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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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derartiges Gespräch geführt. An dem Morgen war ich gar nicht in seinem Büro. Natürlich versuchte ich, so gut ich konnte, sein Vertrauen zu erlangen, aber es ist mir nicht wirklich gelungen, überhaupt nachdem du die Anlage allein verlassen hattest.“
    „Aber du hast mir doch selbst von dem Gespräch mit Kandin erzählt, das für neun Uhr geplant war“, insistierte Paula. Weniger, weil sie noch glaubte, dass Ricarda ein falsches Spiel trieb, sondern vielmehr um die Geschichte aufzuklären.
    „Ja, wir hatten ein Gespräch, aber nicht in seinem Büro. Wir trafen uns beim Frühstück und da wies er mich nochmals an, auf deine Sicherheit zu achten und drohte mir mit einem sofortigen Rausschmiss, wenn ich es nochmals verpatzen sollte.“
    „Und ich dachte schon, meine Menschenkenntnis hätte mich völlig im Stich gelassen.“ Paula ging spontan auf Ricarda zu und umarmte sie.
    „Und deshalb hast du mir am Abend nicht mehr aufgemacht und bist mir aus dem Weg gegangen?“
    „Tut mir leid, aber ich wollte mich einfach nicht von dir zum Narren halten lassen“, entschuldigte sich Paula. „Übrigens, ich habe bereits mit Juan Blanco Kontakt aufgenommen. Erinnerst du dich an meinen Ausflug ohne Begleitung?“
    „Du meinst deine Fahrt nach Tamarindo?“
    „Richtig. In Wirklichkeit war ich bei Blanco in der Redaktion.“
    Ricarda sah sie erstaunt an.
    „Schade, dass du mir nichts davon gesagt hast. Dann hätten wir beide keine Probleme mit Kandin bekommen. Glück im Unglück, dass wir uns hier getroffen haben.“
    „Das kannst du laut sagen. Du weißt doch, dass Kandin sein Büro mit einer Kamera überwachen lässt?“
    „Wie bitte?“ Ricarda sah sie ungläubig an.
    Paula erzählte von ihrer Entdeckung am ersten Abend im Büro.
    Ricarda pustete hörbar die Luft aus. „Nicht auszudenken, wenn Kandin gesehen hätte, wie ich in seinem Büro herumschnüffle. Das wäre wohl das Ende meines Einsatzes in der Ferienanlage gewesen.“
    Dann erzählte Ricarda, wie wichtig das Projekt für sie persönlich war. Ihre Mutter war gebürtige Amerikanerin, die mit einem Ärzteteam nach Costa Rica in die Provinz Guanacaste gekommen war. Hier lernte sie Ricardas Vater kennen, der gegen die Ausbeutung des Landes kämpfte. Seine Ahnen stammten vom indianischen Volk der Choroteken ab, wie gut die Hälfte aller Bewohner dieser Region. „Da es meiner Mutter hier sehr gut gefiel, blieben sie in Costa Rica. Bald darauf wurde ich geboren. Als ich drei Jahre alt war, fand man meinen Vater eines Tages tot im Urwald auf. Offiziell hieß es, dass es ein Unfall gewesen sei, doch meine Mutter hat nie an diese Version geglaubt. Vielmehr war sie überzeugt, dass mein Vater ermordet worden war, weil er einigen Personen in die Geschäfte gepfuscht hatte. Doch niemand von den Behörden wollte ihr glauben. Sie packte daraufhin alle Habseligkeiten, fuhr mit mir nach Amerika und kehrte nie mehr zurück. Frag nicht, wie sie reagierte, als ich ihr erzählte, dass ich nach Costa Rica fahre.“
    Inzwischen war es kühl geworden. Paula hatte ihren Pullover nicht dabei. „Lass uns hineingehen, ich zeige dir die Kamera und dann möchte ich noch meine E-Mails abfragen. Wonach suchst du eigentlich?“
    „Irgendwelche Beweise, was genau, weiß ich auch nicht. Aber wir haben den Verdacht, dass Kandin bei einigen schmutzigen Geschäften seine Hände im Spiel hat.“
    „Zum Beispiel?“
    „Da wäre einmal der mysteriöse Tod eines unserer Mitglieder, das hier in der Gegend angeblich an einem Schlangenbiss gestorben sein soll. Aber es spricht einiges dagegen, dass es sich um einen Unfall gehandelt hat. Dann gab es dieses Flugzeugunglück einer Cessna, die aus völlig ungeklärter Ursache abgestürzt ist, mit einigen hochrangigen Umweltexperten an Bord. Wir müssen aufdecken, was hinter all diesenVorkommnissen steckt, inwieweit Kandin darin involviert ist und was durch diese Ferienanlage vertuscht werden soll. Noch haben wir keine Beweise, aber bis jetzt sind wir noch nie falsch gelegen.“
    Paula sperrte die Bürotür auf und deutete Ricarda still zu sein. Dann zeigte sie ihr das Aufnahmegerät. Auch heute brannte das rote Lämpchen.
    Während Paula versuchte ihre E-Mails abzurufen, inspizierte Ricarda die Kamera von der Seite. Paula hatte kein Glück. Weder erhielt sie E-Mails, noch konnte sie welche verschicken. Auch Googeln im Internet war nicht möglich, es konnte keine Verbindung hergestellt werden. Also fiel auch diese Möglichkeit flach, mit ihren

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