte nichts. Sah mich nur an.
    »Ich glaube, es ist ein Taipan«, gestand ich.
    »Ein was?« Matt sah enttäuscht aus; er hatte damit gerechnet, dass ich sagte, eine Kobra, eine Klapperschlange, eine Grubenotter – irgendeine der bekannteren Giftschlangen.
    »Ein Taipan«, wiederholte ich. »Aus Australien.«
    »Und die sind gefährlich?«
    Ich nickte. »Das sind die giftigsten Schlangen der Welt.«
    Er packte mich am Arm und zog mich Richtung Treppe. »Alles klar, nichts wie raus hier. Die Polizei ist unterwegs. Sollen die das regeln.«
    Ich sträubte mich. Wenn es sein muss, bin ich ziemlich stark.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage. Wenn Sie in der nächsten halben Stunde einen Herpetologen ranschaffen können, der sich mit Giftschlangen auskennt, dann tun Sie sich keinen Zwang an. Glauben Sie mir, ich bin nicht scharf darauf, wieder in dieses Zimmer zu gehen. Aber von jungen Polizisten, die noch nie mit einer Schlange zu tun gehabt haben, kann man nicht verlangen, dass sie die hier fangen. Das

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