Schlangenjagd
interessiere mich nicht für versunkene Schätze.« Er lachte verhalten. »Oder Riesenschlangen aus Metall. Waren Sie heute dorthin unterwegs, zu der Stelle, wo dieser Heinrick seine Schlangen gesehen haben will?«
Selbst Sloane erkannte, wie lächerlich sie in Cabrillos Augen erscheinen musste, denn sie errötete leicht. »Es war unsere letzte Spur. Ich dachte mir, wenn wir schon so lange hier sind, dann können wir diesem Hinweis auch noch nachgehen. Jetzt klingt das natürlich ziemlich töricht.«
»Ziemlich?«, fragte Juan mit freundlichem Spott.
Linc klopfte gegen den Rahmen der Messetür. »Sie ist sauber, Kapitän.«
»Danke, Mr. Lincoln.« Er hatte Linc gebeten, die
Pinguin
auf Schmuggelgut wie Drogen oder Waffen zu durchsuchen, nur um ganz sicherzugehen. »Captain Ulenga, können Sie mir irgendetwas über die Jacht erzählen, die Sie angegriffen hat?«
»Ich habe sie einige Male in Walvis gesehen. Seit einem oder zwei Jahren kommt sie jeden Monat einmal her. Ich glaube, sie stammt aus Südafrika, denn so ein Boot können sich nur die Leute da unten leisten.«
»Haben Sie nie mit der Mannschaft oder mit jemandem gesprochen, der sie kannte oder kennt?«
»Nein, Sir. Sie kommen in den Hafen, tanken und fahren wieder raus.«
Juan lehnte sich in seinem Sessel zurück und legte einen Arm über die Rückenlehne. Er versuchte, die Fakten zusammenzufügen und eine logische Erklärung zu finden, aber irgendwie passte das alles nicht richtig zusammen. Überzeugt, dass Sloane einige wichtige Punkte aus ihrer Geschichte weggelassen hatte, wusste er, dass er das Puzzle nicht würde lösen können – und so musste er entscheiden, wie dringend er diese Angelegenheit weiterverfolgen wollte. Geoffrey Merrick zu retten, hatte oberste Priorität, und in dieser Angelegenheit hatten sie schon genug Probleme, ohne sich auch noch um Sloane Macintyres Geschichte zu kümmern. Trotzdem, irgendetwas störte ihn daran.
Tony Reardon ergriff plötzlich das Wort. »Wir haben Ihnen alles erzählt, was wir wissen, Captain Cabrillo. Ich würde Ihr Schiff wirklich gerne wieder verlassen. Wir haben noch eine lange Rückfahrt zum Hafen vor uns.«
»Ja«, murmelte Juan geistesabwesend und sammelte sich wieder. »Ja, natürlich, Mr. Reardon. Ich verstehe nur nicht, weshalb Sie angegriffen wurden. Es ist schon möglich, dass es da draußen ein versunkenes Schiff mit einem Schatz gibt und dass Sie dabei die Kreise von jemandem gestört haben. Wenn die betreffenden Leute ohne Erlaubnis der Regierung agieren, dann könnte das erklären, weshalb sie gewalttätig geworden sind.« Er sah Tony und Sloane offen an. »Wenn das der Fall ist, dann rate ich Ihnen beiden, Namibia auf schnellstem Weg zu verlassen. Sie könnten sich sonst den schlimmsten Ärger einhandeln.«
Reardon nickte zustimmend, doch Sloane machte den Eindruck, als würde sie die Warnung am liebsten ignorieren. Juan ersparte sich einen Kommentar. Es ging ihn im Grunde auch nichts an.
»Mr. Lincoln«, sagte er, »würden Sie unsere Gäste zurück auf ihr Boot bringen? Falls sie Treibstoff brauchen, dann sorgen Sie dafür, dass sie das Gewünschte erhalten.«
»Jawohl, Captain.«
Die Gruppe erhob sich. Juan beugte sich über den Tisch, um Justus Ulenga und Tony Reardon die Hand zu schütteln. Als er Sloanes Hand ergriff, zog die Frau ihn leicht zu sich und sagte: »Können wir uns kurz unter vier Augen unterhalten?«
»Natürlich.« Cabrillo sah zu Linc hinüber. »Bringen Sie die beiden Herren zur
Pinguin.
Ich komme mit Miss Macintyre gleich nach.«
Sie ließen sich nieder, sobald die drei Männer sich entfernt hatten. Sloane studierte ihn auf die gleiche Art und Weise, wie ein Juwelier einen Diamanten betrachtet, den er zerschneiden möchte, da er nach einer Unregelmäßigkeit sucht, die den Edelstein verderben könnte. Sie kam zu einer Entscheidung, beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch.
»Ich glaube, Sie sind ein Schwindler.«
Juan hatte Mühe, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen. »Also … ich bitte Sie«, stotterte er schließlich.
»Sie. Dieses Schiff. Ihre Mannschaft. Nichts ist das, was es zu sein scheint.«
Cabrillo hatte Mühe, einen neutralen Gesichtsausdruck beizubehalten und zu verhindern, dass sämtliches Blut aus seinem Gesicht wich. In den Jahren, seit er die Corporation gegründet und angefangen hatte, die Weltmeere mit einer Reihe von Schiffen, die alle den Namen
Oregon
trugen, zu durchkreuzen, hatte niemand jemals den
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