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Schlangenküsse

Schlangenküsse

Titel: Schlangenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unternahmen noch nichts. Wir hatten zwar das Gesicht der Frau gesehen, aber auf dem Weg hierher hatten wir auch andere Frauenstimmen gehört. Es konnte sein, dass auch diese Personen in der unmittelbaren Umgebung lauerten.
    Ich versuchte es mit einer Frage, die nur aus einem Wort bestand. »Carol...?«
    Ja, sie gab eine Antwort. Nur keine menschliche. Sie gab sie auf ihre Art und Weise. Es war durchaus möglich, dass sich in das Lachen ein Zischen gemischt hatte. Einen Moment später begann sie, sich zurückzuziehen.
    Der Kopf glitt nach hinten. Er brauchte sich wirklich nur ein kleines Stück zu bewegen, dann fielen die dünnen Zweige mit den Blättern nach vorn, die zuvor vom Gesicht zur Seite geschoben worden waren.
    Dann war sie weg.
    »Suko, das war sie.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Aber sie war es nicht so, wie wir sie kennen. Sie hat sich verändert. Sie ist eine andere geworden, glaube mir. Hast du gesehen, wie sie sich zurückgezogen hat?«
    Ich lachte auf. »Das schafft kein normaler Mensch. Nicht so. Sie wirkte doch, als wäre sie mit dem Geäst dort verwachsen. Bleib du hier unten.«
    »Was hast du vor?«
    Ich kümmerte mich nicht um den besorgten Unterton in der Stimme, ging kurz in die Knie und stieß mich dann ab. Ich kam gut vom Boden weg, streckte meine Arme aus und bekam einen querwachsenden Ast schon mit dem ersten Griff zu fassen.
    Turnen war in der Schule zwar nie meine Leidenschaft gewesen, aber einen Klimmzug beherrschte ich noch, und mit ihm zog ich mich hoch, bis ich ein Bein über den Ast schwingen konnte und darauf ritt wie vorhin die Elfe auf ihrem hellen Pony.
    »Sag nicht, dass du sie verfolgen willst, John.«
    »Doch, das werde ich.«
    Zu sehen war sie nicht mehr. Ich hatte mir die Richtung gemerkt, in der sie verschwunden war. Den Gedanken, dass sie möglicherweise ein menschliches Gesicht zum Schlangenkörper besaß, ließ ich mal außer Acht. Es wäre mir zudem nicht neu gewesen, das hatte ich bereits früher mit Aibons Monsterschlangen erlebt.
    Auch ich musste die Blätter zur Seite schieben, um in das verschachtelte Ast- und Zweigwerk eindringen zu können. Auf meiner breiten und relativ glatten Unterlage rutschte ich vor und sah zum Greifen nahe bereits eine stabile Astgabel, die mir den nötigen Halt geben konnte. Sie war mein erstes Ziel. Ich ging davon aus, dass sie auch Carol Morgan als Stütze gedient hatte.
    Nach einigen Sekunden war ich froh, die beiden Abzweigungen als Stütze umfassen zu können.
    Pause.
    Ich wollte mich umschauen, aber Suko’s Stimme störte mich ein wenig. »Bist du noch da, John?«
    »Klar.«
    »Alles okay?«
    »Bis jetzt schon. Und bei dir?«
    »Keine Meldung. Siehst du Carol?«
    »Noch nicht. Ich melde mich, wenn es soweit ist.«
    »Aber gib nur Acht.«
    »Keine Sorge. Hier sieht es ganz gut aus.«
    Das war nicht übertrieben. Man konnte diesen Teil des Baumes, der für eine normal unter ihm hergehende Person uneinsehbar war, als eine große Höhle mit recht lichten Wänden betrachten, da es genügend Lücken im Bewuchs gab, durch die das Sonnenlicht dringen konnte. Es sorgte auch für eine gewisse Helligkeit, die in dieser Umgebung allerdings einen grünen Schimmer erhalten hatte. Weder Dunst noch Feuchtigkeit störten meinen Blick, hier war die Luft richtig klar und gab auch einen wunderbaren und irgendwie sehr schmackhaften Geruch ab.
    Ich konnte mir aussuchen, wohin ich wollte. Auch in der oberen Region des Baumes sah mir das Astwerk stark genug aus, um mich halten zu können. Auf meiner Ebene erst recht.
    Ich zog meinen Körper über den letzten Rest des Astes hinweg in die Gabel hinein und fand dort einen sicheren Halt, der es mir erlaubte, mich aufzustellen.
    Trotz allem wurde ich nicht übermütig und dachte an Suko’s Ratschlag. Auch hier waren die Äste feucht und an vielen Stellen mit einer grünen Schicht aus Pflanzen bewachsen.
    Die nächste Astgabel lag schräg über mir. Ich überlegte, ob es Sinn hatte, dorthin zu klettern. Zumindest hatte ich von dort einen besseren Blick in die Krone des hohen Baumes. Irgendwohin musste Carol ja verschwunden sein. Ich hatte sie noch nicht zu Gesicht bekommen, und das machte mich nervös.
    Also setzte ich meinen Vorsatz in die Tat um. Die nächste Astgabel war das Ziel.
    An die gehörten Stimmen wollte ich lieber nicht denken. Das konnte mich nervös machen. Dabei musste ich cool bleiben, um zu reagieren, wenn es die Lage erforderte.
    Es waren gute Vorsätze. Ob sie sich in die Tat umsetzen ließen,

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