Schlangenjagd
einzusetzen, ist eine geniale Idee, aber was zum Teufel hast du mit Linc und Eddie vor?«
»Ich werde das alte Mädchen in spätestens einer halben Stunde wieder flottmachen.«
Max hatte im Laufe ihrer gemeinsamen Jahre gelernt, dass er lieber nicht an Juan zweifeln sollte, wenn er solche Ankündigungen machte. Es war nur so, dass er keine Vorstellung davon hatte, wie Juan das Unmögliche schaffen wollte. »Du hast also einen Plan, um uns ungefähr zweitausend Tonnen leichter zu machen?«
»Ich habe sogar etwas noch Besseres vor. Ich werde den Wasserspiegel des Flusses um drei Meter anheben.«
4
Südlich von Walvis Bay
Namibia
Der Sand, der über die Straße trieb, war staubfein und wurde in Luftwirbeln hochgeschleudert, die sich immer dann bildeten, wenn die abkühlende Wüstenluft auf den immer noch heißen Asphalt traf. Die Gebilde erinnerten an Rauchschwaden oder Schneefahnen. Die Sonne war längst untergegangen, daher erschienen die Dünen landeinwärts im fahlen Licht des Mondes fast schneeweiß.
Das einzelne Fahrzeug auf der Straße war bis auf den Wind und die schwache Brandung, die auf den Strand leckte, die einzige Bewegung weit und breit. Der vierradgetriebene Pick-up befand sich etwa dreißig Kilometer südlich von Swakopmund und der angrenzenden Hafenstadt Walvis Bay, aber es schien, als wäre er das letzte Auto auf der Erde.
Sloane Macintyre, die auf dem Fahrersitz saß, fröstelte.
»Könnten Sie mal das Lenkrad übernehmen?«, fragte sie ihren Begleiter. Er tat ihr den Gefallen, und sie zog sich ein Kapuzensweatshirt über, wobei sie beide Hände brauchte, um ihr langes Haar unter dem Kragen hervorzuziehen und es über ihre Schultern zu drapieren. Es war genauso kupferrot wie die Dünen in der Morgendämmerung und betonte ihre strahlenden grauen Augen.
»Ich meine immer noch, wir hätten bis zum Morgen warten und uns eine Erlaubnis für die Sandwich Bay holen sollen«, beschwerte sich Tony Reardon zum dritten Mal, seit sie das Hotel verlassen hatten. »Sie wissen doch, wie empfindlich die örtlichen Behörden auf Touristen reagieren, die unbedingt ein Sperrgebiet betreten wollen.«
»Wir sind unterwegs zu einem Vogelschutzgebiet, Tony, und nicht zu einem Bergbaubetrieb, der von den Diamantenfirmen verpachtet wird«, erwiderte Sloane.
»Es verstößt trotzdem gegen die Vorschriften.«
»Außerdem hat mir nicht gefallen, wie Luka versuchte, uns davon abzuhalten, Papa Heinrick zu suchen. Es kam mir fast so vor, als hätte er etwas zu verbergen.«
»Wer, Papa Heinrick?«
»Nein, unser erlauchter Führer, Tuamanguluka.«
»Wie kommen Sie darauf? Seit wir hergekommen sind, hat Luka sich doch immer als hilfsbereit erwiesen.«
Sloane warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. Im matten Schein des Armaturenbretts sah der Engländer wie ein trotziger kleiner Junge aus, der aus Prinzip seinen Kopf durchsetzen wollte. »Haben Sie nicht auch das Gefühl, dass er ein wenig zu hilfsbereit war? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass uns ein Führer in unserem Hotel findet, der zufälligerweise jeden Fischer in Walvis Bay kennt
und
uns ein günstiges Angebot für eine Tour mit einer der Hubschraubergesellschaften besorgen kann?«
»Wir hatten eben Glück.«
»Ich glaube nicht an solche glücklichen Zufälle.« Sloane achtete wieder auf die Straße. »Als wir Luka von dem alten Fischer erzählten, der Papa Heinrick erwähnte, tat er alles, was in seiner Macht stand, um uns davon abzuhalten, ihn zu suchen. Luka meinte zuerst, Heinrick sei nur ein Strandfischer, der die Gewässer hier bis höchstens zwei Kilometer vom Strand entfernt kennt. Dann erzählte er uns, er sei nicht richtig im Kopf. Als das auch nichts bewirkte, sagte er, Heinrick sei gefährlich und habe angeblich einen Mann getötet.
War das der Eindruck von Papa Heinrick, den wir aus dem gewinnen konnten, was der alte Fischer uns erzählt hat?«, fuhr Sloane fort. »Nein. Er sagte, dass Papa Heinrick über die Gewässer vor der Skelettküste mehr vergessen hat, als jeder andere jemals wusste. So ungefähr hat er es ausgedrückt. Das klingt doch, als sei er die ideale Person, um uns bei unserem Projekt mit Informationen behilflich zu sein, und unser ach so hilfsbereiter Führer will nicht, dass wir mit ihm reden. Tony, das stinkt doch zum Himmel … Und Sie wissen es!«
»Wir hätten trotzdem bis morgen warten können.«
Sloane reagierte nicht auf seinen Einwand, bis sie meinte: »Sie wissen, dass jede Minute zählt. Irgendwann wird
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