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Schlangenküsse

Schlangenküsse

Titel: Schlangenküsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte ich mal dahingestellt sein lassen.
    Zum ersten Mal merkte ich, wie gefährlich die Kletterei wurde. Auf einem fremden Ast rutschte ich mit dem linken Bein weg, das zudem noch mein Körpergewicht nach sich zog, so dass ich nur mit viel Glück nach einem Halt schnappen konnte. Der quer wachsende Ast war für mich so etwas Ähnliches wie die Reckstange eines Turners.
    Meine Sohle hatte auf dem Ast einen Teil der grünen Schicht weggeputzt. Ich probierte es mit dem gleichen Halt noch mal und hatte diesmal den Stand, den ich brauchte, um mich wieder aufzurichten.
    Über mir schwebte der Dom aus Zweigen und Blättern. Er nahm mir auch zum Teil die Sicht, aber die nächste Gabel behielt ich im Auge. Von meiner Position aus kam sie mir schräger vor. Das war sie auch, denn als ich sie erreicht hatte und es mir darin bequem machen konnte, kippte ich nach links weg.
    Ich setzte mich nicht hinein, sondern kniete leicht breitbeinig und hielt mich an anderen Zweigen fest. Um in die Höhe zu schauen, legte ich den Kopf in den Nacken. Die Blätter bildeten tatsächlich einen grünen Himmel, der vieles abschirmte. Es sah aus wie ein kleines All für sich. Ich suchte darin diejenige Person, die mir leider entwischt war. Sie hatte sich nicht in Luft aufgelöst. Es konnte allerdings sein, dass sie zu einem anderen Baum übergewechselt war. Die Luft hier in einer gewissen Höhe war noch immer recht feucht. An vielen Blättern klebten Tropfen.
    Über mir gab es zahlreiche Verästelungen. Unterschiede zu erkennen war nicht sehr einfach.
    Aber ich sah die Bewegung!
    Auf einmal war sie da, und das hoch über meinem Kopf. Sie hatte sich aus dem grünen Dach gelöst. Mit geschmeidigen Bewegungen glitt etwas auf mich zu.
    Wieder schaute ich in Carols Gesicht!
    Ich wollte sie ansprechen, doch die Worte blieben im Hals zurück. Wieder schaute sie von oben auf mich herab, und ich sah hinauf. Aber diesmal war es anders. Nicht nur, dass ich nicht auf dem festen Boden stand, mir gefiel auch die Haltung des Kopfes nicht. Er war irgendwie schräg gelegt und hing nach unten. Dahinter sah ich keine Arme, deren Hände einen Halt gesucht hätten.
    Sie bewegte sich wieder.
    Mein Blickwinkel verbesserte sich, und hinter ihrem Kopf tauchte eine kompakte Masse auf.
    Es war für mich grauenhaft und entsetzlich, obwohl ich damit gerechnet hatte.
    Carol Morgan war kein normaler Mensch. Es gab nur ihren menschlichen Kopf. Der Körper aber war der einer Riesenschlange...
    ***
    Der Mund zuckte, während mein Blick starr blieb. Zuerst schoben sich die Lippen nur hin und her, dann öffneten sie sich, und hervor huschte die Zunge.
    Die einer Schlange!
    Sie war dicker, aber sie war trotzdem gespalten, und jetzt vernahm ich die Flüsterstimme noch deutlicher. »Bist du in unser Nest gekommen, Sinclair?«
    »Scheint so zu sein.«
    »Darm sieh dich vor. Wer unsere Welt betritt, der muss damit rechnen, zu uns zu gehören. Du weißt schon, was ich damit meine.«
    Ich wusste es zwar, tat allerdings unwissend und schüttelte den Kopf. »Bitte, ich möchte, dass du es mir erklärst...«
    »Es ist unser Gift.« Sie kicherte. »Das besondere Gift. Die besonderen Küsse. Das Aibon-Gift, das wir von unserer Königin übertragen bekommen haben, um diese Welt bald völlig zu beherrschen.«
    »Ist das die Frau mit den blonden Haaren?«
    »Nein, sie ist keine richtige Frau mehr. Sie ist die Schlange schlechthin. Sie hat die andere Seite verlassen, um sich hier ein Reich aufzubauen. Du hast doch zugesehen, wie die letzte Elfe starb. Die anderen sind schon zu Schlangen geworden. Wir haben diesen kleinen Teil zu unserer Welt gemacht. Nur ist das erst der Anfang. Wir gehen weiter. Wir werden bald diesen Teil des Paradieses beherrschen, und es wird das eintreten, was schon lange der Plan des großen Guywano ist. Er hat die Königin nämlich geschickt. Noch immer ist die Schlange das raffinierteste aller Lebewesen. Meine Freundinnen und ich haben das sehr genau gewusst und in unserer Welt deshalb die Schlangensekte gegründet. Wir wollten keine Spuren hinterlassen, aber Mason Carter, dieser Idiot, musste mich ja unbedingt verfolgen. Es ist sein Pech gewesen. Er kann sein Menschsein vergessen.«
    »Ja, wir haben ihn erlebt.«
    »Dann weißt du ja auch, was dir in Kürze bevorsteht. Auch du wirst Aibon als Mensch nicht mehr verlassen können, sondern als eine Aibon-Schlange.«
    Ein Schweißtropfen rann wie ein Stück rundes Eis meinen Rücken hinab. Auf dem Gesicht lag der Schweiß

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