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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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natürlich, solange ich ihr Recht gebe. Sonst nicht.«
    »Sie betrachtet dich als ihr Werk, auf das sie stolz ist«, hatte er gesagt. »Wenn du ihre Ansichten zurückweist, weist du sie zurück.«
    Ich begann, eine der Zitronenhälften aufzuschneiden. »Du machst ein Gesicht, als hättest du in eine saure Zitrone gebissen«, murmelte ich, »und wenn der Wind umschlägt, bleibt dir diese saure Miene für immer.«
    Sie zog die Mundwinkel noch tiefer. »Das ist nicht witzig.«
    »Du hast es witzig gefunden, als du es zu mir gesagt hast.«
    Einen Moment blieb es still.
    »In dir steckt etwas Grausames«, sagte sie dann. »Es ist dir völlig gleich, wen du verletzt, Hauptsache, du kannst deine kleinliche Rachsucht befriedigen. Ich habe mich oft gefragt, woher du das hast. Du kannst einfach nicht verzeihen. Du trägst anderen ihre Fehler mit einem Groll nach, der mir und deinem Vater absolut fremd ist.«
    Ich lachte ehrlich belustigt. »Du lieber Gott! Und das ausgerechnet von einer Frau, die ein Gedächtnis wie ein Elefant hat. Hast du mir soeben nicht die Sache mit Hazel Wright vorgehalten? Ich war damals dreizehn Jahre alt, Mama, und Hazel und ich hatten jede genau zwei Bier mit Limo getrunken, bevor wir auf Bobby Simpkins' Bett eingeschlafen sind.« Ich schüttelte den Kopf. »Du musstest immer wieder darauf herumhacken. Ich weiß nicht, was wir deiner Vorstellung nach verbrochen haben, aber von dem Moment an hab ich von dir immer nur zu hören gekriegt, dass kein ordentlicher Mann beschmutzte Ware kauft.«
    »Na bitte, jetzt fängst du schon wieder an«, zischte sie. »Immer sind die anderen schuld, nie du selbst.«
    Ich zuckte die Achseln. »Ich habe nur versucht, dir klar zu machen, dass ich meine grausame Ader, wenn es sie tatsächlich gibt, von dir habe.«
    »Habe ich je mein Wort gebrochen? Habe ich gelogen?«
    Vielleicht nicht, dachte ich, aber ein paar kleine Lügen und hin und wieder die schmerzliche Erkenntnis, dass sie statt meiner lieber einen Sohn gehabt hätte.
    »Ich habe nur ein einziges Versprechen gegeben«, erinnerte ich sie. »Ich habe versprochen, Annie Butts in deinem oder Sams Beisein nie wieder zu erwähnen. Ich kann ja wohl kaum etwas dafür, wenn du es mir jetzt als Hinterhältigkeit auslegst, dass ich mich an dieses Versprechen gehalten habe.«
    »Wie ist dann dein Vater in all das hineingeraten?«
    »In all was?«
    »Was du da eben so hinter meinem Rücken treibst – was offenbar der Grund dafür ist, dass du unbedingt hierher ziehen musstest, obwohl ich mir alle Mühe gegeben habe, in Devon ein Haus für euch zu finden.«
    »Dad habe ich dieses Versprechen nicht gegeben«, sagte ich, »und er hätte es auch gar nicht angenommen. Er hat mir seine Hilfe angeboten, bevor Sam und ich aus England weggegangen sind, und er war mir seither eine große Stütze. Übrigens hat
er
die Annonce für dieses Haus in der
Sunday Times
entdeckt und mich in Kapstadt angerufen, um mir vorzuschlagen, es für den Sommer zu mieten.«
    Wieder blieb es still. Länger diesmal. Sie wollte mich – genau wie Sam am vergangenen Abend – fragen, »warum«, aber es war ihr peinlich einzugestehen, wie wenig sie in unser Leben und unsere Entscheidungen eingeweiht war. Stattdessen spielte sie die Gekränkte. »Ich hoffe nur, du hast nicht auch eure Söhne gegen Sam aufgewiegelt«, sagte sie. »Das wäre wirklich unverzeihlich.«
    »Ich habe niemanden gegen ihn aufgewiegelt«, entgegnete ich, während ich im Schrank nach einem Krug suchte.
    »Also, wirklich!«, rief sie scharf. »Bist du so naiv oder tust du nur so? Als du deinen Vater dazu gebracht hast, sich gegen deinen Mann auf deine Seite zu stellen, hast du die beiden sehr wohl gegeneinander gehetzt.«
    »Es ging nie um Parteinahme«, sagte ich ruhig, »es ging lediglich um Recherchen. Außerdem hast du dich gegen mich auf Sams Seite gestellt, da fand Dad es angemessen, das Gleichgewicht wiederherzustellen.«
    »Ich habe das zu deinem eigenen Besten getan. Du hast dich ja aufgeführt wie ein störrisches kleines Kind.«
    »Ist das nicht komisch?«, fragte ich und lachte. »Das Gleiche hat Dad über Sam gesagt.«
    »Unsinn! Dein Vater und Sam haben sich glänzend verstanden, bis du meintest, wegen dieser verrückten Negerin deine Ehe aufs Spiel setzen zu müssen.« Sie machte eine kleine Pause. »Dad hat sich alle Mühe gegeben, das alte gute Verhältnis wiederherzustellen, deshalb ist es umso rücksichtsloser von dir, ihn zu solchen Heimlichkeiten anzustiften.«
    Ich

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