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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Eindruck bei mir erwecken wollte. Er wollte mir zeigen, was mir blühte, wenn ich nicht den Mund hielt.
Sie
haben es dann für richtig befunden, ihm zu erzählen, ich hätte ihn der versuchten Vergewaltigung beschuldigt.
Sie
hielten es für richtig, mich in Gefahr zu bringen, obwohl Sie mit Andys Einschätzung übereinstimmten, dass man Derek schlimmstenfalls Nötigung vorwerfen könnte.«
    »Wir konnten ihm gar nichts vorwerfen«, entgegnete er herablassend. »Er hatte ein Alibi. Im Übrigen fand ich, der Mann hätte ein Recht darauf zu wissen, wie die neueste Beschuldigung gegen ihn lautet. Sie waren ja mit Ihren Vorwürfen gegen Derek Slater nicht gerade zurückhaltend, und versuchte Vergewaltigung ist ja nun wirklich um einiges ernster als anonyme Anrufe.«
    »Ach, gehen Sie mir doch weg mit seinem Alibi«, sagte ich. »Sie haben das doch erst drei Tage später überprüft.«
    »Das spielt keine Rolle. Das war hieb- und stichfest.«
    »Ach, hören Sie auf!«, sagte ich ungeduldig. »Eine entwertete Eintrittskarte zur Kempton Park Rennbahn, die er am nächsten Tag auf der Straße hätte auflesen können? Die Rennbahn ist ja nur ein paar Kilometer von Richmond weg. Und ein Telefongespräch mit einem seiner Kumpel? Bei den beiden anderen haben Sie nicht mal nachgefragt.«
    »Und
Sie
haben den Zwischenfall erst am nächsten Tag angezeigt«, konterte er sarkastisch.
    Ich drückte einen Finger auf meine Lippen, um das Zucken unter der Haut zu stillen. Die Vorstellung, er könnte es als ein Zeichen von Furcht auslegen, war mir unerträglich.
    »Ich habe vierundzwanzig Stunden gebraucht, um den Mut aufzubringen«, erklärte ich sachlich. »Auf der einen Seite hätte ich die ganze Sache am liebsten fallen gelassen, auf der anderen war mir klar, dass Derek mich nicht terrorisieren würde, wenn ich mit meinen Behauptungen nicht Recht hätte. Ich war natürlich furchtbar naiv. Ich bin überhaupt nicht auf den Gedanken gekommen, dass Sie einen Mann, den Sie selbst als Abschaum bezeichneten, um jeden Preis zu decken versuchen würden – bloß weil er weiß war.«
    »Das ist nicht wahr, und das wissen Sie auch ganz genau.«
    »Warum haben Sie dann jede Vernehmung der Slaters über Annies Tod verhindert?«
    »Das habe ich nicht.«
    »Warum haben Sie nicht nachgehakt, als Dr. Arnold Ihnen sagte, dass Annie bestohlen worden war? Spätestens da muss Ihnen doch klar geworden sein, woher das Quetzalcoatl-Mosaik kam.«
    »So war es aber nicht. Ich erinnere mich, dass im Wohnzimmer der Slaters allerhand Krimskrams herumstand, aber ich habe damals nicht weiter auf die Sachen geachtet und bin nie auf den Gedanken gekommen, dass da ein Zusammenhang zu Dr. Arnolds späteren Aussagen bestehen könnte.«
    Beinahe konnte ich ihm glauben, schon deshalb, weil ihn der Tod einer Schwarzen ja überhaupt nicht interessiert hatte. »Die Kinder stahlen monatelang bei Annie«, sagte ich, »aber sie versteckten ihre Beute nicht sehr gut, und Maureen prügelte die Wahrheit aus Bridget Spalding heraus, als sie sie mit einem Ring am Finger sah, der ganz offensichtlich nicht von Woolworth stammte. Da kam ihr zum ersten Mal der Gedanke, dass Annies Haus vielleicht eine Goldgrube wäre.«
    Drury machte eine wegwerfende Handbewegung. »Die Polizei kann nichts unternehmen, wenn ein Vergehen nicht angezeigt wird.«
    Ich fuhr fort, als hätte er nichts gesagt. »Und Annie war ja so leichte Beute. Sie hat nie einen Menschen in ihr Haus gelassen – sie misstraute jedem, der mit ihren Nachbarn sprach, sie bildete sich ein, alle Leute von der Gemeinde und alle Männer in Uniform wären gegen sie, sie machte sich sogar den Filialleiter ihrer Bank zum Feind. Der einzige Mensch, der ihr ein wenig näher kam, war ihre Ärztin.« Auf eine Reaktion wartend, beobachtete ich scharf sein Gesicht, aber dieses blieb unbewegt. »Annie war einigermaßen sicher, solange Sheila sie regelmäßig besuchte. Nicht einmal Derek war dumm genug, etwas zu unternehmen, solange sich ihre Ärztin um Annie kümmerte. Aber dann ging Sheila Arnold nach Amerika, und alles wurde anders.«
    »Das können Sie nicht mir zum Vorwurf machen.«
    »Genauer gesagt, nach Sheila Arnolds Abreise gab es niemanden, der hätte sagen können, was Annie in ihrem Haus hatte.« Ich fixierte ihn unverwandt. »Und Sie haben sich nie die Mühe gemacht, danach zu fragen, weil es Ihren Vorurteilen entgegenkam zu glauben, dass eine Schwarze in Schmutz und Armut lebt.«
    »Sie vergessen, wie viele leere Flaschen wir

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