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Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
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einunddreißig Kugeln herausholen und so viele Organe und Gliedmaßen zusammenflicken, dass es schon so schien, als käme sie nie mehr aus dem Operationssaal heraus. Kaum hatte sie ein Paar blutige Gummihandschuhe abgestreift, da hielt ihr ein Sanitäter bereits ein frisches Paar hin, damit sie den nächsten Verwundeten behandeln konnte. Irgendwann bemerkte ihr Anästhesist scherzhaft, er habe schon so viel Gas verbraucht, dass man damit hätte einen Zeppelin füllen können.
    Aber nach fünfzehn Stunden Arbeit nähte sie einen Streifschuss an Mike Tronos Schulter zu – eine Wunde, die erlitten zu haben er sich gar nicht erinnern konnte – und wusste, dass nun nichts mehr zu tun war. Als Mike vom Operationstisch gehüpft war, hatte sich Julia mit einem theatralischen Seufzer darauf ausgestreckt.
    »Nun komm schon, Hux«, lästerte Mike. »Sich die Verwundungen einzufangen ist verdammt viel schlimmer, als sie zu behandeln.«
    Sie schlug nicht einmal die Augen auf, während sie erwiderte: »Zuerst einmal kann man diesen kleinen Kratzer wohl kaum als Verwundung bezeichnen. Die Katze, die ich mal besaß, hat mir schlimmere Kratzer zugefügt. Zweitens, wenn du meine Arbeit nicht angemessen zu würdigen weißt, dann kann ich liebend gern alle Fäden wieder rausziehen und dich noch ein wenig länger bluten lassen.«
    »Tsk, tsk … und was meint dein Hippokratischer Eid dazu?«
    »Ich habe ein Erdkreuz gemacht, als ich ihn ablegte.«
    Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Träume süß, Doc. Vielen Dank.«
    Kaum hatte Mike den Operationssaal verlassen, als ein Schatten die Lampen über dem Tisch verdunkelte. Julia schlug die Augen auf und sah Juan, der sich über sie beugte. An seiner grimmigen Miene erkannte sie, dass er Bescheid wusste.
    »Ich will zu ihr.«
    Julia stieg vom Tisch herunter und führte Cabrillo zu einem anderen Teil der Sanitätsstation. Es war ein kleiner gekühlter Raum mit einem einzelnen Tisch in der Mitte. Vier Edelstahlschubladen waren in eine Wand eingebaut. Ohne einen Ton zu sagen, zog sie eine davon auf und gab den Blick auf einen nackten Körper frei, der in einem undurchsichtigen Plastiksack steckte. Juan öffnete die Plastikfolie in Höhe des Kopfes und trat einen halben Schritt zurück, um das blass-graue Gesicht Susan Donleavys eingehend zu betrachten.
    »Wie hat sie es getan?«
    »Es war eine hässliche Art zu sterben«, sagte Julia, die in diesem Augenblick mindestens zehn Mal so erschöpft war wie kurz zuvor. »Sie streckte die Zunge so weit aus dem Mund, wie sie konnte, und hat sich dann lang wie sie war nach vorne fallen lassen. Ihr Kinn schlug auf den Boden, und ihre Zähne durchtrennten die Zunge. Dann hat sie sich auf den Rücken gedreht und ist an ihrem eigenen Blut erstickt. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wie es ist, sich auf diese Art und Weise fallen zu lassen und nicht zu versuchen, den Sturz mit den Händen abzufangen.«
    »Sie war gefesselt.«
    »Sie hätte doch im letzten Moment noch den Kopf zur Seite drehen können.« Julia betrachtete den Körper traurig. »Durchaus möglich, dass sie es immer wieder versuchen wollte, bis sie endlich den Mut hatte, es tatsächlich zu tun.«
    Einige Sekunden lang schwieg Cabrillo. Er erinnerte sich an die Bootsjagd in Sandwich Bay, nachdem er und Sloane die Leiche Papa Heinricks gefunden hatten. Der Lenker des Bootes, das sie verfolgt hatten, hatte sein Boot mit vollem Bewusstsein auf den Strand krachen lassen, anstatt eine Gefangennahme zu riskieren. Er hatte angenommen, dass es vielleicht aus Angst geschehen war, dass er nicht in ein afrikanisches Gefängnis eingesperrt sein wollte. Aber in Wahrheit hatte sich der Mann für die Sache geopfert. Genauso wie Susan Donleavy.
    »Nein«, sagte er mit absoluter Gewissheit. »Sie hat es gleich beim ersten Mal richtig gemacht.«
    »Hast du dir die Überwachungsbänder ihrer Zelle angesehen?«
    Er wandte sich zu ihr um. »Das brauchte ich gar nicht. Ich kenne den Typ.«
    »Eine Fanatikerin.«
    »Genau. Sich die Zunge abzubeißen war eine annehmbare Alternative zum Harakiri gefangener japanischer Soldaten während des Zweiten Weltkriegs.«
    »Es tut mir leid, Juan. Im Schiff gehen Gerüchte um, dass sie noch einige nützliche Informationen hatte.«
    »Die hatte sie gewiss.« Er sah Julia an. »Und ich glaube, dass Geoff Merrick sie ebenfalls kennt. Du musst ihn wecken.«
    »Vergiss es. Sein Blutdruck ist noch zu niedrig. Ich habe seine Wunden noch nicht mal richtig auf Fremdkörper

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