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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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die Schlange eingefangen?«, wollte North wissen.
    Ich gab eine gekürzte Version der Ereignisse zum Besten und überspielte meine panische Angst, das ungeschickte Herumhantieren, wie knapp das Ganze gewesen war.
    »Klingt ganz wie etwas, was du in ihrem Alter getan hättest«, bemerkte Roger.
    »Was macht Ihnen Sorgen?« North hatte nicht aufgehört, mich anzusehen. Ich verspürte einen Stich der Enttäuschung,
dass dieser Mann, den ich so sehr bewunderte, sich so auf eine Narbe fixieren sollte. Von jemandem wie ihm hatte ich erwartet, dass er irgendwie darüber erhaben wäre.
    »Kann ich Sie noch etwas fragen?«, sagte ich. Er nickte.
    Ich erklärte die Umstände, unter denen der Taipan eingefangen worden war, berichtete von der Kreuzotter, die ich in Sophias Bettchen gesehen hatte und von meinem Nachbarn John Allington, der gestern an einem Schlangenbiss gestorben war.
    »Hört sich ja nach ’ner Schlangeninvasion in Dorset an«, knurrte North gedehnt.
    Ich drehte mich zu der Tasche um, die ich neben der Tür abgestellt hatte, griff hinein und zog die Unterlagen heraus, die Harry Richards mir am Vortag dagelassen hatte. Und außerdem den durchsichtigen Plastikbeutel.
    »Das ist doch eine Kreuzotter, oder?« Ich hielt den Beutel hoch.
    North betrachtete das Tier und rümpfte die Nase. »Jep«, bestätigte er. »Bin mal von so einem Vieh gebissen worden, als ich vierzehn war. Auf einem Jahrmarkt. Hat höllisch wehgetan.«
    »Lass mich raten, du bist nicht ins Krankenhaus gegangen«, meinte Roger.
    »Wer hätte sich denn dann um die anderen drei gekümmert, die ich dabeihatte?«, fragte North zurück, der mich schon wieder ansah. Ich hielt ihm die Unterlagen hin, und er nahm sie.
    »Das ist ein hämatologischer Befund«, setzte ich an, während North sich umdrehte und sich über die Arbeitsplatte beugte, wo das Licht besser war. »Das Blut ist von John Allington. Dem Mann, von dem ich eben gesprochen habe, der von einer Kreuzotter gebissen wurde.« North blickte nicht auf. »Von dieser Kreuzotter«, fügte ich hinzu und zeigte auf die Schlange in ihrem Plastikbeutel.
    »Meiner Ansicht nach«, fuhr ich fort, »ist die Giftkonzentration
viel zu hoch. Mir ist in diesem Zusammenhang eine Studie zu Kreuzotterbissen eingefallen, die vor ein paar Jahren in Schweden durchgeführt wurde, also habe ich im Internet nachgesehen. Die höchste Giftkonzentration, die dort verzeichnet ist, beträgt 64 µ pro Liter. Und die stammte von einem Kleinkind mit viel geringerer Körpermasse, als mein Nachbar gehabt hatte.«
    »Während wir hier 200 µ pro Liter haben«, erwiderte North.
    »Genau«, sagte ich. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie eine einzige Kreuzotter so viel Gift abgeben kann.« Ich ließ die Frage in der Luft hängen. North richtete sich auf und ließ auch Roger den Bericht lesen. Dieser studierte das Blatt ein paar Sekunden lang, dann murmelte er etwas von Büchern, die er suchen wollte, und verließ den Raum.
    Allein mit Sean North war mein erster Impuls, zu flüchten. Kaffee! Ich konnte anbieten, ihm Kaffee zu holen.
    »Kriegen wir hier irgendwo Kaffee? Ich brauche dringend eine ordentliche Ladung Koffein.«
    »Natürlich, ja, ich hole Ihnen welchen.« An der Tür hielt ich inne. Ich hatte gar nicht gefragt, wie er seinen Kaffee wollte. Doch er war dicht hinter mir. Er streckte die Hand aus, zog die Tür auf und ließ mich vorangehen, den Flur entlang und in die Personalküche. Ich habe eine sehr empfindliche Nase – bei Menschen, die im Freien arbeiten, ist das oft so –, und in der Enge der Küche konnte ich ihn riechen. Doch es war nicht der Geruch, den ich bei einem Mann erwartet hätte, dessen Kleider anscheinend seit Wochen nicht gewaschen worden waren. Sean North roch nach Regen auf tropischen Pflanzen, nach Baumrinde, nach warmer Tierhaut. Ich konzentrierte mich darauf, den Wasserkessel zu füllen, im Kühlschrank nach Milch zu suchen. Reden würde nicht nötig sein.
    »Roger sagt, Sie verstehen mehr von australischen und neuseeländischen Echsen als jeder andere, den er kennt, aber Sie arbeiten mit Igeln und Kaninchen«, sagte North. Ein Kopfnicken wäre die einfachste Antwort gewesen, die, die ich normalerweise
geben würde, doch mir gefiel der schwache Unterton des Spotts in seiner Stimme nicht.
    »Und außerdem mit Dachsen, Füchsen, verschiedenen Hirscharten und so ziemlich jeder britischen Vogelspezies und in letzter Zeit auch immer öfter mit Schlangen«, erwiderte ich.
    Er ging gar nicht

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