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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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der letzten Tage hatten mir klargemacht, dass ich nicht im Mindesten sicher war. Es spielte wirklich keine Rolle, wie unauffällig ich mich verhielt, wie gut ich mein Gesicht vor der Welt verbarg, irgendjemand dachte immer, er könne anhand dessen über mich urteilen, wie ich aussah.
    »Komische Tageszeit für einen Frühjahrsputz.«
    Ich bezweifle, dass ich schuldbewusster hätte aussehen können,
wenn ich selbst bei mutwilliger Sachbeschädigung erwischt worden wäre. Ich fuhr zusammen und wirbelte herum, ehe ich rasch einen Blick auf die Tür warf. Sie war voller weißer Farbschlieren, doch die Worte waren ausgelöscht.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass jemand in Ihrer Position Nachtschicht schieben muss.« Es war das Erste, was mir in den Sinn kam und klang sehr viel aggressiver, als ich beabsichtigt hatte. Doch Matt starrte meine Haustür an und war im Begriff, zu fragen, warum ich sie abends um Viertel nach elf von weißer Farbe säuberte. Ich wollte wirklich nicht, dass er das tat.
    »Wie bitte?«
    Er war nicht allein. Zu seinen Füßen saß ein junger Cockerspaniel mit reizendem Gesicht und glänzendem, tiefschwarzem Fell. Matt trat vor, streckte einen Finger aus und berührte einen weißen Streifen, den ich nicht ganz wegbekommen hatte. Noch zwei Minuten, und er wäre verschwunden gewesen.
    »Schlafstörungen?«, versuchte ich es abermals. »Ich sehe Sie immer nur spät abends.«
    »Ich habe mit Clive Ventry einen Schluck getrunken. Und Molly mag den Mondschein. Ich bin gerade an der Bourne Lane vorbeigegangen, als ich Sie wie wild habe schrubben sehen. Was ist denn passiert?«
    »Nichts.« Ich wischte die letzten Farbspuren fort und griff nach der Blechflasche mit dem Terpentin. Dann ließ ich Matt und Molly auf der Schwelle zurück und ging hinein. Ich eilte in die Küche, spülte den Lappen aus und wusch mir die Hände. Da fühlte ich ein sanftes Stupsen an meiner Wade, schaute nach unten und sah Molly an meinem Bein schnuppern. Was bedeutete, dass ihr Besitzer mir ebenfalls ins Haus gefolgt war. Ich drehte mich um.
    »Von dort vorne kann man mein Haus gar nicht sehen«, sagte ich.
    »Sind die Eulen wieder aufgetaucht?«
    »Woher wissen Sie davon?«

    »Ich habe darum gebeten, dass man mich über alle eingehenden Meldungen informiert, die das Dorf betreffen. Also, sind sie wieder da?«
    Ich ging zu dem Käfig hinüber, der noch immer auf dem Küchentresen stand, und tat so, als spähe ich hinein. »Nein«, verkündete ich. »Immer noch weg.«
    Er drehte sich um und ging zur Hintertür, um die Riegel zu inspizieren, die ich angebracht hatte.
    »Hatten Sie die gestern Nacht vorgeschoben?«, wollte er wissen.
    »Nein, die sind ausschließlich als Verzierung gedacht«, fauchte ich ihn an.
    »Haben Sie die Küken auch so angefahren? Sind sie deswegen ausgezogen?«
    »Sie brauchen nicht nach mir zu sehen«, sagte ich. »Mir geht’s prima, und Sie haben bestimmt viel wichtigere Dinge zu tun.«
    Bedächtig schüttelte Matt den Kopf. »Sie haben wirklich nicht besonders viel für die menschliche Rasse übrig, wie?«, fragte er.
    Ich senkte den Blick wieder in den leeren Käfig. Natürlich hatte er vollkommen recht, aber ich komme einfach nicht klar damit, wenn die Leute glauben, mich zu kennen. Wenn ich muss, kann ich gerade eben so auf beruflicher Ebene mit anderen Menschen umgehen, doch in dem Augenblick, wo das Gespräch persönlich wird, ballt sich irgendetwas in mir zusammen.
    Es war gleich Mitternacht, doch Matt machte keinerlei Anstalten, zu gehen, und Molly hatte sich auf dem Küchenteppich ausgestreckt. Ich hätte jede Menge subtile Hinweise geben können, auch ohne gleich unhöflich zu werden. Stattdessen ertappte ich mich dabei, wie ich zum Küchentresen ging und den Wasserkessel füllte.
    Matt ließ sich auf einem der beiden Küchenstühle nieder. »Schwarz mit zwei Stück Zucker, bitte«, sagte er.

    »Wie geht’s Clive?«, erkundigte ich mich, weil ich irgendetwas sagen musste. Clive Ventry interessierte mich nicht im Geringsten.
    »Steht ganz schön unter Strom.«
    »Hat er auch Angst vor Schlangen?«
    »Oh, ich glaube, es wäre sehr viel mehr nötig als ein paar Schlangen, um Clive Angst zu machen. Er hat irgendwas davon gesagt, dass er Besuch von einem Verwandten hat, und ich hatte den Eindruck, besagter Verwandter ist nicht allzu willkommen. Wenn man eine Menge Kohle hat, dann schleimt sich die liebe Familie natürlich ein.«
    Als ich nach der Kaffeedose griff, fiel mir die Dorfversammlung in

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