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Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
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zu kommen. Linc trat zu Abala hinüber und hockte sich neben ihn. Der Rebellenoberst stand unter Schock und schien von seinem Besucher nichts mitzubekommen, daher tätschelte Linc unsanft seine Wange, bis er den Kopf in seine Richtung drehte. Speichelblasen zerplatzten zwischen Abalas Lippen, und unter seiner dunklen Haut lauerte eine tödliche Blässe.
    »Erinnerst du dich an mich, du Bastard?«, fragte Linc. Abalas Augen weiteten sich. »Richtig. Auf dem Kongo, vor etwa einer Woche. Du dachtest, du könntest uns aufs Kreuz legen. Nun, das hast du jetzt davon.« Linc beugte sich tiefer zu ihm hinab. »Leg dich niemals – und ich meine wirklich
niemals
– mit der Corporation an.«
    Als die angolanische Armee endlich auf dem Petromax-Terminal eintraf, war die
Oregon
– mitsamt ihrer Ausrüstung, ihrer Mannschaft und allen Männern von Moses Ndebele, lebendig oder tot, hinterm Horizont verschwunden.
    Die angolanischen Streitkräfte stellten fest, dass das Öl, das zum Ladekai floss, abgesperrt worden war, und dass Techniker die beiden offshore gelegenen Bohrlöcher verschlossen hatten. Sie entdeckten außerdem sechsundachtzig Leichen, vor einem Verwaltungsgebäude aufgereiht, und über vierhundert verängstigte und gefesselte Männer – darunter viele Verwundete –, die in dem Gebäude eingesperrt waren. Einer von ihnen, dessen Fußstumpf mit einem blutigen Verband umwickelt war, trug ein Schild um den Hals, auf dem zu lesen war:
    Mein Name ist Raif Abala. Ich bin Oberst in Samuel Makambos Kongolesischer Revolutionsarmee und wurde von Daniel Singer, ehemals Mitinhaber von Merrick/Singer, zur Ausübung dieses terroristischen Aktes engagiert. Wenn ich nicht kooperiere, werden mich die Leute, die uns heute aufgehalten haben, suchen und finden.
    Ansonsten wünschen wir Ihnen allen einen schönen Tag.

29
    Die schäbige Erscheinung der
Oregon
war eine gekonnt ausgewählte und angebrachte Tarnung, um ihr das Aussehen vollständiger Vernachlässigung zu verleihen. Doch der Verfall der
Gulf of Sidra
war dagegen echt. Zwanzig Jahre lang war sie kreuz und quer durchs Mittelmeer gedampft und hatte ihre Ölladungen transportiert, während ihre Eigner jeden Penny Profit, den sie erzielen konnten, aus ihr herausholten. Wenn etwas nicht mehr funktionierte, wurde es durch ein gebrauchtes Teil ersetzt, hastig mit Klebeband oder Verpackungsdraht repariert oder einfach ausgebaut. Als die Abwasseraufbereitungsanlage den Geist aufgab, wurde sie stillgelegt und aus dem Reinigungskreislauf herausgenommen, sodass sich die Abwässer direkt ins Meer ergossen. Die Klimaanlage des Schiffes wälzte lediglich heiße Luft im Deckaufbau um, anstatt sie auch nur andeutungsweise zu kühlen. Und da der große begehbare Kühlschrank der Küche nicht funktionierte, mussten die Köche ständig darauf achten, dass Lebensmittel, die aus der Gefrierkammer kamen, nur auftauten und nicht verdarben.
    Ihr schwarzer Rumpf war mit Rost bedeckt, während am Deckaufbau nackter Stahl zum Vorschein kam. Und der einzelne Schornstein war derart mit Abgasrückständen verschmiert, dass von seinem grün-gelben Farbanstrich so gut wie nichts mehr zu erkennen war. Der einzige moderne Ausrüstungsgegenstand an Bord war die neue Rettungskapsel, die über dem Heck hing. Sie war auf Verlangen des Kapitäns dort installiert worden, nachdem er erfahren hatte, wohin sie dampften.
    Mit ihrer Breite von vierzig Metern und einer Länge von fast drei Footballfeldern war die
Gulf of Sidra
ein großes Schiff, obgleich sie neben dem 350.000-Tonnen-Tanker, der am Petromax-Terminal ankerte, eher klein und zierlich erschien. Auf Grund ihrer altmodischen Konstruktion hatte sie in ihren sieben Tanks Platz für nur hundertviertausend Tonnen Rohöl.
    Obwohl sie auf ihrem Ankerplatz vor dem mauretanischen Hafen von Nouakchott ein vertrauter Anblick geworden war – eine dunstverhangene Silhouette vor dem westlichen Horizont, die wochenlang hatte beobachtet werden können –, fand ihre Abreise nahezu unbemerkt statt. Sie war sofort abgedampft, nachdem Daniel Singer aus Angola eingetroffen war, und hatte eine Distanz von über vierhundert Kilometern zwischen sich und die Küste gelegt.
    Sie verfolgte ein tropisches Tiefdruckgebiet, das über den Atlantik zog und das Potential besaß, sich zu einem Wirbelsturm zu entwickeln. Es war genau der Sturm, auf den Singer gewartet hatte. Er bot die günstigsten Bedingungen, um zu testen, was die besten Meteorologen der Welt und die raffiniertesten

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