Schlangenlinien
Tiefen meines Rucksacks zog und vor ihr auf den Tisch legte. »Aber das hier wird er wahrscheinlich glauben. Ich habe extra eine Kopie für Sie gemacht. Wenn Sie es gelesen haben, rufen Sie mich an. Meine Nummer steht vorn drauf.«
»Was ist das?«
»Eine eidesstattliche Versicherung von einem Juwelier in Chiswick, der von einer Frau namens Ann Butts mehrere Schmuckstücke erwarb. Mein Vater und ich mussten ungefähr zweihundert Briefe schreiben, um ihn ausfindig zu machen, nachdem Michael mir erzählt hatte, dass Sie den Ring, den Sie Bridget abgenommen hatten, damals verkauften. Wir fingen mit Juwelieren und Pfandhäusern in Richmond an und haben dann immer größere Kreise gezogen, bis wir endlich in Chiswick ins Schwarze getroffen haben. Der Mann betreibt sein Geschäft heute noch, und jedes Stück, das durch seine Hände geht, wird registriert – zusammen mit den Namen von Verkäufer und Käufer.«
Sie ließ den Umschlag auf den Tisch fallen, als hätte sie sich die Finger verbrannt.
»Er ist ein reeller Geschäftsmann und bezahlt reelle Preise. Und um sicherzugehen, dass die Ware nicht gestohlen ist, verlangt er stets Ausweispapiere und einen Eigentumsnachweis. Er schreibt genau auf, was für Dokumente vorgelegt werden. Im Fall von Ann Butts war es eine Bank-Service-Karte und ein Gutachten der Firma Sotheby's über den Wert verschiedener in einer Liste aufgeführter Stücke, die am Ort in der Graham Road 30 in Richmond besichtigt worden waren. Ich nehme nicht an, dass Sie die Liste noch haben, hm?«, sagte ich ironisch. »So dumm wären nicht einmal Sie.«
Sie wollte sich eine Zigarette nehmen, aber ich riss ihr die Packung aus der Hand und drückte sie platt, als ich aufstand.
»Das wirklich Interessante ist«, sagte ich, meine Hände auf den Tisch stützend, »dass das erste Stück erst im Juni 1979 verkauft wurde. Und mein Freund, der Juwelier, versichert mir, dass die Ann Butts, mit der er damals zu tun hatte, eine Weiße war, klein, schlank, mit einem Pferdeschwanz.«
Schlagfertig war sie, trotz Prozac und Alkohol. »Wie eine halbe Million andere«, sagte sie.
»Meine Telefonnummer steht auf dem Umschlag«, erinnerte ich sie. »Rufen Sie mich an, wenn Sie mir etwas anbieten können. Wenn Sie es nicht tun, übergebe ich das Dokument der Polizei.«
»Was soll ich Ihnen anbieten?«
»Informationen. Ich möchte wissen, wer Annie ermordet hat – nicht, wer sie bestohlen hat.«
Sharon Percy machte ihre Tür nur so weit auf, wie es die Sicherheitskette zuließ. »Ich will nicht mit Ihnen reden«, sagte sie. »Sie dachten, ich würde Sie nicht wiedererkennen, aber ich habe gesehen, wie Sie zu Maureen reingegangen sind, da konnte ich es mir denken.«
Hinter ihr im dunklen Flur wackelte ein Schildkrötenkopf. »Erst belästigen Sie uns mit diesen verdammten Briefen«, zischte Geoffrey Spalding mich an, »und jetzt kreuzen Sie auch noch selbst auf. Verschwinden Sie und lassen Sie uns in Ruhe.«
»Ich wäre gar nicht gekommen, wenn Sie meine Briefe beantwortet hätten«, gab ich zurück.
»Was gab's da groß zu sagen?«, fuhr er mich an. »Wir wissen nichts. Und fertig.«
»Warum haben Sie dann in Ihrer Aussage vor der Polizei gelogen?«
Ich sah flüchtig die Panik in den beiden Gesichtern, dann flog krachend die Tür zu. Da ich nichts anderes erwartet hatte, machte ich mich auf zu der Drei-Kilometer-Wanderung zu Jock Williams' Haus.
* * *
Brief von Libby Garth, geschiedene Williams, früher Graham Road 21, Richmond, jetzt wohnhaft in Leicestershire, aus dem Jahr 1997
Windrush
Henchard Lane
Melton Mowbray
Leicestershire
19. Juni 1997
Hallo –
in aller Eile ein paar Zeilen, bevor ich an den häuslichen Herd sprinte, um das Abendessen für die hungrigen Horden zu machen. Ob du's glaubst oder nicht, Jock hat bereits die nächste Tussi in seiner Villa installiert. Er wechselt sie wie die Hemden, obwohl er im Bett weiß Gott keine Größe ist! Womit ködert er sie bloß? Ich weiß, dass er hin und wieder mal dicke Gewinne einstreicht, aber wie gewonnen, so zerronnen.
Sein neues Projekt, »Systel«, hat irgendwas mit Mobiltelefonen zu tun. Es läuft zurzeit wohl ganz gut, aber wenn es so geht wie bei all seinen anderen Unternehmungen, wird er spätestens in einem Jahr eine Riesenfinanzspritze brauchen. Ich habe gehört (von der neuen Tussi), dass sein Ruf bei den Leuten, die bereit sind, auf dem Kapitalmarkt was zu riskieren, mittlerweile so miserabel ist, dass er jetzt überlegt, ob er das Haus
Weitere Kostenlose Bücher