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Schlangenjagd

Schlangenjagd

Titel: Schlangenjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Jack Dubrul
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verdrängt, als er von dem überwältigt wurde, was auf die Welt zukommen würde. Er wiederholte in einem fort: »Es tut mir leid, es tut mir so leid«, ohne zu begreifen, bei wem er sich eigentlich entschuldigte. Bei Dan oder den von ihm ausersehenen Opfern.
    »Dr. Merrick? Dr. Merrick, bitte, warum tut Dr. Singer uns das an?«
    Merrick hörte die Qual in ihrer Stimme, aber er konnte nichts darauf erwidern. Er weinte so heftig, dass es klang, als würde seine Seele zerfetzt werden. Das Schluchzen hielt für zwanzig Minuten an, dann versiegten seine Tränen.
    »Es tut mir leid, Susan«, stieß er hervor, als er seine Stimme endlich wieder unter Kontrolle hatte. »Es ist nur –« Ihm fehlten die Worte. »Dan Singer wirft mir vor, die Firma in der Öffentlichkeit vertreten zu haben. Er tut dies aus Neid, aus Eifersucht. Ist so etwas denn zu fassen? Tausende Menschen sind tot, und er tut all das, nur weil ich populärer war als er.«
    Susan Donleavy gab keine Antwort.
    »Susan?«, rief er, und dann lauter: »Susan! Susan!«
    Ihr Name wurde von den Wänden zurückgeworfen und verhallte. Dann aber breitete sich im Zellenblock wieder Stille aus. Merrick war überzeugt, dass Daniel Singer soeben ein weiteres Opfer gefunden hatte.

13
    »Sie können sich unten ausruhen, wenn Sie wollen«, bot Juan Sloane an, als sie gähnte.
    »Vielen Dank, aber mir geht es gut«, erwiderte sie und gähnte wieder. »Aber ich nehme noch etwas Kaffee.«
    Cabrillo zog die silberfarbene Thermosflasche aus dem Halter neben seinen Knien und reichte sie ihr. Dabei überflog er automatisch die sparsamen Anzeigeninstrumente des Rettungsbootes. Der Motor lief rund, der Treibstofftank war zu drei Vierteln gefüllt, und sie hatten nur noch eine Stunde Fahrt bis Walvis Bay vor sich.
    Als Max eine Stunde nach ihrem Aufbruch von der
Oregon
angerufen hatte, um ihm mitzuteilen, dass George Adams’ Helikopterausflug zu der Stelle, wo der verrückte alte Fischer seine stählernen Schlangen gesehen haben wollte, nichts erbracht hatte als spiegelglatten leeren Ozean dachte Juan kurz daran, Sloane in ihr Hotel zu bringen, mit der nächsten Maschine nach Kapstadt zu fliegen und auf sein Schiff zurückzukehren. Aber jetzt, einige Stunden später und mit einer etwas genaueren Vorstellung davon, was in Sloane Macintyre vorging, war er überzeugt, dass seine Entscheidung, ihr zu helfen, genau richtig gewesen war.
    Sie wurde durch die gleichen Dinge angetrieben wie er und war jemand, der einen Job nicht halb beendet lassen konnte und sich vor keiner Herausforderung drückte. Irgendetwas Seltsames ging in diesen Gewässern vor sich, und keiner von ihnen beiden würde Ruhe geben, bis er genau wusste, was dort geschah, auch wenn es nichts mit dem zu tun hätte, womit sie sich im Augenblick befassten beziehungsweise befassen sollten. Er bewunderte ihre Neugier und ihre Beharrlichkeit, zwei Eigenschaften, die auch ihn selbst auszeichneten.
    Sloane schenkte schwarzen Kaffee in den Deckel der Thermosflasche. Dabei passte sich ihr Körper dem Rhythmus der Wellen, die unter dem Bootsrumpf durchliefen, so geschmeidig an, dass sie nicht einen Tropfen verschüttete. Sloane trug immer noch ihre Shorts und hatte Juans Angebot angenommen, sich einen der orangefarbenen Windbreaker überzuziehen, die zur Notfallausrüstung des Boots gehörten. Den seinen hatte er sich mit den Ärmeln um die Hüften gebunden.
    Das Boot verfügte über genügend Proviant, um vierzig Personen eine Woche lang zu ernähren, sowie über eine kleine Entsalzungsanlage, die trinkbares – wenn auch immer noch leicht salziges – Wasser produzierte. Die Überzüge der Sitze in der geschlossenen Kabine sahen aus wie rissiges Vinyl, bestanden jedoch in Wirklichkeit aus weichem Ziegenleder, das entsprechend behandelt worden war, damit es alt und schäbig aussah. Ein an der Decke montiertes verschließbares Fach konnte heruntergelassen werden. Es enthielt einen drei Zoll großen Plasma-TV-Bildschirm sowie eine umfangreiche DVD-Bibliothek und Surround Sound. Es war Max’ reichlich verrückte Idee gewesen, den Film
Titanic
automatisch starten zu lassen, falls es jemals dazu kommen sollte, dass die Mannschaft die Rettungsboote benutzen musste.
    Jeder Winkel und jede Nische war liebevoll gestaltet worden, um den Komfort und das Wohlbefinden eines jeden zu steigern, der gezwungen war, sein Leben diesem Boot anzuvertrauen. Es war eher eine Luxusjacht als eine lebensrettende Einrichtung. Das Boot war außerdem

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