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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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anscheinend halten, dann müsste er doch vorbestraft sein. Seine Fingerabdrücke müssten in seiner Polizeiakte sein, nicht wahr?«
    Matt nickte bedächtig. »Selbst wenn jemand in letzter Zeit hier drin war, heißt das nicht, dass es Saul war«, gab er zu bedenken. »Könnten auch Jugendliche aus dem Dorf gewesen sein. Ein Landstreicher.«
    »Und wie ist der hier reingekommen?«

    »Die Fenster im Obergeschoss sind nicht vernagelt. Weshalb es sehr viel wahrscheinlicher ist, dass es irgendwelche Kids waren als ein betagter Witcher-Bruder. Sie fassen doch nichts an, oder?« Ich schüttelte den Kopf, und er quetschte sich an mir vorbei.
    »Wir sind fast fertig«, verkündete er. »Ich will mir nur diese letzten beiden Zimmer anschauen. Dieses Cottage – Nummer drei, nicht wahr? – hat einen komischen Grundriss.«
    Er hatte die erste der beiden offenen Türen erreicht, warf einen Blick hinein und blieb wie angewurzelt stehen. Ich trat zu ihm. Der winzige Raum hatte keine Fenster. Wir mussten uns mit dem schmalen Lichtstrahl von Matts Taschenlampe behelfen, um den Gegenstand zu betrachten, der einsam mitten im Zimmer stand. Eine alte, mit Lederriemen versehene Truhe aus dunklem Hartholz. Sie war kunstvoll mit geschnitzten Rosen und Efeublättern verziert und groß, mehr als einen Meter lang und fast fünfzig Zentimeter tief. Außerdem sah sie sehr stabil aus.
    »Werfen wir ’ne Münze«, meinte Matt.
    »Was?«
    »Einer von uns beiden muss das Ding aufmachen. Ich stimme für Sie.«
    »Ich soll nichts anfassen. Da haben Sie sich sehr klar ausgedrückt.«
    Sein Gesicht zuckte, zeigte eine Andeutung seines üblichen Grinsens, als er zu der Truhe hinüberging. Insgeheim hoffte ich, dass sie abgeschlossen war. Matt hockte sich hin. Er klappte erst eine Verschlusslasche hoch, dann die zweite. Dann schaute er mich über den Deckel hinweg an und machte ein übertrieben ängstliches Gesicht. Ich verdrehte die Augen, doch eigentlich war ich ziemlich nervös. Matt hob den Deckel ein kleines Stück an und spähte hinein. Ein Ausdruck absoluten Abscheus glitt über seine Züge, als er zurückfuhr, den Deckel fallen ließ, taumelnd auf die Beine kam und sich würgend abwandte.

    Ich machte einen Schritt auf ihn zu, die Hand fest auf den Mund gepresst, um zu verhindern, dass das Wimmern herausrutschte. Mit funkelnden Augen drehte er sich wieder um, die Hände in einer Geste der Unterwerfung ausgestreckt. Ihm fehlte nichts, überhaupt nichts.
    »Hab nur Spaß gemacht«, erklärte er mit einer Miene, die nett und unschuldig wirken sollte.
    »Haben Sie sie eigentlich noch alle?«
    »Tut mir leid.«
    »So sehen Sie aber gar nicht aus.« Die Demütigung schmerzte. Warum, warum ließ ich mich nur immer wieder von diesem Mann auf den Arm nehmen? »Also, was ist da drin?«
    »Decken. Uralte Dinger. Stinken zum Himmel.«
    Mir reichte es. Ab nach Hause. Auch wenn ich allein gehen musste. Ich bedachte ihn mit dem bösesten Blick, den ich zustande brachte, und wandte mich ab. Er holte mich ein, ehe ich das Ende des Flurs erreicht hatte.
    »Ich möchte jetzt wirklich gehen«, sagte ich.
    »Ich weiß, tut mir leid. Wir sind fast so weit.«
    Und dann hielt er meine Hand umfasst und führte mich den Flur wieder hinunter und in das letzte Zimmer, das wir uns noch anschauen mussten. Ein langer, schmaler Raum mit Einbauschränken entlang einer der Wände. In diesem Moment regte sich die Luft; ich fühlte einen plötzlichen Luftzug von irgendwoher und bemerkte einen neuen Geruch. Ein frischer Geruch, aber trotzdem wurde einem davon ein wenig übel. Es war der Geruch von warmem Essen, irgendetwas Billiges, gebackene Bohnen oder Eintopf aus der Dose. Ich verharrte einen Augenblick lang, schnupperte wie ein Jagdhund in der Luft, doch der Geruch war verschwunden.
    Matt versuchte sich an den Schranktüren. Ohne Erfolg. Alle waren entweder abgeschlossen, oder das Holz hatte sich im Laufe der Jahre verzogen, und sie klemmten.
    »Okay, wir sind fertig«, verkündete er. »Ich glaube, hier war schon seit einer Weile niemand mehr, aber ich schicke in den
nächsten Tagen mal ein paar Beamte her, die sich umsehen sollen. Die können auch die Fingerabdrücke überprüfen. Vielleicht gibt’s bei Tageslicht ja mehr zu sehen.«
    Ich glaube, ich setzte zu einem Seufzer der Erleichterung an, hatte jedoch kaum Zeit, den Mund zu öffnen, ehe wir unter uns ein lautes Krachen und einen gedämpften Stöhnlaut vernahmen; ob von einem Tier oder einem Menschen, wusste ich nicht

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