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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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sagte sie. »Anderen Schmerz zu bereiten, bringt keine Freude... ganz gleich, wie achtbar das Motiv.«
    Darauf hatte ich keine Antwort und drückte ihr nur stumm die Hand. Es war eine Art der Bestätigung und beschwichtigte sie ein wenig, aber der Schatten der Beunruhigung in ihrem Blick blieb, bis ich ging.

    * * *

    Schreiben von M. Ranelaghs Vater aus dem Jahr 1999
    CURRAN HOUSE
    Whitehay Road
    Torquay, Devon
    Mittwoch, 28. Juli 99

    Liebste M,

wenn ich dir überhaupt einen Rat geben kann – und es bleibt selbstverständlich dir überlassen, ob du ihn annimmst oder nicht –, dann würde ich dir empfehlen, Sam gegenüber reinen Tisch zu machen, bevor deine Mutter und ich am Samstag zu euch kommen. Sie versteht immer noch nicht, warum ihr unbedingt nach Dorchester ziehen musstet, und ich fürchte, sie wird den Jungs auf den Zahn fühlen, wenn sie von dir keine Erklärung bekommt. Sam hat ihr erzählt, das Bauernhaus wäre das Einzige gewesen, was ihr kurzfristig finden konntet – was er offensichtlich selbst glaubt –, und sie ist jetzt der festen Meinung, dass »etwas im Busch ist«. Sie hätte dir, sagt sie, Anfang Juni von ihrem Immobilienmakler eine ganze Liste geeigneter Objekte in Devon faxen lassen.
    Verzeih mir meine Einmischung, aber ich denke, Offenheit wäre in diesem Fall das kleinere Übel. Du kennst deine Mutter, sie lässt nicht so leicht locker, und Sam würde es sicher sehr kränken, wenn er die Wahrheit bei einem Verhör seiner Kinder durch deren Großmutter erfahren müsste. Es wird nicht leicht werden, ein »Geständnis« abzulegen – Geheimniskrämerei kann süchtig machen, das habe ich selbst entdeckt, seit ich spüre, wie viel näher wir beide uns durch unseren gemeinsamen Feldzug gekommen sind, mein Kind, und dass ich diese Nähe mit allen Mitteln bewahren möchte –, aber ich finde, es ist an der Zeit, die Wahrheit zu sagen. Ich weiß, du würdest Sam niemals unnötig verletzen.
    In Liebe,
    Dad

7
    Als ich an diesem Abend zurückkam, war das Haus voll von jungen Leuten, die sich spontan entschlossen hatten, auf unserer Terrasse eine Grillparty steigen zu lassen. »Schulabschlussparty«, erklärte mein jüngerer Sohn, der mit einer Platte Spareribs aus der Küche kam. Er zwinkerte mir verschmitzt zu: »Das Los hat Luke und mich getroffen, weil wir solche Partylöwen sind.« An seinem Arm hing ein sehr anschmiegsames Mädchen, dessen Haar beinahe so lang und blond war wie seines. »Georgie«, stellte er vor. »Meine Mutter.« Das Mädchen war zu vernarrt in ihn, um mir mehr als einen flüchtigen Blick zu gönnen. »Danke für die Einladung«, sagte sie. Ich nickte und fragte mich, wie Luke und Tom es geschafft hatten, so schnell zum Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu werden. In ihrem Alter hatte ich mich hinter langen Stirnfransen versteckt, während ich mich danach gesehnt hatte, bemerkt zu werden, und unweigerlich übersehen wurde. Sam seinerseits hatte seine Eroberungen im Kielwasser der Jock Williams dieser Welt gemacht, die es immer schafften, ein paar Mädchen abzuschleppen. Die Jungen würden wahrscheinlich sagen, es läge an ihrer Größe, ihrem sportlichen guten Aussehen, ihren knackigen Hintern. Aber meiner Meinung nach hatte es mehr mit ihren Aushilfsjobs an der Kasse bei Tesco zu tun. Alle Wege kreuzten sich letztlich vor einem Supermarktregal. Mit dem Versprechen herunterzukommen, sobald ich mich umgezogen hätte, verzog ich mich ins Schlafzimmer, wo Sam ausgestreckt auf dem Bett lag und finster zur Zimmerdecke hinaufstarrte. »Das ist die Hölle da unten«, sagte er erbittert. »Warum hast du mir nicht gesagt, dass die Jungen vorhaben, halb Dorchester einzuladen?«
    »Ich hab's vergessen«, log ich.
    »Prima«, knurrte er. »Nur zu deiner Information, ich hab draußen in der Sonne FKK gemacht, als die ganze Bande plötzlich um die Ecke kam. Das war ganz schön peinlich.«
    Lachend ließ ich mich neben ihn aufs Bett fallen. »Hast du dich deshalb hier oben versteckt?«
    »Nein.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf ein paar Kartons in der Ecke des Zimmers. »Ich hüte meinen Wein. Als ich in die Küche kam, wollte gerade eine der Damen eine Flasche Cloudy Bay aufmachen, weil sie dachte, das wäre unser Partywein. Daraufhin hab ich ihr einen Vortrag über neuseeländische Weinkultur gehalten, und sie hat angefangen zu heulen.«
    »Kein Wunder, wenn du nichts anhattest. Sie hat dich wahrscheinlich für einen Kinderschänder gehalten.«
    »Haha! Sehr komisch.«
    »Du hast sie

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