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Schlangenküsse

Schlangenküsse

Titel: Schlangenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und sichelförmig und deren Stämme von einer dicken grünen Pflanzenschicht überwachsen waren, ebenso wie an den Dunstschleiern. Sie verteilten sich fahnengleich im Wald, der hier lichter wirkte als an anderen Stellen, die wir passiert hatten.
    Dafür gab es auch einen Grund!
    Die Aibon-Sonne hatte mehr Platz bekommen. Zwar stand sie hoch über den Kronen, doch diese Dächer waren nicht überall gleich dicht. In unserer Umgebung zeigten sie Lücken, so dass das Himmelslicht Platz fand, nach unten zu scheinen und sich auf oder über dem Boden streifenförmig zu verteilen.
    Die Umgebung war es nicht, die Suko zu seinem Stopp veranlasst hatte. Es gab einen anderen Grund, den er mir im nächsten Moment zuflüsterte.
    »Ich habe Stimmen gehört.«
    »Und?«
    Er wusste, dass ich nach einer Erklärung verlangte. »Tierstimmen waren es nicht...«
    »Also Menschen?«
    »Ich denke schon.«
    Ich widersprach Suko nicht. Auf sein Gehör konnte er sich verlassen.
    »Kannst du eine Richtung sagen?«
    »Nein. Ich hatte das Gefühl, dass sie meine Ohren von allen Seiten trafen. Die wehten regelrecht auf mich zu, als hätten sie mich als Zentrum ausgesucht.«
    »Hast du verstanden, was sie sagten?«
    »Nein, John, aber ich kann dir etwas anderes sagen. Wenn mich nicht alles täuscht, sind es Frauenstimmen gewesen.«
    Es war schon komisch, aber das überraschte mich nicht mal. Wenn ich in diesem Zusammenhang an Frauen dachte, dann drehten sich meine Folgerungen automatisch um die Personen, die sich zu der Gemeinschaft der Schlangensekte zusammengefunden hatten. Wir hatten bisher nur eine der Personen gesehen, aber es mussten mehr sein.
    Automatisch schaute ich mich um. Ich suchte zwischen den Bäumen, hinter den fahnenähnlichen Lichtstreifen, durch die so mancher Dunstschleier träge trieb, aber ich sah sie nicht. Und ich hörte sie auch nicht, denn es umgab uns die schon bedrückende Stille.
    Ich wollte Suko noch einmal darauf ansprechen, als es passierte. So schnell, dass ich zusammenzuckte.
    »Sie sind da...«, sagte eine Frauenstimme.
    »Ja, beide«, erwiderte eine andere.
    »Jetzt haben wir sie.«
    »Wir müssen noch auf die Königin warten.«
    »Lasst sie nur nicht entkommen...«
    Ein gemeinsames Lachen folgte, und ich musste Suko Recht geben. Es waren tatsächlich Frauenstimmen gewesen, und diese Personen mussten sich in unserer Nähe versteckt halten.
    Suko dachte so wie ich. Er drehte sich sehr langsam und aufmerksam nach links. Ich bewegte mich in die andere Richtung. So gut wie möglich suchten wir dabei die Umgebung ab. Irgendwo mussten die Menschen doch zu sehen sein. Sie hatten sich bestimmt nicht in der Erde verkrochen. Einen Tümpel gab es in der Umgebung auch nicht, sondern nur einige Feuchtgebiete.
    Den Baum, der Sekunden zuvor in meinem Rücken gestanden hatte, den sah ich nun vor mir.
    Er stand da wie ein Riese. Der dicke, mit Moos und efeuartigen Pflanzen bewachsene Stamm schien mir für die Ewigkeit gebaut zu sein. Dicht über meinem Kopf breiteten sich die ersten starken Äste aus, von denen Zweige abgingen, die auf mich wie dünne Finger wirkten. Durch die grünen Blätter schimmerte Sonnenlicht und sorgte dafür, dass sie leicht fragil wirkten.
    Ich sah die Verzweigungen der Äste, die manchmal die seltsamsten Formen bildeten. Es gab auch Astgabeln, und in einer von ihnen bewegten sich keine zittrigen Blätter.
    Dort malte sich etwas anderes ab.
    Im ersten Moment glaubte ich an eine Täuschung. Das konnte es nicht geben. Aber in dieser Welt war alles anders. Es stimmte. Mich schaute tatsächlich ein Gesicht an.
    Nicht irgendeines.
    Es gehörte Carol Morgan.
    ***
    Ich war so überrascht, dass es mir zunächst die Sprache verschlug. Mit einem so plötzlichen Erscheinen hatte ich nicht mehr gerechnet, und ich merkte auch, wie es mir kalt den Rücken hinabrieselte, als hätte mich jemand mit Eis begossen.
    Das war wirklich kaum zu fassen. Carol Morgan, wie sie leibte und lebte.
    Oder doch nicht?
    Von ihrem Gesicht interessierten mich nur die Augen. Und sie hatten sich verändert, denn es gab keine Pupillen mehr. Die Höhlen waren von einer grünlich-schwarzen Farbe gefüllt, die mich mit einem sehr kalten Glanz anstrahlte.
    Ich sagte nichts. Auch nichts zu Suko. Dem war aufgefallen, wie sehr ich mich verändert hatte, und er drehte sich so, dass auch er auf Carols Gesicht schauen konnte.
    »Verflixt, sie ist es! Sag was über ihre Augen, John.«
    »Ich habe einen Verdacht...«
    »Sehr schön, ich auch.«
    Wir

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