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Schlangenkopf

Schlangenkopf

Titel: Schlangenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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für die Mulackstraße bringen. Und ich würde gerne mit Zlatan über das Lager Dretelj sprechen.«
    Täuscht er sich, oder wird drinnen getuschelt?
    Unversehens hört er ein Knacken, und bis er begreift, dass hier Riegel zurückgezogen werden, geht die Tür auch schon auf, vor sich sieht er eine untersetzte, knapp mittelgroße Frau mit der Frisur eines gerupften Vogels, die durch eine Brille mit enorm dicken Gläsern zu ihm hoch starrt. Er macht einen Schritt in den Hausflur hinein, die Frau wirft hinter ihm die Tür wieder ins Schloss und verriegelt sie eilends.
    Irgendjemand drückt Berndorf ein Stück Metall in den Rücken, kurz unterhalb des linken Schulterblatts.
    »Legen Sie die Hände hinter den Kopf«, flüstert eine Stimme. »Und versuchen Sie keine Tricks …«
    Berndorf hebt langsam beide Hände und tut, wie ihm geheißen.
    D as ist schon sehr annehmbar, um nicht zu sagen: ganz vorzüglich«, sagt der Bilch kauend, »Pfannkuchen mit Aprikosenmarmelade! Ein Gedicht.« Dann nimmt er einen kräftigen Schluck aus der Sektflasche und wendet sich wieder, die Hände vor dem dicken Bauch gefaltet, dem Notebook zu. »Und was ich da außerdem noch gefunden habe, also für den armen alten Bilch ist das fast ein Innerer Reichsparteitag …«
    »Erklär mir’s«, sagt André und schneidet vorsichtig ein Stück von seinem Pfannkuchen ab, so dass an den Seiten nicht zu viel Marmelade herausläuft, übrigens hat er Erdbeere vorgezogen.
    »Das ist ein bisschen schwierig«, räumt der Bilch ein, »auch versteh ich ein paar Dinge selber nicht. Aber versuchen wir es mal. Da war also Krieg, und um ein Haar wären die einen verloren und verratzt gewesen, wenn sie nicht plötzlich Panzer und all solchen Scheiß bekommen hätten.«
    »Wer hat es ihnen gegeben?«
    »Offenbar niemand«, antwortet Bilch. »Wir Deutschen waren es nicht. Können es nicht gewesen sein. Wir liefern doch keine Panzer in Kriegsgebiete. Panzer! Damit können ja Menschen totgeschossen werden! Machen wir doch nicht. Allerdings hatten wir damals offenbar zu viel davon. Also von diesen Panzern und dem anderen Scheiß. Deswegen haben wir’s verschrottet. Nein – wir haben es nicht selber gemacht, sondern wir haben es in Italien verschrotten lassen. Da drin …« – er deutet auf das Notebook – »ist das alles dokumentiert und belegt, lauter geheime Verschlusssachen, wenn du verstehst, was ich meine …«
    Kauend gibt André zu, dass er in der Tat nicht so ganz folgen kann.
    »Macht nichts«, meint der Bilch. »Jedenfalls wurden die Panzer in Italien verschrottet, hast du das? Aber vierzehn Tage später fuhrwerkten genau solche, wie wir – also die Deutschen – in Italien haben verschrotten lassen, zweihundert Kilometer weiter östlich durch das Karstgebirge, dass die Karawanken nur so wankten, falls die Berge dort zufälligerweise wirklich so heißen.«
    André schüttelt den Kopf. »Die haben die Panzer in vierzehn Tagen wieder aus dem Schrott zusammengebaut?«
    »Kaum«, meint der Bilch phlegmatisch.
    »Und was hat dabei diese Bank getan, von der du erzählst hast?«
    »Ja, die kleine feine Bank!« Sofort fängt der Bilch wieder Feuer. »Da war also Krieg, und im Krieg geht ja viel kaputt, und so hat sie Baumaschinen finanziert und Traktoren für die Bauern, und die großen Mähdrescher dazu, und Fischkutter für die Fischer und Yachten für die Freizeitkapitäne. Weißt du, was daran ein bisschen komisch ist?«
    André sagt nichts, sondern blickt nur fragend.
    »Dass die kleine feine Bank das alles schon finanziert hat, bevor der Krieg überhaupt herum war. Aber das Allerschönste ist was ganz anderes.« Er schiebt den Stuhl wieder an den Tisch und ruft eine neue Datei auf. »Ich weiß zwar nicht, was der Mensch, der all dieses Zeug zusammengestellt hat – was der damit bezweckt hat. Ums Verrecken weiß ich das nicht … Aber da gibt es einen Eintrag im Handelsregister von Basel – das ist eine Stadt in der Schweiz, wie du hoffentlich weißt –, und zwar ist da eine Gesellschaft für Sicherheitstechnik eingetragen, eine AG, eine Aktiengesellschaft also, die heißt Hephaistos …« – der Bilch unterbricht sich und dreht sich zu André um – »das ist …«
    »Das ist der Sohn von Zeus, der die Waffen geschmiedet hat«, erklärt André.
    Der Bilch dreht sich wieder um. »Seit wann gibt es Comics über die Antike? Na gut … Dieser Vogel, dem du das Notebook abgenommen hast, der hat alles gesammelt, was über diese Hephaistos zu kriegen war, also

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