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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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geschämt, die arme Frau draußen in der Gosse liegen gelassen zu haben, dass ich das ganze Thema tunlichst zu meiden versuchte. Wir haben an dem Morgen einzig darüber gesprochen, wie wir verheimlichen könnten, dass ich bei dir gewesen war.«
    Sie lachte zornig. »Dann bringe ich da vielleicht etwas durcheinander, aber das ist ja wohl auch nicht die Frage, um die es geht. Ihr beschuldigt mich einer Lüge, die völlig unnötig und absurd gewesen wäre. Mit der Behauptung, Annie an dem fraglichen Abend gesehen zu haben, hätte man doch nur die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich gelenkt, und das wäre nun wirklich absolut dumm gewesen – noch dazu, wenn man dringend eine Affäre verbergen wollte. Kann sein, dass
du
so dumm bist, Sam.
Ich
bin es ganz sicher nicht.«
    »Das ist wahr«, stimmte ich ihr zu, bevor Sam von neuem loslegen konnte. »Du hast dich wirklich sehr klug verhalten, Libby. Simple Geschichte, völlige Ahnungslosigkeit, kein Alibi. Du brauchtest nur zu sagen: Tut mir Leid, ich kann Ihnen nicht weiterhelfen, ich war von fünf Uhr an allein zu Hause, ich habe nichts gehört und gesehen, ich bin keinen Schritt aus dem Haus gegangen. Und keiner außer Sam hätte dir widersprechen können. Nachdem du ihm dann auch noch einen Maulkorb verpasst hattest, brauchtest du überhaupt nichts mehr zu fürchten; hätte nämlich die Polizei dich bei einer Lüge ertappt, so hättest du einfach behauptet, dir wäre es nur darum gegangen, deine Affäre mit Sam geheim zu halten.«
    »Ich brauchte kein Alibi«, sagte sie.
    »Nein«, bestätigte ich. »Aber nur deshalb nicht, weil niemand dich um halb sieben mit Annie gesehen hatte. Ich vermute, sie ist dir zufällig über den Weg gelaufen und hat wieder angefangen, dich als ‘Flittchen’ zu beschimpfen. Aber warum musstest du überhaupt aus dem Haus gehen, Libby? Wozu? Wolltest du ein paar Flaschen kaufen, um Sam in bessere Stimmung zu bringen? Oder hast du selbst einen Schluck gebraucht, weil du stinksauer darüber warst, dass du einfach abgeschoben werden solltest? Haben Annies Beschimpfungen dich darum so sehr getroffen, dass du vollkommen die Beherrschung verloren hast? Weil du wütend warst, dass Sam sich entschieden hatte, doch lieber bei seiner Frau zu bleiben, als den Gigolo für eine frustrierte Ziege zu spielen, die ihren Hintern nicht hoch kriegte, um selbst etwas aus ihrem Leben zu machen. Alles was du konntest, war, Männer auszunehmen. Es wäre besser gewesen, wenn du in deinem schmutzigen Bett geblieben wärst und dich selbst bemitleidet hättest, anstatt Annie dafür zu töten, dass sie es wagte, dir dein Versagen vor Augen zu halten.«
    Ihr Gesicht war glatt und unbewegt, eine Maske. »Mach dich nicht lächerlich«, zischte sie. »Was faselst du da von halb sieben? Warum sollte der Zeitpunkt so wichtig sein?«
    Ich zog einen Ausdruck der E-Mail aus meiner Tasche, die sie mir geschickt hatte. »Du hast diese Uhrzeit hier selbst angegeben. Ich vermute deshalb, dass es wichtig ist.«
    Wieder antwortete sie mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Ich habe bereits gesagt, dass wir uns an Sams Version halten können. Willst du mich jetzt wegen eines kleinen Unterschiedes fertig machen?«
    »Dein größter Fehler war, ein Bad zu nehmen und deine Sachen in die Waschmaschine zu werfen«, entgegnete ich. »Aber du hattest wahrscheinlich ihr Blut an dir. Die Obduktionsfotografien zeigen ja, dass du wie eine Wahnsinnige über sie hergefallen bist.«
    »Ach, Mensch, hör doch auf«, sagte sie müde und genervt. »Ich dachte, Sam und ich würden miteinander schlafen, deshalb habe ich ein Bad genommen. Und ich habe nicht meine Kleider gewaschen, sondern Bettzeug.«
    Ich tippte auf die E-Mail. »Warum hast du das dann nicht hier reingeschrieben?«
    Sie brachte ein halbwegs überzeugendes Lachen zu Stande. »Weil ich es vergessen habe. Du kannst mir glauben, ich hätte Sam überhaupt nicht ins Haus gelassen, wenn ich etwas zu verbergen gehabt hätte.«
    »Das hättest du dir nicht erlauben können. Er hatte dir bereits am Telefon gesagt, dass er mir noch am selben Abend reinen Wein einschenken würde, wenn du nicht bereit wärst, die Affäre zu beenden.«
    »Sie war doch sowieso beendet. Weshalb hätte mich das kümmern sollen?«
    Ich sah Sam an. »Weil du Angst hattest, er würde mir sagen, dass Annie von eurem Verhältnis wusste. Er hat mir erzählt, dass sie dich bei jeder Begegnung auf der Straße angepöbelt und dich ein ‘Flittchen’ geschimpft hat.« Ich

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