Schlangenkopf
was geht Sie das alles an?«
Berndorf hebt die Hand und legt einen Finger vor den Mund. »Hören Sie den Hund?«
»Der kläfft doch die ganze Zeit«, mischt sich unerwartet die Frau ein. »Sie sollen uns sagen, was Sie das alles angeht!«
Das Bellen draußen ist plötzlich ganz nah, dann wieder weiter weg.
»Sie sollten etwas leiser sein«, sagt Berndorf. »Der Hund da draußen – der rennt am Zaun entlang, auf und ab, das können Sie am Gebell hören. Ich fürchte, es ist jemand in Ihrem Garten.« Er wendet sich an Sirko. »Außerdem denke ich, es sind Leute von derselben Firma, die den Landrover geschickt hat.«
Sirko schüttelt kurz den Kopf. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Immerhin spricht er mit gedämpfter Stimme.
»Das Auto, mit dem jener Mann totgefahren wurde – das war ein Landrover.«
Weit draußen hört man eine Frauenstimme schimpfen, dann hört das Gebell allmählich auf, ein paar letzte Bäffer noch, dann schließt sich eine Tür, und es herrscht Stille.
»Sie reden da ziemlich viel komisches Zeug raus, wissen Sie das?«, sagt die Frau.
Berndorf hebt nur die Hand, als Zeichen, dass sie schweigen soll. »Sie haben doch Telefon im Haus? Rufen Sie die Polizei!«
»Die Polizei!«, wiederholt Zlatan Sirko, »ich hab’ genug Polizei erlebt, die muss ich mir nicht auch noch selber bestellen!«
»Es ist deutsche Polizei«, sagt Berndorf, »keine kroatische …«
»Deutsche Polizei!« Er sagt es in einem Ton, der Berndorf verstummen lässt. Er steht auf und geht zu dem Vorhang, der die Fensterfront verdeckt.
»Was tun Sie da?« Sirko hat wieder zu der Pistole gegriffen.
»Wenn Sie sich nicht von der Polizei helfen lassen wollen, müssen wir selbst sehen, wie wir über die Runden kommen«, sagt Berndorf. »Könnten Sie mal das Licht ausschalten?«
Sirko wirft ihm einen Blick zu, prüfend, vielleicht auch ein wenig unsicher. Dann steht er doch auf, geht zum Schalter und löscht das Licht.
»Was macht ihr da für einen Scheiß!«, protestiert Elfie.
»Nicht so laut«, sagt Sirko, »und geh vom Tisch weg!«
»Fang bloß nicht an, mich herumzukommandieren!« Trotzdem steht sie auf. »Das ist noch immer mein Haus … Wo bist du denn?« Sie tappt ein paar Schritte in den Wohnraum, dann wendet sie sich – in der Dunkelheit überraschend zielstrebig – zur Flurtür und bleibt dort bei Sirko stehen, der sie in den Winkel zwischen der Wand und dem mächtigen altertümlichen Büfett zieht.
Berndorf schiebt den Vorhang gerade so weit zur Seite, dass er hinausspähen kann. Es dauert etwas, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, allmählich erkennt er die Umrisse einer Terrasse mit einem Tisch und zwei Korbstühlen und allerhand Gerümpel, dahinter ein kleines Fleckchen Rasen, und wieder dahinter und an der Seite zum Nachbarhaus immergrünes Gebüsch, über das unversehens ein Streifen kalkiges Mondlicht fällt. Die vom Haus aus rechte Seite des Gartens kann er nicht überblicken, er müsste sonst den Vorhang weiter zur Seite schieben. Er entdeckt, dass es zu der Terrassentür einen Rollladen gibt, er lässt ihn herunter und ebenso die Jalousie für das Doppelfenster.
Kein großer Schutz, gewiss nicht. Im Fall des Falles ein kleines zusätzliches Hindernis, das einen Eindringling zwingt, noch mehr Lärm zu machen.
»Sie können wieder das Licht einschalten … Ist die Terrassentür der einzige Zugang in den Garten?«
Licht fällt auf den ovalen Tisch. »Nein«, sagt Elfie Watzkau, »von der Waschküche im Keller kommt man auch in den Garten.«
»Ich will mir das ansehen«, sagt Berndorf, an Zlatan Sirko gerichtet. »Lassen Sie überall im Haus die Rollläden herunter, aber so, dass die Ritzen nicht ganz schließen, und in den Zimmern schalten Sie danach bitte das Licht ein. Wenn irgendwo ein Radio steht, stellen Sie es an, aber nicht zu laut, ebenso diese Glotze hier drin.« Berndorf steht inzwischen am Tisch und steckt seine Brieftasche wieder ein.
»Der spinnt doch?«, fragt Elfie.
»Das Haus soll nach außen so aussehen, als wären überall Leute«, erklärt Berndorf und will in den Flur gehen.
Mit einem boshaften Schnarren bricht die Türklingel los, zweimal rasch hintereinander gedrückt, wie von jemand, der Recht hat und auf diesem Recht besteht.
»Was jetzt?«, fragt Sirko flüsternd.
»Elfie soll zur Tür gehen«, antwortet Berndorf mit gedämpfter Stimme, »und fragen, was Sache ist. Aber sie darf auf keinen Fall öffnen, auch nicht, wenn draußen angeblich die
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