Schlangenküsse
schlagbereit.
»Ich muss es tun, John.«
»Natürlich.«
Ich trat zwei Schritte zur Seite, um ihn bei seiner Aktion nicht zu stören.
Er wartete, bis auch das hintere Ende des Schlangenkörpers das Wasser verlassen hatte und durch den dunkleren Schlick glitt. Bevor die Schlange unsere Füße erreichte, um sich zum Biss aufzurichten, schlug Suko zu.
Er traf den Körper genau in der Mitte. Für einen Moment hatte ich das Gefühl, als würde die Stelle aufglühen, an der die Peitsche den Körper erwischt hatte. Plötzlich wurden Reste in die Höhe gewirbelt, und wir zählten drei.
Wie bei Mason Carter war auch diese Schlange durch die magische Kraft der Dämonenpeitsche in drei Teile zerhackt worden. Sie lagen im dunklen Schlick, und sie selbst dunkelten nach, bis sie verbrannt aussahen.
Ich warf einen Blick auf den Teich. Das Pony lag im Wasser. Es wirkte irgendwie aufgedunsen.
Ein Tier konnte sich also nicht in eine Schlange verwandeln, sondern nur Menschen oder menschenähnliche Wesen. Bei zweien hatten wir es erlebt, und ich dachte weiter. Wenn die Schlangen die Herrschaft in diesem Teil Aibons übernahmen, dann konnten sie es im Laufe der Zeit schaffen, alle Feen, Elfen oder auch ähnliche Wesen in Schlangen zu verwandeln.
Wenn das eingetreten war, dann gehörte dieser Teil des Paradieses ebenfalls dem mächtigen Druidenfürsten und Magier Guywano. Welch ein hinterlistiger und auch perfider Plan, aber auf keinen Fall von der Hand zu weisen.
Suko hatte wohl bemerkt, wie angestrengt ich überlegte, denn er fragte: »Könnte es sein, dass du die gleichen Gedankengänge verfolgst wie ich?«
»Wahrscheinlich.« Ich berichtete ihm von meinen Folgerungen, und er nickte.
»Zwei Seelen – ein Gedanke.«
»Na super.«
»Was können wir tun?«
Auch diese Frage hatte ich mir gestellt. Es war immer das Gleiche. Wenn ich mich in Aibon aufhielt, fühlte ich mich irgendwie hilflos und wie gefangen. Es mochte daran liegen, dass mein Kreuz die andere Welt zwar anzeigte, sich aber nicht gegen sie stemmte, nicht in diesem Teil des Fegefeuers .
Die Schmetterlinge befanden sich wieder auf dem Rückzug. Nur noch drei tanzten über dem Wasser, als wollten sie noch mal richtig Abschied nehmen.
»Hast du denn eine Idee?
Suko schüttelte den Kopf. »Im Moment nicht. Ich versuche nur, einige Teile des Puzzles zusammenzusetzen, was nicht einfach ist. Da gibt es die blonde Frau, die uns gelockt hat. Sie ist verschwunden, ebenso wie die anderen.«
»Wen meinst du?«
»Die Mitglieder der Sekte.«
Ich richtete meinen Blick zu Boden und sagte mit leiser Stimme: »Genau damit habe ich meine Probleme, Suko. Bisher haben wir nur von ihnen gehört, abgesehen von Carol Morgan. Ich frage mich inzwischen, ob es sie überhaupt gibt. Sind sie existent oder hat man sie einfach nur als Drohung oder als einen Teil der Zukunft ausgebaut? Vielleicht gibt es nur Carol und natürlich diese Schlangenfrau. Allmählich fange ich an, mich mit diesem Gedanken anzufreunden.«
»Aber Carter hat gesagt...«
Ich unterbrach ihn. »Nein, Suko, ich denke nicht, dass wir unbedingt auf ihn hören sollten. Carter befand sich, als er sprach, in einer extremen Lage. Da hätte er uns alles Mögliche unter die Weste schieben können, und wir hätten es geglaubt. Ich bin von dieser Wahrheit noch nicht überzeugt.«
»Dafür von der Schlangen-Invasion.«
»Worauf du dich verlassen kannst.«
Wir schwiegen, weil wir beide das Gefühl hatten, in einer veränderten Welt zu stehen. Es war eine Welt ohne Stimmen, ohne Geräusche. Ich hoffte auf das Singen eines Vogels. Ich wartete darauf, den wunderschönen Klang der gläsernen Glocken zu hören, und ich rechnete auch damit, die sanften Körper der durch die Luft schwebenden Feen zu sehen, doch nichts dergleichen passierte.
Wir standen im positiven Teil des Landes Aibon und kamen uns vor wie in einem dumpfen Kessel gefangen.
»Weißt du, worüber ich mich freuen würde, John?«
»Nein, noch nicht.«
»Über ein bestimmtes Flötenspiel.«
Mein Lächeln fiel etwas verloren aus. Suko hatte da genau das Richtige gesagt, denn auch mir wäre viel wohler gewesen, hätten wir den Roten Ryan mit seiner Flöte in der Nähe gewusst. Eigentlich war er immer sehr schnell in unserer Nähe, wenn wir Aibon erreichten. Heute hielt er sich zurück, und das brachte mich nicht eben auf gute Gedanken.
Aibon war ein Paradies und ein Land der Wunder. Nur hatte dieses Wunder für mich einen sehr faden Beigeschmack bekommen, und das
Weitere Kostenlose Bücher