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Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt

Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt

Titel: Schlangenspuk - Dorothea K. - Schachmatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Später wurde er zum Mondgott, dann zum Gott der Mathematik und Zauberei, und schließlich im Osiris-Kult zum Gott der Gerechtigkeit. So etwas ist überall passiert. Dieselben Namen bezeichnen je nach Ort oder Zeit etwas anderes. Da ist es für die Wissenschaft nicht leicht zu entscheiden, ob es sich um vollkommen unterschiedliche Götter oder nur um verschiedene Aspekte handelt.“
    Giulia nickte. Gegen Ende seiner Ausführungen hatte ihr Blick abwesend gewirkt, und es war fraglich, ob sie den Schluss noch aufgenommen hatte.
    Ganz anders Stefane. Seine dunklen Augen strahlten, was ihm in der düsteren Umgebung etwas Gefährliches verlieh. „Ich habe das nachgelesen“, meinte er fasziniert. „In den meisten Büchern wird so getan, als wäre Sugaar nur ein anderer Name für Maju, den Gatten von Mari. Wahrscheinlich fiel der Schlangengeist irgendwann einmal mit dem Donnergott zusammen. Aber es muss eine Zeit und eine Gegend gegeben haben, da waren sie getrennt.“
    „Höchstwahrscheinlich“, sagte Salvatore. „Aber soweit ich informiert bin, gibt es keine Beweise dafür.“
    Stefane reckte sich. „Ich gehe davon aus, dass dieser Ort hier der Beweis ist.“
    „Wow!“, machte Giulia beeindruckt.
    „Sugaar war auf jeden Fall männlich“, fuhr Stefane fort. „Und kein sehr angenehmer Bursche. Man könnte ihn als eine Art Teufel bezeichnen.“
    „Ja“, sagte Salvatore, „aber das trifft auf viele zu. Die alten Götter hatten alle ihre schrecklichen Seiten.“
    „Was wäre, wenn es nicht so wäre, wie du eben gesagt hast?“, fragte der Archäologe und ballte erregt die Hände zu Fäusten. „Wenn es keine unterschiedlichen Kulte waren, die irgendwann einmal miteinander verbunden wurden, sondern wenn Sugaar von Anfang an eine Rolle in der Geschichte von Mari und Maju gespielt hätte?“
    „Das verstehe ich nicht ganz. Eine Rolle als was?“
    „Seht euch die beiden da drüben an. Mari und Maju. Was seht ihr?“
    „Zwei Steine“, blieb Salvatore unkooperativ.
    „Zwei Steine, die nahe beieinander stehen. Aber nicht sehr nahe. Es ist ein großer Abstand zwischen ihnen, findet ihr nicht? Ein bisschen zu groß für ein sich liebendes Ehepaar.“
    Salvatore legte den Kopf schräg. Den Gedanken, der ihm durch den Kopf ging, sprach er nicht aus. Dass es im nicht unrecht gewesen wäre, wenn Giulia ungefähr denselben Abstand zu ihm gehalten hätte. Stattdessen sagte er mit einer Stimme, die Kompetenz ausdrücken sollte: „Die Mythen besagen, dass es zu Stürmen und Gewittern kommt, wenn Mari und Maju sich begegnen. Gemeinhin legt man das so aus, dass sie sich leidenschaftlich lieben. Schließlich sind es beides Donnergottheiten, da wird das Liebesspiel nicht gerade leise über die Bühne gehen.“
    „Eine andere Sichtweise wäre, dass es zwischen den beiden schon lange kriselte.“
    „Götterpsychologie, eine neue wissenschaftliche Disziplin“, konnte Salvatore sich die respektlose Bemerkung nicht verkneifen. „Willst du den Eheberater für alte Gottheiten spielen?“
    „Vielleicht sollte sich Mari mal die Haare richten“, gab Giulia das zum Besten, was sie für einen passenden Scherz hielt. „Und in Reizwäsche schlüpfen.“
    Wahrscheinlich war es der Gedanke eines Felsen in Strapsen, der Stefane zum Schmunzeln reizte, aber dann wurde er schlagartig wieder ernst. „Ich habe mich gefragt, ob der Grund für ihre Krise nicht dieser junge Mann hier sein könnte.“ Mit einer eleganten Bewegung gab er den Stein frei, vor den er sich die ganze Zeit über gestellt hatte. Natürlich war es dem hageren Archäologen keine Sekunde lang gelungen, den massigen Felsbrocken zu verdecken, was seine Eröffnung ziemlich pathetisch erscheinen ließ.
    Salvatore und Giulia betrachteten den Steinkoloss stumm.
    „Er ist größer und stattlicher als Maju“, kommentierte Stefane das Offensichtliche. Und nach einer kurzen Pause ergänzte er seine Erläuterung um etwas, das weniger offensichtlich war: „Er sieht Mari an, und Mari wendet sich ihm zu, nicht ihrem Gatten.“
    Salvatore prüfte die Konstellation und musste seinem Freund Recht geben. Der Stein, der möglicherweise die Göttin darstellte, schien tatsächlich das Interesse der beiden anderen zu finden. Und Mari ihrerseits war auf den großen Stein ausgerichtet. Es schien etwas über die Beziehung der drei zueinander auszusagen.
    Der Sturm heulte über sie hinweg, wirbelte Blätter und abgerissene Halme in die Luft, und die drei duckten sich automatisch in den

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