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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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wohl richtig in die Mangel genommen, die Arme?«
    Er wälzte sich auf die Seite, um mich ansehen zu können, und stützte sich auf einen Ellbogen. »Ich hab ihr nur dringend geraten, schnellstens zu lernen, Liebfrauenmilch von einem unbezahlbaren Sauvignon Blanc zu unterscheiden. Weißt du, ich hätte sie beinahe nach ihrer Geburtsurkunde gefragt, für den Fall, dass uns eine Razzia ins Haus stehen sollte. Sie sah nicht älter aus als zwölf.«
    Ich mag das Gesicht meines Mannes, es ist ein sympathisches Gesicht, mit Lachfältchen um die Augen und den Mund, und ich dachte in diesem Moment, wie gut er sein Alter trug und wie wenig er sich in den vierundzwanzig Jahren unseres Zusammenlebens verändert hatte. Er besaß ein Temperament, das anderen gut tat, er wurde nicht leicht ärgerlich und war niemals nachtragend. Diese Gutmütigkeit spiegelte sich in seinem Gesicht. Meistens jedenfalls.
    Jetzt sah er mich nachdenklich an. »Wie war dein Tag? Hatte der Herr Pfarrer was Interessantes zu berichten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab kaum ein Wort mit ihm gesprochen.«
    »Wieso bist du dann so spät zurück?«
    »Ich habe mich mit seiner Frau unterhalten«, erklärte ich. »Sie hatte ein dickes Album voller Fotos aus der Zeit, als ihr Mann Pastor an der Markuskirche war, und sie hat mir die Bilder von einigen Leuten geliehen, die 1978 in der Graham Road wohnten.«
    Er musterte mich einen Moment. »Das war Glück.«
    Vielleicht hätte ich diese Gelegenheit ergreifen sollen, um auszupacken, aber wie immer war ich mir nicht sicher, ob es der rechte Moment war. Also nickte ich nur.
    »Sie wusste wohl auch sämtliche Namen?«
    »Die meisten, ja.«
    »Und konnte dir allerlei über die Leute erzählen?«
    »Dies und das.«
    Mit den Fingerspitzen strich er mir eine Haarsträhne aus der Stirn. »Es gibt bestimmt nicht viele Pfarrersfrauen, die Spaß daran haben, die Schäfchen ihrer Ehegatten zu fotografieren.«
    Ich zuckte die Achseln. »Sie hat das beinahe professionell betrieben. Anfangs fotografierte sie bei Hochzeiten von Leuten, die sich einen Fotografen nicht leisten konnten. Dann ist mehr daraus geworden. Sie ist echt gut. Wenn sie vierzig Jahre jünger wäre, könnte sie richtig Geld damit verdienen.«
    »Trotzdem...« Er ließ seine Hand auf den Bettüberwurf sinken. »Es hätte dir auch passieren können, dass du bis nach Exeter gondelst und bei einem braven Frauchen landest, das nie was Aufregenderes getan hat, als für den Kirchenbazar Kuchen zu backen. Aber du stöberst gleich einen David Bailey auf. Das ist schon ganz schön verblüffend, findest du nicht?«
    Ich fragte mich, was für eine Laus ihm über die Leber gelaufen war. »Nein, eigentlich nicht. Ich wusste, dass sie zumindest bei Annies Beerdigung fotografiert hatte. Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie sie von uns und Libby Williams eine Aufnahme gemacht hat? Sie ist eine sehr auffallende Frau, groß und hager – wie ein Geier – jemand, den man nicht so leicht übersieht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Woher wusstest du, dass sie die Frau des Pfarrers war und nicht eine Pressefotografin?«
    »Julia Charles hat's mir gesagt. Wendy – ich meine, Mrs. Stanhope – hatte auch bei Jennifers Taufe schon fotografiert. Julia kannte sie daher recht gut.« Ich hielt inne, als er abwehrend den Kopf schüttelte. »Was ist denn los?«, fragte ich.
    Er schwang die Beine vom Bett und stand auf. Seine Ungläubigkeit war spürbar, knisterte förmlich in der Luft. »Larry war heute Nachmittag hier. Er meint, du stichst mit deinen Fragen über Annies Tod in ein Wespennest, und möchte, dass du damit aufhörst.«
    »Du hast ihm hoffentlich gesagt, dass ihn das nichts angeht.«
    »Im Gegenteil. Ich konnte ihn verstehen. Anscheinend war Sheila einem Nervenzusammenbruch nahe, als sie sich das letzte Mal in diese Geschichte hineinziehen ließ. Sie wurde vor die Ärztekammer zitiert, nachdem dein reizender Pfarrer sie der Nachlässigkeit bezichtigt hatte. War natürlich alles Quatsch, sie wurde sofort von jedem Verdacht freigesprochen, aber Larry kann auf eine Reprise gern verzichten.«
    Er ging zum Fenster. Von der Terrasse war Gelächter zu hören. Ich hoffte inständig, Tom würde nicht ausgerechnet diesen Moment wählen, um seine Stereoanlage voll aufzudrehen, eines der wenigen Dinge, die seinen Vater garantiert in Rage brachten.
    »Und was hat Larry noch gesagt?«, fragte ich.
    »Er wollte wissen, was uns veranlasst hat, nach Dorchester zu ziehen. Er glaubt nicht

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