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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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ihm um, wusste nicht recht, was ich als Nächstes sagen sollte.
    »Also, danke«, brachte ich schließlich hervor und begriff augenblicklich, dass das nicht richtig sein konnte. Wofür genau bedankte ich mich bei ihm? Dass er mich zu Tode erschreckt hatte? Dass ich seinetwegen von einem in Panik geratenen Waldkauz angegriffen worden war?
    »Wir müssen uns die Schramme da näher ansehen«, meinte er und gab mir mit einer Geste zu verstehen, dass ich ins Haus vorangehen sollte. »Es sei denn, Sie wollen Sally wecken.«
    »Nein, nein, das wird schon wieder. Solche Kratzer und Schrammen fange ich mir andauernd ein.« Er machte keinerlei Anstalten, zu gehen, also kehrte ich ihm den Rücken zu und ging in die Küche; ich wusste, dass er direkt hinter mir war. Entschlossen marschierte ich geradewegs zum Spülbecken, ließ das warme Wasser laufen, bis es dampfte, und fand ein Desinfektionsmittel in einem der Schränke. Er nahm mir die Flasche ab, füllte eine Schüssel und wies mich an, am Küchentisch Platz zu nehmen. Dann zog er sich einen zweiten Stuhl heran und setzte sich mir gegenüber.
    »Ich bin in Erste Hilfe ausgebildet«, sagte er, faltete Küchenpapier zusammen, machte es nass und goss das Antiseptikum
darüber. »Hab mehr Kurse gemacht, als Sie sich vorstellen können. Wir müssen doch Verdächtige wieder zusammenflicken können, nachdem wir sie verdroschen haben. Das brennt jetzt übrigens vielleicht.«
    »Au!«
    »Jetzt wissen Sie, wie’s den Dachsen geht. Haben Sie heute wieder welche zusammengestichelt?«
    »Nein, heute habe ich einen Schwan gerettet«, erwiderte ich und fragte mich im Stillen, ob er denn alles über mich wusste, einschließlich dessen, was ich jeden Tag in der Klinik machte.
    »Stillhalten«, befahl er und legte eine warme Hand seitlich an meinen Hals, um dafür zu sorgen, dass ich genau das tat. »Wissen Sie, ein Schwan kann einem den Arm brechen«, fuhr er fort.
    »Natürlich nicht. Seien Sie doch nicht albern.«
    »Das ist allgemein bekannt. Ein Schlag vom Flügel eines großen Schwans kann einem Menschen den Arm brechen.«
    Ich seufzte. Wenn ich jedes Mal zehn Pfund bekäme … »Wenn ein gebrechlicher, älterer Mensch, der an schwerer Osteoporose leidet, aufrecht dasteht und den Arm waagrecht ausgestreckt hält, und wenn dann ein ausgewachsener Schwan aus großer Höhe in den Sturzflug übergeht und mit vollem Tempo diesen Arm trifft, dann wäre es vielleicht möglich, dass der Arm bricht. Unter den meisten anderen Umständen … also, genauso gut könnte man behaupten, ein Rotkehlchen könnte einem das Bein brechen, weil es theoretisch aus einer Hecke auffliegen und einen so erschrecken könnte, dass man rückwärts ein paar Stufen hinunterfällt und … Sie verstehen bestimmt, worauf ich hinauswill.«
    »Absolut.« Matt betrachtete mich stirnrunzelnd, allerdings war es irgendwie ein belustigtes Stirnrunzeln. »Und vielen Dank. Gut, das zu wissen; wenn ich das nächste Mal einem Schwan begegne, habe ich bestimmt nicht solches Fracksausen. Ist Ihnen kalt?«
    »Nein, mir läuft Wasser den Hals runter.« Das stimmte auch,
doch das war nicht der Grund, weshalb ich erschauerte. Ich war es einfach nicht gewöhnt, so berührt zu werden: von niemandem, schon gar nicht von einem Mann.
    Matt stand auf, suchte ein Handtuch und setzte sich dann wieder hin. Anstatt es mir zu geben, schlang er es selbst um meinen Hals und stopfte es in meinen Pulloverkragen. Dabei kam er mir ungewöhnlich nahe, schmerzhaft nahe. Drang deutlich in eine persönliche Zone vor, die ich normalerweise eisern verteidige. Ohne mein Unbehagen zu bemerken, fuhr er fort, die Wunde abzutupfen, obwohl sie inzwischen makellos sauber sein musste.
    »Stimmt es, dass die meisten von diesen Predigern in den Appalachen, die mit Klapperschlangen herummachen, an Schlangenbissen sterben?«, fragte er.
    »Ach, Herrgott noch mal! Was haben Sie gemacht, sich ein Buch gekauft? Tausendundeine Völlig Unwahrscheinliche Schlangengeschichte?«
    Matt hörte auf zu tupfen und senkte den Blick auf die Schüssel; er gab sich alle Mühe, keine Miene zu verziehen, doch es gelang ihm nicht.
    »Es heißt Schlangen – Fakten und Fiktion «, gestand er und schielte von Neuem zu mir herauf. »Hab’s aus der Bibliothek.«
    Mir fiel nichts darauf ein. Er hatte sich ein Buch aus der Bibliothek ausgeliehen. Nur um mich zu ärgern?
    »Außerdem habe ich noch Giftschlangen aus aller Welt, Heimische Reptilien Großbritanniens und Schlangen: Haltung und

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