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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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gehört. Ich sammle auch Ausschnitte über weitere Beteiligte – hier zum Beispiel ist eine Meldung über Dr. Arnolds Umzug nach Dorchester und hier eine über Sie und Ihren Mann, als Sie von der Markuskirche weggingen, um die Gemeinde hier zu übernehmen.«
    Sie blickte auf den Bericht über Sheilas angebliche Pflichtverletzung hinunter. »Ach, und das Zitat meines Mannes hier hat sie dann wohl damals so verärgert?«
    Ich nickte. »Er hat kein Blatt vor den Mund genommen. ‘Für derartige Nachlässigkeit gibt es keine Entschuldigung’ und so weiter.« Mein Blick schweifte zu der Jadefigur. »Wusste er denn überhaupt, wovon er sprach? Hat er Annies Haus jemals betreten?«
    Wendy schüttelte den Kopf. »Sie hat ihn nicht einmal gegrüßt, weil sie wusste, dass Maureen sich in der Not immer zu uns ins Pfarrhaus flüchtete.«
    »Dann stand es ihm auch nicht zu, von ‘derartiger Nachlässigkeit’ zu sprechen«, entgegnete ich. »Er kannte ja Annie im Grunde genommen gar nicht. Kein Wunder, dass Sheila Arnold sich darüber aufgeregt hat.«
    Wieder einmal seufzte Wendy aus tiefstem Herzen. »Genau genommen war es meine Schuld. Ich habe meinen Mann an Annies Fall erinnert, und er ist sofort in heller Empörung zur Presse gegangen. Sheila hat ihm das nie verziehen, das hat das Leben hinterher ziemlich schwierig gemacht.«
    »Das kann ich mir denken.« Ich zog die Meldung von Sheilas Entlastung heraus. »Zumal Sheila von allem Verdacht freigesprochen wurde. Mr. Potts war überhaupt nicht ihr Patient gewesen.«
    »Ja, da war es zu spät. Der Schaden war schon angerichtet. Mein Mann wollte sich bei Sheila entschuldigen, aber sie wollte nichts davon wissen.« Sie schwieg einen Moment. »Aber es war auch nicht allein seine Schuld, wissen Sie. Sheila verbreitete ein paar ziemlich gemeine Geschichten über ihn, zum Beispiel behauptete sie, Annie hätte ihm aus tiefster Seele misstraut, weil er ihre Nachbarn in ihrem Bemühen unterstützte, sie aus der Graham Road zu vertreiben. Sie unterstellte sogar, er wäre ein Rassist.«
    »Ist er das?«
    Ich glaubte, sie würde ärgerlich werden, aber das geschah nicht. »Nein. Er hat seine Fehler, aber ein Rassist ist er nicht. Und das wusste Sheila auch. Es war gemein von ihr, so etwas zu sagen.«
    »Muss für Sie alle nicht sehr angenehm gewesen sein«, murmelte ich.
    »Es war furchtbar.«
    »Aber das alles heißt noch lange nicht, dass Sheila nicht Recht hatte, als sie sagte, Annie sei ausgeraubt worden«, bemerkte ich.
    »Aber es klingt so unwahrscheinlich«, versetzte Wendy. »Kein Mensch wäre auf den Gedanken gekommen, dass Annie das Haus voller Wertsachen hatte. Oder hätten Sie das gedacht?«
    »Nein«, bekannte ich, »aber Sheila hat Beweise für ihre Behauptung. Briefe von dem Tierschutzbeauftragten zum Beispiel, der Annie besuchte, um nach den Katzen zu sehen. Wenn es stimmt, dass Annie ausgeraubt wurde, dann stimmt es auch, dass die polizeilichen Ermittlungen über ihren Tod mangelhaft waren, weil man nicht berücksichtigte, dass ihr entweder vor oder nach ihrem Tod ein kleines Vermögen gestohlen wurde.«
    »Aber wer um Himmels willen soll das denn getan haben?«
    »Genau das möchte ich herausbekommen«, antwortete ich und steckte die Zeitungsausschnitte wieder in den Umschlag. »Jemand aus der Nachbarschaft, würde ich sagen – jemand, der wusste, was im Haus war.«
    Sie neigte den Kopf zur Seite, um mich mit ihren wachen, aufmerksamen Augen nachdenklich anzusehen. »Was sagt Ihr Mann denn dazu?«
    »Gar nichts. Das Thema ist bei uns seit zwanzig Jahren absolut tabu.«
    Sie berührte impulsiv meine Schulter. »Das tut mir Leid.«
    »Nicht nötig«, sagte ich kurz. »Das ist mein Ding, nicht seines.«
    »Es ist nicht Ihre Schuld, dass Annie umgekommen ist«, sagte sie aufrichtig. »Sie müssen sich nicht schuldig fühlen.«
    »Das tu ich auch nicht.«
    Vielleicht glaubte sie mir nicht. Vielleicht sah sie einen Widerspruch zwischen meiner äußeren Gelassenheit und den Zeugnissen der Besessenheit auf meinem Schoß. »Niemand entgeht der Gerechtigkeit«, sagte sie und nahm meine Hand, um sie sachte zwischen ihren eigenen Händen zu reiben. »Es ist vielleicht nicht die Art von Gerechtigkeit, die wir sehen oder verstehen, aber die Strafe ist immer angemessen.«
    »Da haben Sie wahrscheinlich Recht«, stimmte ich zu, »aber abstrakte Bestrafung interessiert mich nicht. Ich will
sichtbare
Strafe – Auge um Auge, Zahn um Zahn...«
    »Dann werden Sie enttäuscht werden«,

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