Schlangenküsse
schlug mir verdammt auf den Magen.
Die Schlangen im flachen Gewässer hatten sich wieder beruhigt. Sie bewegten sich zwar noch, aber sie schlängelten sich ruhig zwischen Grund und Oberfläche hindurch. Sie trafen auch keine Anstalten, den kleinen Teich zu verlassen. Die Normalität war wieder zurückgekehrt, hätte es nicht das tote, weiße Pony gegeben.
»Du möchtest sicherlich auch nicht hier bleiben«, sagte Suko.
»Auf keinen Fall.«
»Dann komm.«
»Wohin?«
Er grinste mich scharf an. »Die Blonde suchen. Sie ist alles in dieser Welt, und ich kann mir verdammt gut vorstellen, dass sie auch einen direkten Draht zu Guywano besitzt.«
»Okay, machen wir uns auf die Suche.« Es blieb uns nichts anderes übrig, wobei ich davon ausging, dass diese Frau uns suchte und sicherlich auch wusste, wo wir uns aufhielten, sich aber aus bestimmten Gründen zurückhielt.
Allerdings war bei ihr auch jeden Augenblick mit einem Angriff aus dem Hinterhalt zu rechnen. Ich stellte mir vor, wie sie aussah, wenn sie sich verwandelt hatte. Da wurde dann aus dem Menschenkörper der einer Schlange.
Suko hatte die Peitsche wieder zurück in den Gürtel gesteckt. Die Riemen allerdings hingen offen hervor, und er war bereit, sie jeden Augenblick zu ziehen, um uns zu verteidigen.
Wenigstens die Hoffnung gab es. Ansonsten sah es recht düster für uns aus.
Aibon war und blieb unsere neue Welt!
Darin sah ich nichts Negatives, da ich Ähnliches schon des Öfteren erlebt hatte. Aber bei diesem Besuch war es trotzdem anders, denn diesmal umgab uns eine Welt, die ich als tot ansah. Sie hatte sich so schrecklich verändert. Es waren keine Geräusche zu hören, keine Tierstimmen, kein Flüstern, kein Plätschern. Hier schien alles Leben gestorben zu sein.
Nicht allerdings die Bäume und Büsche. Sie standen noch in vollem Wuchs. Das Astwerk war dicht mit Blättern bewachsen, und die niedrigeren Büsche hatten oft Blüten mit verschwenderischer Farbenpracht.
Sie hätten eigentlich eine Beute für Insekten sein müssen, aber auch sie blieben verschwunden, und so bekamen wir den Eindruck, dass in und hinter der Fassade das Böse lauerte und nur darauf wartete, dass wir einen Fehler begingen.
Wir waren sehr vorsichtig. In einem dschungelähnlichen Wald wie diesem konnten sich die Schlangen natürlich perfekt verstecken. Sie brauchten nicht nur auf dem Boden zu lauern, sondern konnten sich in den Büschen und auch in den Bäumen versteckt halten, um bei einer günstigen Gelegenheit blitzschnell zuzustoßen.
Auch jetzt entdeckten wir keine Pfade oder Wildwechsel. Manchmal hatte ich den Eindruck, mich in einem großen botanischen Garten aufzuhalten, bei dem einfach die pflegende Hand eines Gärtners fehlte.
Es war auch schwer, in einem solchen Gelände die Orientierung zu behalten. Zu leicht konnte man sich im Kreis bewegen.
Die unterschiedlichsten Düfte und Aromen erreichten unsere Nasen. Sie drangen von allen Seiten auf uns ein, erfüllten unsere Nasen, und ich hatte mehr als einmal den Eindruck, als würden sie sich auf meine Zunge legen und dort festkleben.
Ob es wirklich wärmer geworden war, konnte ich nicht sagen, jedenfalls schwitzte ich. In der Tat hielt sich oft eine feuchte Luft zwischen den Gewächsen. An manchen Stellen wallte Nebel im Wald.
Wahrscheinlich gingen wir durch Gebiete, die noch nie eines Menschen Fuß betreten hatte. Es war alles so fremd. So verhangen. Umgestürzte Bäume lagen oft schräg und bildeten, wie dem Zufall folgend, manchmal Brücken, die über kleinere Gewässer hinwegreichten.
Hoch über unseren Köpfen bildeten auch jetzt die Kronen der mächtigen Bäume regelrechte Dächer. In dieser Höhe bewegten sich die meisten Vögel. Oft so schnell, das wir sie, wenn wir hochschauten, nur als bunte Flecken durch die Luft huschen sahen.
Da, wo der Boden besonders feucht war, hatten sich die Nebelbänke bilden können. Da so gut wie kein Wind wehte, bewegten auch sie sich nicht. Manchmal sahen sie aus wie helle Tore, die in noch andere Welten führten.
Suko, der noch immer vor mir ging, blieb plötzlich stehen. Auch ich bewegte mich nicht mehr weiter. Den Grund für Suko’s Verhalten hatte ich noch nicht herausgefunden. Ich bezweifelte, dass er sich einfach nur ausruhen wollte.
Bevor ich ihn ansprach, prägte ich mir die Umgebung ein. Es entsprach sicherlich nur meinem subjektiven Empfinden, aber für mich hatte sie ein subtropisches Aussehen angenommen. Es lag an den Bäumen, deren Blätter so lang
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