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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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drei Adressen hatte ich noch niemanden zu fassen bekommen, doch ich hatte bei allen auf den Anrufbeantworter gesprochen,
und mit ein bisschen Glück würden sie bald zurückrufen. Ich stieg ins Auto und fuhr zur Bibliothek.
    Dort wurde ich ins Untergeschoss geführt, auf die Regale mit den alten Zeitungsausgaben hingewiesen und mir selbst überlassen.
    Fast eine Stunde lang bemühte ich mich, in dem trüben Neonlicht zu lesen. Die Schilderung des Brandes von 1958 in der St. Birinius-Kirche fand ich recht schnell. Die Zeitung berichtete, dass die Feuerwehr der Grafschaft am 16. Juni um drei Uhr morgens ausgerückt sei. Das Feuer war bereits etliche Stunden zuvor ausgebrochen, und die Dorfbewohner hatten versucht, der Lage selbst Herr zu werden, bevor sie Hilfe geholt hatten. Als die Flammen endlich gelöscht worden waren, kurz vor dem Morgengrauen, hatte man zwei schwer verbrannte Leichen entdeckt. Diese wurden später als der Reverend Fain und als Larry Hodges identifiziert. Reverend Fain war Junggeselle gewesen, Larry Hodges hinterließ eine Frau und zwei halbwüchsige Kinder.
    Als Ursache des Feuers wurde laut mehreren Dorfbewohnern angenommen, dass nach der Abendandacht eine brennende Kerze übersehen worden war.
    Der Artikel schloss mit einem kurzen Nachruf auf Reverend Fain. Joel Morgan Fain, 1933 in Alabama geboren, war der jüngste Sohn einer reichen Farmerfamilie gewesen. Als junger Mann war er in die Pfingstkirche eingetreten und war, nachdem er Altphilologie studiert hatte, zum Pastor ordiniert worden. Trotz seiner Jugend, wusste der Artikel zu berichten, hatte er eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Latter Rain Movement in den Jahren unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg gespielt. 1957 war er nach England gereist, um die Kunde von Gottes neuer Kirche zu verbreiten und war erst seit acht Monaten als Geistlicher in der St. Birinius-Kirche tätig gewesen, als er ums Leben gekommen war. Der Nachruf war von Reverend Fains engem Freund und Mitpastor Archibald Witcher verfasst worden. Ich lehnte mich kurz zurück
und versuchte, mich an das zu erinnern, was man mich ganz bestimmt über die Pfingstkirche gelehrt hatte.
    Pfingsten ist ein wichtiges christliches Fest im späten Frühling, das die Entsendung des Heiligen Geistes an die Apostel Jesu feiert. Die Pfingstkirche allerdings … war die nicht Anfang des 20. Jahrhunderts in Amerika entstanden, als eine Art Abspaltungsbewegung von der protestantischen Kirche? Ja, das war es. Seither waren im Laufe der Jahre neue Ableger aufgetaucht, manche durchaus rechtgläubig und respektabel, andere weniger. Soweit ich mich erinnern konnte, hatten die verschiedenen Splittergruppen zwei Dinge gemein: die Betonung der persönlichen Erfahrung des Heiligen Geistes und eine sehr wörtliche Auslegung der Bibel.
    Bisher hatte ich bei meinem Abstecher in die Bibliothek nichts herausgefunden, was ich nicht bereits wusste.
    In der Ausgabe des West Dorset Chronicle der Folgewoche fand ich vier Zeilen: »Raymond Henry Gillard, 30, verstarb am Dienstag, nur Stunden nach dem Dahinscheiden seines guten Freundes Peter Morfet, 30. Beide Männer starben zu Hause an Herzversagen. Von den Angehörigen wollte sich niemand dazu äußern.«
    Zwei Männer Anfang dreißig sterben beide binnen Stunden an Herzversagen?
    Danach arbeitete ich mich noch weiter durch die staubigen alten Zeitungen und suchte nach irgendetwas über die Witchers, besonders über Saul und Ulfred. Der Chronicle war eine Wochenzeitung gewesen, jeweils nur acht Seiten stark. Trotzdem schien es eine Ewigkeit zu dauern, und ich konnte nicht mit Sicherheit behaupten, dass ich nichts übersehen hatte.
    Ich wühlte mich bis 1950 durch und fand mehrere Geschichten über Ertrunkene, aber alle waren auf See oder in der Flussmündung verunglückt, und Ulfred wurde nirgends erwähnt. Um halb zwei machte ich eine kurze Pause, um frische Luft zu schnappen und etwas zu essen. Zwanzig Minuten später machte ich mich wieder an die Arbeit.

    Harry, der zweitjüngste der Witcher-Brüder, war 1930 geboren worden. Angenommen, Ulfred war 1931 zur Welt gekommen, dann wäre er 1944 ein Teenager gewesen. Ich nahm den Schuber zur Hand, der die Ausgaben von 1944 enthielt. Ich beabsichtigte, mich chronologisch hindurchzuarbeiten, und in der zweiten Zeitung, die ich mir vornahm, fand ich die Geschichte, von der ich nicht einmal gewusst hatte, dass ich danach suchte.
    Im Juli dieses Jahres war eine junge Erntehelferin aus London, die auf einem Hof

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