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Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt

Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt

Titel: Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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arbeiten. Aber ich dachte, es ist besser als gar nichts. Wenn man nichts tut, wird man nur faul und fett.“
    Marcel lachte wie über einen besonders gelungenen Witz.
    Salvatore, der die Autos der beiden gesehen hatte, konnte sich vorstellen, wie es in ihren Portemonnaies aussehen musste. Er selbst gehörte auch nicht eben zu den Großverdienern, aber es reichte, um ein wenig auf Stil zu achten. Schließlich hatte er mit siebenundzwanzig Jahren eben erst die unterste Stufe der akademischen Karriereleiter erklommen. Er stimmte seinem Freund durchaus zu – man musste am Ball bleiben, auch wenn vorerst nichts dabei herauszuspringen schien. Wenn man nur hartnäckig genug war, stieß man immer auf etwas, das sich zu Geld machen ließ.
    „Und seit wann wühlt ihr hier herum?“
    „Seit drei Wochen. Am Anfang war das Wetter gar nicht schlecht. Wir hatten richtigen Sonnenschein. Ich habe mir sogar einen Sonnenbrand geholt – hier!“ Unvermittelt hob er seinen dünnen Pulli hoch, drehte sich zur Seite und präsentierte stolz seinen bronzefarbigen Rücken. Mehr noch als der Teint beeindruckte der knochige Körperbau des jungen Mannes. Die Haut spannte sich unmittelbar über die Rippen, und Salvatore bezweifelte, ob man bei einer Obduktion auch nur ein Gramm Fett finden würde.
    Salvatore, der bereits ein kleines Bäuchlein ansetzte und im Fitnesscenter hart dagegen ankämpfte, sah mit einer Mischung aus Neid und Staunen hin. Auch Giulia betrachtete den entblößten Rücken. Es war interessant, sich vorzustellen, Stefane und Giulia würden sich umarmen, vielleicht sogar liebkosen. Wie mochte das aussehen? Es kam ihm vor, als gefalle Giulia die unbekümmerte Art des Archäologen. Salvatore hätte niemals einfach nur so sein Hemd ausgezogen.
    „Sag mal, nimmst du auch manchmal was zu dir?“, fragte Salvatore und wischte damit den Gedanken an das kantige Liebesspiel der beiden beiseite.
    „Du weißt doch, wenn ich arbeite, vergesse ich das Essen. Außerdem lässt der Kerl mir nicht viel übrig.“ Er blinzelte Marcel zu, und dieser lachte gurgelnd.
    Eine heftige Bö schüttelte den Container durch. Marcel streckte seine Arme zu den Seiten hin aus, hielt sich am Tisch und an der Wand fest. Er schien nicht sehr beunruhigt. Auch die anderen wurden durchgeschüttelt.
    „Was ist?“, lud Stefane ein. „Gehen wir raus und werfen wir einen Blick auf das, was ich freigelegt habe?“
    Salvatore nickte langsam. Er war nicht begeistert. Der Sturm schien anzuziehen, und die Abstände, in denen die Regenattacken gegen die Vorderwand der Hütte prasselten, wurden immer kürzer. Der teure Stoff seines Anzugs hatte eben zu trocknen begonnen.
    Giulia – die Ich-gehe-mit-mir-wohin-du-willst-Giulia – störte es nicht. Sie wollte Abenteuer, Neuigkeiten, Attraktionen. Für sie war das Leben ein Rummelplatz. „Ja, worauf warten wir eigentlich noch?“, rief sie. Noch während sie sprach, stand sie auf und zerrte den Mann an ihrer Seite mit sich nach oben.
    „Äh, auf Regenjacken?“, wagte es dieser, ein aus seiner Sicht nicht unwichtiges Thema anzuschneiden.
    „Regenjacken“, sagte Stefane. „Ja, richtig, die hatten wir auf unserer Checkliste, ziemlich weit oben, Position vierzehn oder fünfzehn, glaube ich, stimmt’s, Marcel? Dummerweise reichte das Geld nur bis Position elf. Regenjacken. Nächstes Mal habe ich welche dabei, glaub mir – koste es, was es wolle.“
    „Ich verstehe.“ Salvatore ließ den Kopf sinken.
    „Die Stelle, wo die Ausgrabungen sind, ist nicht weit von hier. Dreihundert Meter. Wenn es stärker regnet, können wir jederzeit wieder zurück.“
    „Schon gut, einverstanden“, sagte Salvatore.
    „Komm schon!“, drängelte Giulia und riss die Tür auf. Ein Windstoß fuhr ins Innere des Containers, wirbelte Papier auf und blätterte einige Bücher durch. Marcel rührte sich nicht, als ihm ein Notizzettel gegen den Kopf flog und einige Sekunden vom Wind dort festgehalten wurde.
    „Schnell!“ Salvatore schob sie nach draußen und sorgte dafür, dass die Tür rasch wieder geschlossen wurde. Die Balken meldeten sich mit einem protestierenden Knarren, als die drei Menschen fast gleichzeitig ausstiegen. Für eine halbe Minute wütete der Sturm, zerzauste ihre Haare und krallte sich in ihre Kleider. Dann legte er sich wieder – für den Moment.
    Salvatore betrachtete die Hütte aus zwanzig Metern Entfernung. „Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, den Container ausgerechnet auf den Hügel zu stellen? Da

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