Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
Vom Netzwerk:
Rachefeldzug gegen die Polizei geht«, gab er zurück.
    »Gegen einen Polizisten vielleicht«, räumte ich ein, »aber ganz sicher nicht gegen die Polizei im Allgemeinen. Wenn man bedenkt, wie viel Hilfe ich allein von Andy Quentin bekommen habe, kommt wohl niemand auf den Gedanken, ich könnte alle Polizisten über einen Kamm scheren. Im Übrigen möchte ich doch mal wissen, wer den Leuten sagen soll, dass es sich um einen persönlichen Rachefeldzug handelt. Sie vielleicht?« Ich lächelte spöttisch. »Wie wollen Sie denn meine krankhafte Rachsucht gegen sie erklären?«
    Er bohrte seinen Zeigefinger in seine Schläfe. »Das geht doch alles aus Ihren eigenen Aussagen hervor«, versetzte er. »Sie waren ein Fall für den Psychiater – Verfolgungswahn – Mutterkomplex – Magersucht – Agoraphobie – sexuelle Phantasien... was hätte ich da tun sollen? Mich zu Ihnen ans Bett setzen und Ihre Hand halten, während Sie sich die Augen aus dem Kopf heulten?«
    »Sie hätten vielleicht Ihr eigenes Urteil hinterfragen können«, schlug ich vor.
    »Daran haben doch Sie mich gehindert«, blaffte er wütend. »Wenn Sie nur mal einen Moment locker gelassen hätten, wär's mir leichter gefallen, Sie ernst zu nehmen. Ich mag's nicht, wenn mir jemand ständig auf der Pelle hockt.» Wie um seine Worte zu unterstreichen, warf er sich mit dem Rücken an die Wand und starrte mich mit zusammengekniffenen Augen an.
    Ich schaute weg. »Warum haben Sie den Fall dann nicht einem anderen übergeben? Warum durfte ich nicht mit Andy sprechen? Warum haben Sie dafür gesorgt, dass er von dem Fall abgezogen wurde?«
    »Er war nur ein Hemmnis. Er hat alles geglaubt, was Sie ihm erzählt haben.«
    Wir wussten beide, dass das nicht der wahre Grund war, aber ich hakte nicht nach. »Weil alles, was ich erzählt habe, der Wahrheit entsprach.«
    »Wie das hier zum Beispiel?« Er wies auf den braunen Umschlag. »Da drinnen steckt nicht der Beweis dafür, dass es Mord war. Das sind doch nur unterschiedliche Ansichten.«
    »Das ist ja auch nur ein Bruchteil dessen, was ich in der Hand habe«, versetzte ich. »Sie haben doch nicht geglaubt, dass ich gleich alle meine Karten auf den Tisch legen würde?« Ich nahm die Fotos, die ich in Alan Slaters Haus gemacht hatte, aus meinem Rucksack. »Es gibt reichlich Beweise dafür, dass Annie bestohlen wurde.« Ich reichte ihm die Fotografien. »Maureen Slater gibt zu, dass der größte Teil dieser Sachen nach Annies Tod monatelang in ihrem – ich meine, in Maureens Haus herumstand. Sie behauptet, Sie hätten sie auch gesehen und wären sogar einmal zurückgekommen, weil Sie das Quetzalcoatl-Mosaik kaufen wollten. Das heißt doch, dass Sie ganz genau gewusst haben, dass die Slaters Annie bestohlen hatten.«
    Er warf nur einen flüchtigen Blick auf die Bilder. »Maureen hat damals behauptet, sie hätte das Ding bei einem Trödler gekauft«, erklärte er obenhin. »Ich hatte keinen Anlass, etwas anderes zu glauben.«
    »Sie konnte sich nicht einmal den Münzwaschsalon leisten. Wovon hätte sie dann Bilder kaufen sollen?«
    »Das ist nun wirklich nicht mein Problem. Nichts von dem ganzen Zeug war als gestohlen gemeldet.«
    »Aber Sie müssen sich doch an den Quetzalcoatl erinnert haben, als Dr. Arnold anfing, Fragen zu stellen?«
    »Nein«, widersprach er. »Das war vier Jahre später. Was glauben Sie, in wie vielen Häuser ich in dieser Zeit war? Ich hätte nicht mal ein Bild beschreiben können, das ich eine Woche vorher gesehen hatte, geschweige denn eines von vor vier Jahren.«
    »Sie haben Maureen damals zwanzig Pfund dafür geboten«, erinnerte ich ihn. »Es hat Sie also offensichtlich beeindruckt.«
    Er zuckte die Achseln. »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Das dachte ich mir schon«, sagte ich mit einem kleinen Lachen. »Und Sie können sich natürlich auch nicht daran erinnern, dass Maureen Ihnen eine kleine goldene Figur mit Smaragdaugen und Rubinlippen geschenkt hat. Sie hat mir erklärt, Sie hätten gar nicht die Absicht gehabt, den Quetzalcoatl zu kaufen – Sie hätten nur irgendetwas Wertvolles als Gegenleistung dafür gewollt, dass Sie keine unbequemen Fragen stellen. Was haben Sie mit der Figur gemacht? Haben Sie sie behalten? Oder verkauft? Vielleicht eingeschmolzen? Sie müssen doch einen Riesenschrecken bekommen haben, als Sheila Arnold die Figur als einen der Gegenstände beschrieb, die auf Annies Kaminsims standen.«
    »Maureen lügt«, sagte er kurz.
    »Sie ist bereit, eine Aussage zu

Weitere Kostenlose Bücher