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Schlangenkopf

Schlangenkopf

Titel: Schlangenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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Privatbank Oheymer & Jaumann, eigentlich im bajuwarisch-voralpinen Raum zu Hause, die im Gegenzug in großem Maßstab Küstengrundstücke, Immobilien und sogar Hafenanlagen aus dem Besitz des untergegangenen jugoslawischen Staates und seiner Streitkräfte erwirbt.«
    »War Fausser einer dieser Bundestagsabgeordneten?«, fragt Berndorf.
    »Auf dem Papier nicht«, antwortet Dingeldey nach einigem Zögern. »Auf dem Papier des Basler Handelsregisters tauchen überhaupt keine Namen deutscher Abgeordneter auf, ich bitte Sie! Einer der Teilhaber allerdings war eine Rheinische Consult GmbH, die wiederum drei Abgeordneten der damals hauptsächlich staatstragenden Parteien gehört hat. Christian Fausser war nicht dabei, was mich um ein Haar dazu verleitet hätte, ein wenig mehr an das Gute im Menschen zu glauben.«
    Berndorf fühlt sich zur Frage aufgefordert, warum man das besser nicht tut – nämlich an das Gute im Menschen zu glauben. Aber er mag solche Fragen nicht, und schon gar nicht will er dazu angehalten werden. Also wartet er.
    »Ich habe mich dann«, fährt Dingeldey ein wenig enttäuscht fort, »ein wenig mit einem anderen der damaligen Teilhaber beschäftigt, und zwar mit einem Jörg Matthaus, der mir jüngst in einem anderen und gleichwohl merkwürdig mit Kroatien verknüpften Zusammenhang aufgefallen ist – Matthaus ist Frontmann einer Investorengruppe, die vor Kurzem die mit ihren Adria-Investitionen offenbar doch nicht ganz so glückliche Privatbank Oheymer & Jaumann übernommen hat. Eben die Privatbank, die er jetzt an die Landesbank Süd zu verkaufen im Begriffe steht. Nun ja, und was finde ich im Internet? Dass der damals junge Banker Jörg Matthaus bei den Bundestagswahlen 1994 eine Erststimmen-Kampagne für Christian Fausser in dessen Stuttgarter Wahlkreis aufgezogen hat. Das ist ein wenig ungewöhnlich, Matthaus war damals wohl schon in den Führungsstab der Landesbank Süd aufgerückt. Dort wird man dieses Engagement für eine Partei, der die Sympathien der Banker sonst nicht gelten, mit eher hochgezogenen Augenbrauen verfolgt haben …«
    Matthaus, Jörg. Als würden ihm die Schuppen von den Augen fallen, weiß Berndorf, wer der jugendlich-weißhaarige Elegant ist, den er am Morgen auf dem Hauptbahnhof gesehen hat.
    »Sie sind nicht sehr beeindruckt«, stellt Dingeldey fest.
    »Einer der Teilhaber der Hephaistos war also Jovan Mesic?«, fragt Berndorf.
    »Unser und Zlatans Freund Jovan Mesic, ja doch, damals Staatssekretär im kroatischen Verteidigungsministerium«, antwortet Dingeldey. »Sie werden sich fragen, wo seine Anteile abgeblieben sind? Nach Ende des jugoslawischen Bürgerkriegs ändern sich die Eigentumsverhältnisse der Hephaistos AG, weder Jovan Mesic noch die Rheinische Consult der drei Abgeordneten oder Matthaus erscheinen mehr als Teilhaber. Neu eingetreten dafür eine Off-Shore-Gesellschaft mit einem Namen aus Tausend-und-Einer-Nacht und – das wird Sie nun interessieren – eine in Zug residierende Daniel Kirstejn Vermögensverwaltung. Damit stellt sich die Frage, wer denn dieser Herr Kirstejn wohl sein mag. Merkwürdig ist nun, dass im Internet – also dort, wo Sie jedes fünfzehnjährige Babyspeck-Gesicht verewigt finden –, dass also im Internet über diesen Geschäftsmann Daniel Kirstejn so absolut keine Information zu finden ist, dass ich zunächst den Verdacht hatte, diesen Mann gäbe es gar nicht, und die Vermögensverwaltung Daniel Kirstejn hätte sich des Namens eines vielleicht längst Verstorbenen bedient. Wie mir aber Barbara berichtet, hat ihr dieser Monsignore Feichtmayr ausdrücklich bestätigt, dass er diesem Herrn Kirstejn ganz leibhaftig begegnet ist und mit ihm persönlich verhandelt hat. Das alles mutet mich nachgerade an wie das Schauspiel, das die Sonne bietet: Vorne am Horizont taucht der General Mesic unter, und hinten erhebt sich der Geschäftsmann Kirstejn. Ich denke, unser Problem liegt nicht darin, dass wir keine Indizien hätten, sondern es fehlt an dem verbindenden Element, das diesen Indizien erst ihre Durchschlagskraft gibt.«
    »Das ist mir etwas zu martialisch gesprochen«, wendet Berndorf ein. »Munition wird nach ihrer Durchschlagskraft beurteilt. Ich benutze keine Schießeisen.«
    »Nein, Sie nehmen lieber den Spaten«, gibt Dingeldey zurück. »Zweiter Anlauf. Wenn ich es richtig sehe, ist dieser junge türkische Mann Ihrer Ansicht nach vorsätzlich totgefahren worden, weil man oder frau ihn mit Zlatan verwechselt hat. Anlass ist demnach

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