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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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schwarzen Pupillen waren so viel schöner als die elliptischen Striche mancher anderer Schlangenarten. North hatte ihren Schwanz gepackt und streckte sie lang aus. Auf seine Bitte hin trieb Roger irgendwo einen Zollstock auf.
    »Kopfrumpflänge hundertzwei Zentimeter«, verkündete er. »Gesamtlänge hundertsiebzehn Zentimeter. Und ich würde sagen, definitiv Elapidae. Schaut euch die Schilde am Kopf an.«
    Elapidae sind eine Giftschlangenfamilie, die man in subtropischen Regionen findet, einschließlich denen des Indischen Ozeans und des Pazifiks. Sie haben lange, schlanke Leiber, glatte Schuppen und einen sargförmigen Kopf, der von größeren, schildartigen Schuppen bedeckt ist. Alle haben hohle, feststehende Fangzähne und Giftdrüsen im hinteren Teil des Oberkiefers. Allmählich dankte ich meinem Glücksstern, dass zumindest Roger ebenfalls der Ansicht war, dass es sich bei der Schlange um eine Elapidae handelte. Zu welcher Unterart sie letzten Endes auch gehören mochte, eine Elapidae hatte im Zimmer eines Kindes nichts zu suchen.
    »Stimmt, es ist ein Taipan«, meinte North. Sein Blick huschte
zu mir herüber. »Das haben Sie gut gemacht, dass Sie das erkannt haben.«
    »Ich habe eine Weile in Australien gearbeitet.« Ich war ungeheuer erleichtert, die Sprache wiedergefunden zu haben. »Ich habe schon mal welche gesehen.«
    »Das ist kein australischer Taipan«, sagte North. »Das ist einer aus Papua-Neuguinea.«
    »Dort gibt es auch Taipane«, erklärte Roger. Auch das hatte ich nicht gewusst.
    North nickte. »Jep, eigene Subspezies. Sind da übrigens ein viel größeres Problem. In Australien kriegt man nur ganz selten einen Taipan zu sehen, aber im Süden von Papua-Neuguinea kosten sie jedes Jahr an die fünfundzwanzig Menschen das Leben.« Er drehte sich zu mir um. »Haben Sie eine Ahnung, wo der hier herkommt?«
    Ich schüttelte den Kopf. Kurz bevor ich ihn abgesetzt hatte, war Matt noch einmal angerufen worden, diesmal von der Polizei. »Die Polizei überprüft jeden in der Gegend, der eine Genehmigung hat, Reptilien zu halten«, antwortete ich, »aber niemand hat irgendwas als vermisst gemeldet.«
    »Wird derjenige höchstwahrscheinlich auch nicht tun«, brummte Roger. »Legal werden in diesem Land bestimmt nicht viele Taipane gehalten, wenn überhaupt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Behörden dafür Genehmigungen erteilen. Haben irgendwelche britischen Zoos Taipane, Sean?«
    »London hatte letztes Jahr vier, aber sie haben nur einen ausgestellt«, erwiderte North. »Bei den anderen Zoos bin ich mir nicht sicher. Möglicherweise Bristol, vielleicht hat auch Chester welche. Das hab ich bald raus, aber ich glaube, wenn einer ausgebrochen wäre, wüssten wir es schon.«
    »Sie haben gesagt, die Schlange sei ein Baby«, sagte ich zu North. »Haben Sie eine Ahnung, wie alt genau?«
    North hob die Schlange höher, betrachtete sie eingehend, bat Roger, den Leibesumfang zu messen. »Im ersten Jahr wachsen
sie schnell«, meinte er. »Die hier könnte vier Monate alt sein, vielleicht auch fünf. Ist wahrscheinlich als Ei hergebracht und dann irgendwo im Warmen ausgebrütet worden.« North bestätigte, was ich bereits vermutet hatte. Mit Giftschlangen wird ein florierender illegaler Handel getrieben. Ständig werden irgendwelche giftigen Exemplare nach Großbritannien gebracht und auf dem Schwarzmarkt verkauft. Einen lebendigen Taipan den ganzen Weg von Australien – oder von Papua-Neuguinea – hierher zu schaffen, wäre jedoch unglaublich riskant. Eier zu schmuggeln war dagegen sehr viel einfacher.
    »Okay, dann sperren wir dich mal wieder ein«, sagte North zu der Schlange. Er trug sie quer durchs Zimmer zu einer der Arbeitsplatten, wo ein Kasten mit durchsichtigen Wänden wartete. Geschickt ließ er das Schwanzende hineingleiten, senkte die Zange, ließ die Schlange los und klappte den Deckel zu. Als ich an meine unbeholfenen Versuche mit dem Spiderman-T-Shirt dachte, musste ich die Ungezwungenheit bewundern, mit der er das Tier handhabte. North drehte sich zu mir um.
    »Die haben Sie gestern Nacht ganz allein eingefangen?«
    Ich merkte, wie ich errötete, und senkte den Blick auf die Schlangenkiste, obgleich es dort nicht viel zu sehen gab. Der Taipan hatte sich zusammengerollt, als langweile ihn das ganze Getue.
    »Na ja, mir hat jemand geholfen«, brachte ich hervor. »Er hat ziemlich gute Arbeit geleistet«, fügte ich hinzu; ich wollte Matt gegenüber fair sein.
    »Wie genau haben Sie

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