Schlangenkopf
Polizei oder die Feuerwehr steht.« Er wendet sich direkt an sie. »Egal wer es ist, Sie verlangen, dass er Ihnen den Ausweis in den Türbriefkasten wirft. Darauf müssen Sie auch dann bestehen, wenn es angeblich ein alter Freund von Watzkau ist.«
Wieder schnarrt die Türklingel durch den Flur.
»Aber wenn es wirklich ein alter Freund ist?«, fragt Elfie Watzkau.
»Reden Sie mit ihm, so viel wie Sie lustig sind«, antwortet Berndorf, »lassen Sie aber auf keinen Fall jemanden herein, und bleiben Sie nicht hinter der Tür stehen, sondern seitlich davon an der Wand …« Er wendet sich an Sirko: »Gehen Sie mit ihr, passen Sie auf sie auf!«
Wieder schlägt die Klingel an, Elfie ruft zornig, dass sie ja schon kommt und dass niemand pausenlos klingeln muss, Berndorf öffnet eine Tür, es ist die zur Kellertreppe, er schaltet das Licht ein und steigt ein paar Stufen hinunter und horcht dann doch noch einmal nach oben, von wo er Elfie Watzkaus etwas schrille Stimme hört:
»Wer ist da? Die Stadtwerke?«
Er steigt weiter die Treppe hinab. Auf halber Höhe befindet sich ein Absatz, zwischen den beiden gegenläufigen Treppenarmen ist ein Regal hochgezogen. Die meisten Fächer sind leer, ein oder zwei Dutzend Weinflaschen verstauben in ihren Gestellen. Unten angekommen, versucht Berndorf sich zu orientieren – er sieht drei Türen, eine davon ist rechts, es müsste die zur Waschküche sein. Von oben hört er Elfies Stimme:
»Die Gasleitung! Oh mein Gott …«
Das dumme Huhn wird sich doch nicht bluffen lassen? Aber darum kann er sich jetzt nicht kümmern, er wendet sich nach rechts – und bleibt gleich wieder stehen. Aus dem Kellerraum vor ihm hört er eine Art Schrappen, dann ein klirrendes Geräusch. Der Schlüssel, denkt er, sie haben den Schlüssel nach innen gestoßen, und jetzt ist er auf den Boden gefallen. Er blickt um sich. Neben dem Regal, unterhalb des oberen Treppenarmes, befindet sich eine nach oben abgeschrägte Nische, ein Spaten und anderes Gartengerät sind darin abgestellt, links befindet sich ein Lichtschalter. Ohne groß zu überlegen, löscht er das Kellerlicht und duckt sich in die Nische. Tastend vergewissert er sich, dass die Regalfächer neben ihm leer sind, dann sucht er – wiederum tastend – nach dem Spaten, als er ihn gefunden hat, nimmt er ihn mit beiden Händen und legt ihn bereit. Und wartet. Es herrscht fast völlige Dunkelheit, nur ein roter Lichtknopf an der Tür gegenüber scheint anzuzeigen, dass sich dort der Heizungskeller befindet und dass die Heizung in Betrieb ist.
Was hört er von oben? Er achtet nicht darauf, sondern nur auf das Schrappen, das jetzt wieder zu hören ist. Dann ein Klicken. Eine Tür schrammt über Steinboden. Unversehens zeichnet ein Lichtstreifen die Ritze unter der rechten Kellertür nach und ist auch gleich wieder verschwunden. Eine Klinke knackt, dann wird die Tür aufgeschoben, der Strahl einer Stablampe zittert durch den Kellerflur. Berndorf packt den Spaten mit beiden Händen, er hört ein kurzes Flüstern von Männerstimmen, versteht aber nichts, könnte nicht einmal sagen, ob da Italienisch oder Russisch gesprochen wurde. Schritte nähern sich, andere – schwerere – Schritte folgen, der Lichtstrahl wandert die Treppe hinauf, Berndorf lässt den ersten Mann an sich vorbei nach oben, der zweite ist dicht hinter ihm.
Mit voller Wucht stößt Berndorf den Spaten durch das offene Regal, trifft auf Widerstand, hört einen unterdrückten Aufschrei, eine massige schwere Gestalt stürzt nach vorne auf die Treppe, irgendeine fremde Kraft versucht Berndorf den Spaten aus den Händen zu hebeln. Der reißt den Stiel herum und will den Spaten zu sich herziehen, aber das Blatt verhakt sich, er muss den Stiel drehen, um es loszubekommen.
Jemand flucht und wimmert aus zusammengebissenen Zähnen. Berndorf hat den Spaten genommen, als wäre er eine Axt, und ist mit zwei lautlosen Schritten am Treppenaufgang. Vor ihm windet sich der Körper eines großen athletischen Mannes auf den Stufen, beleuchtet von der Stablampe, deren Strahl ihn abtastet, die Stablampe wird von dem Kerl gehalten, der zuerst die Treppe hochgestiegen war, er ist jetzt über seinen Kumpel gebeugt. Es ist ein jüngerer Mann, schwarz gekleidet, und Berndorf holt aus und schlägt den Spaten mit der flachen Seite des Blattes, aber mit voller Wucht auf den Kopf mit dem schwarzen, kurz geschnittenen Haar.
Für einen scheinbar endlosen Augenblick verharrt der junge Mann, dann läuft ein Zittern
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