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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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Stimme ihre absurden Gedanken.
    Paula zuckte zusammen.
    „Ein bisschen nervös oder haben Sie schlecht geschlafen?“, fragte er süffisant. Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: „Ich denke, dass das bei unserer Informationskampagne nicht unerwähnt bleiben sollte. Umweltschutz ist hier wie in Österreich ein wichtiger Aspekt, und jedes Unternehmen wird daran gemessen, was es für die Umwelt tut. Das gilt ganz besonders für unser Projekt, bei dem wir uns von Anfang an bemüht haben, der Umwelt keinen Schaden zuzufügen. Vielmehr werden wir alles daran setzen, diese sogar noch zu verbessern.“
    Wie immer klangen die Worte aus Kandins Mund überzeugend und professionell. An ihm war wirklich ein Politiker verloren gegangen.
    „Das klingt sehr interessant“, murmelte Paula. Kurze Zeit später fuhren sie durch eine hölzerne Toreinfahrt, einen Schotterweg entlang, bis sie zu einer Gruppe von Häusern gelangten. Nur eines war ein Ziegelbau, wenn auch ramponiert und ohne Verputz. Die Fenster überzog ein braungrauer Schleier. Die anderen Gebäude waren aus Holz und überall standen verrostete Fässer und Behälter herum.
    Kandin hupte zweimal. Gleich darauf eilte ein schmächtiger Mann auf sie zu.
    „Señor Kandin, welche Ehre Sie zu sehen.“
    Er nahm Kandins Hand und verbeugte sich immer wieder, bis Kandin sie ihm entzog.
    „Schon gut, mein Freund. Das ist Señor Roca. Frau Ender.“
    Der Mann nahm nun Paulas Hand, schüttelte sie wie zuvor jene Kandins: „Sehr erfreut, Señorita, sehr erfreut!“
    Dann bat er die Besucher, ihm ins Haus zu folgen. In der Küche machte er sich sofort daran, auf der Eckbank Platz zu schaffen, indem er die dort stehenden Kisten und Schachteln auf die Seite schob und den Staub mit den Handflächen wegwischte.
    Er stellte drei Gläser auf den Tisch und schüttete in jedes reichlich Rum. Höflichkeitshalber nahm Paula einen Schluck, worauf ihr die Luft wegblieb. Die beiden Männer lachten, prosteten ihr zu und schütteten sich das höllische Zeug in den Rachen. Kandin plauderte mit dem Mann eine Weile auf Spanisch. Ihn konnte Paula gut verstehen, doch von dem, was der Bauer sagte, konnte sie sich nur Teile zusammenreimen. Es ging um den Humus von Señor Kandin, mit dem die Felder bessere Erträge liefern würden.
    „Ich hoffe, Sie verstehen jetzt, wie wichtig unsere Hilfe für diese Leute ist“, begann Kandin, als sie wieder im Auto saßen.„Ich spreche nicht nur vom Humus, den wir unentgeltlich zur Verfügung stellen, sondern auch von den vielen Möglichkeiten, die sich aufgrund der großen Zahl an Touristen ergeben, die durch Tico World in dieses Gebiet kommen werden: Souvenirläden, Gaststätten, Geschäfte. Señor Roco zum Beispiel wird seinen verkommenen Bauernhof mit unserer finanziellen Unterstützung renovieren und einen Handwerksladen einrichten, wo er selbstgemachte Keramik verkaufen wird. Auf diese Weise hat jeder etwas davon: Unseren Touristen wird ein Ausflugsziel geboten, das ihnen authentisches Costa-Rica-Flair vermittelt, und Señor Roco und seine Familie werden von den Einnahmen gut leben.“
    Der vermeintliche Gutmensch Kandin schien an alles gedacht zu haben. Fehlt nur noch der Heiligenschein, dachte Paula.
    Ähnlich wie der erste Besuch verliefen auch die nächsten. Überall freuten sich die Bewohner, Kandin zu sehen. Das Mittagessen nahmen sie auf dem Rückweg in einem soda ein. Als sie dort ankamen, waren einige Männer dabei, das Dach eines Zubaus zu decken, andere hämmerten und werkten. Als sie Kandin sahen, legten sie die Werkzeuge weg und begrüßten ihn herzlich.
    „Na, wie geht es voran?“ Kandin strahlte mit der Sonne um die Wette.
    „Wunderbar, Señor Kandin, wunderbar. Es wird ein sehr schönes Restaurant werden, dank Ihrer großzügigen Unterstützung.“
    „Und es wird das Restaurant mit der besten Küche sein“, ergänzte Kandin, als zwei Frauen mit dampfenden Schüsseln aus dem Haus kamen. Eine der beiden war hochschwanger. Drei kleine Kinder ließen die Besucher nicht aus den Augen. Vor allem Paulas blonde Haare schienen es ihnen angetan zu haben. Immer wieder steckten sie die Köpfe zusammen, tuschelten, ohne sie aus den Augen zu lassen, und brachen danach in Gekicher aus.
    Das Essen schmeckte hervorragend, auch wenn es sich wieder um einen Eintopf aus Reis, Bohnen und Fleisch handelte. Nachdem sie sich den Zubau auch von innen angesehen hatten, fuhren sie los.
    „Ich denke, ich konnte Ihnen heute einige wichtige Eindrücke

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