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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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dumm.«
    »Vielleicht.« Ich kreuzte meine Arme und sagte nichts weiter. Ich hatte es nicht eilig.
    »Ist das alles?«, fragte sie ungeduldig und empört. »Hast du mich nur deshalb diese lange Fahrt machen lassen, damit du dir schönfärben kannst, was dein Mann dir angetan hat?«
    »Nicht nur«, entgegnete ich ohne Groll. »Es steht noch ein dickes Fragezeichen hinter dem Zeitpunkt von Sams Ankunft bei dir. Er sagt, er sei um Viertel vor acht gekommen, du sagst, es sei halb sieben gewesen.«
    Sie runzelte die Stirn, als versuchte sie, sich zu erinnern. »Nimm doch einfach die Mitte«, schlug sie vor. »Sagen wir, es war sieben. Nach zwanzig Jahren kann keiner von uns beiden mehr so genau sein.«
    »Sam schon«, widersprach ich ruhig. »Er hat eine präzisere Rechnung aufgestellt als du, und derzufolge kann er unmöglich vor Viertel vor acht bei dir gewesen sein. Rechne den Weg vom Büro zur U-Bahn, dann die übliche Fahrzeit, dazu den Weg vom U-Bahnhof Richmond bis in die Graham Road, dann kommst du auf ein Minimum von eineinviertel Stunden für den ganzen Weg. Das heißt, dass Viertel vor acht der richtige Zeitpunkt sein muss, da er erst um halb sieben aus dem Büro weggegangen ist.«
    Sie gestikulierte gereizt. »Woher willst du das mit solcher Sicherheit wissen? Wieso sollte Sam die Zeiten genauer im Kopf haben als ich?«
    »Ich verlasse mich gar nicht auf Sams Geständnis«, erklärte ich. »Nachdem er und Jock ihre Aussagen gemacht hatten, war ich ihm gegenüber so misstrauisch, dass ich bei ihm in der Firma nachfragte. Ich hoffte, ich könnte mir irgendeinen Beweis dafür beschaffen, dass er in Bezug auf seine Zeit, zu der er die Graham Road erreichte, gelogen hatte, und ich wusste, dass der Hausmeister in seiner Firma abends jeden registrierte, der nach Arbeitsschluss ging, weil er sicher sein wollte, dass das Gebäude leer war, wenn er es absperrte. Ich überredete ihn, mir eine Fotokopie seiner Aufzeichnungen vom 14. November 1978 zu überlassen.« Ich wies auf den Rucksack zu meinen Füßen. »Ich habe sie dabei, und neben Sams Namen steht 18 Uhr dreißig.«
    Ihr Blick glitt sofort zu meinem Rucksack hinunter, aber sie sagte nichts.
    »Also, sind wir uns einig, dass Sam um Viertel vor acht bei dir ankam?«, fragte ich.
    Sie antwortete mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Was ist daran so wichtig? Wir haben doch sowieso nur geredet.«
    »Ja, das sagt ihr beide. Dir zufolge habt ihr zweieinhalb Stunden lang geredet. Sam zufolge war es eine Stunde.«
    Sie zuckte die Achseln. »Ich habe nicht auf die Uhr geschaut.«
    »Aber ihr seid euch auch über den Inhalt des Gesprächs nicht einig. Sam behauptet, er hätte dir ein Ultimatum gestellt – es müsse Schluss sein, oder er würde mir noch am selben Abend alles beichten. Du behauptest, das Ultimatum hättest du gestellt.«
    Sie warf Sam einen feindseligen Blick zu. »Er kann doch gar nichts anderes sagen«, erklärte sie, »wenn du ihm abnehmen sollst, dass ich mich ihm sofort, als er ins Haus kam, an den Hals geworfen habe.«
    Ich lächelte dünn. »Aber genau das ist doch der springende Punkt, Libby. Nach der Schau, die du abgezogen hast, als er kam, hat er erwartet, dass du Schwierigkeiten machen würdest – aber das hast du nicht getan. Du hast gesagt, du würdest ihn in Frieden lassen, in Zukunft nicht mehr draußen vor seiner Firma herumhängen, keine Forderungen mehr stellen – und als Gegenleistung hast du lediglich verlangt, dass er den Mund hält, damit Jock keinen Vorwand erhält, sich von dir scheiden zu lassen.«
    »Was ja wohl darauf schließen lässt, dass
ich
das Ultimatum gestellt habe, oder nicht?«
    »Wenn das wahr wäre, wieso sollte Sam es dann so bereitwillig akzeptiert haben?«
    Sie kniff misstrauisch die Augen zusammen, als versuchte sie zu erkennen, worauf ich hinaus wollte. »Wie kommst du darauf, dass es so war?«
    Ich zuckte die Achseln. »Na, weil er so prompt mit deinem vorgefertigten Alibi einverstanden war. Er war sogar bereit, Jock in die Lügengeschichte hineinzuziehen, nur um dich loszuwerden. Nicht dass es deinen Mann gestört hätte«, fügte ich mit einem ironischen Blick zu Jock hinzu. »Dem war's nur recht, dass über seine Dienstagabende mit Sharon nichts bekannt wurde. Aber warum hätte Sam mitmachen sollen, wenn ihm das nicht etwas gebracht hätte? Er hätte alle möglichen unverfänglichen Gründe dafür vorschieben können, dass er an dem Abend bei dir im Haus war – er hätte beispielsweise sagen können, er

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