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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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freigelegt wird. 1989 wurde eine Goldmine im Westen von Costa Rica stillgelegt. Sieben Jahre lang wurden dort die Hügel abgetragen, der Wald gerodet und die Erdschicht abgehoben. Um die winzigen Goldpartikel freizulegen, waren tausende Liter Cyanid nötig. Die wurden dann vom Regenwasser aus dem Becken mit dem säurehaltigen Schlamm geschwemmt und verseuchten die nahe gelegenen Gewässer. Woher die Blausäure in der Gegend um die Ferienanlage kommt, kann ich noch nicht sagen. Darum werde ich auch weiterrecherchieren.“
    „Aber wäre es nicht möglich, dass es sich um Altlasten handelt? Also dass diese Rückstände gar nicht mit dem Bau der Anlage zusammenhängen?“
    „Nun, möglich wäre das, aber mein journalistischer Spürsinn sagt mir, dass es irgendwie mit Tico World zusammenhängt. Zumal es bis dahin keinerlei Eingriff in den natürlichen Haushalt dieser Gegend gegeben hat. Aber das ist noch nicht alles“, ergänzte Blanco und reichte ihr zwei Artikel, die ihr bekannt vorkamen.
    „Ich habe Ihnen diese Artikel bereits das letzte Mal mitgegeben. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass von mir im ersten ein brisantes Wortduell zwischen Kandin und einem sozialdemokratischen Umweltpolitiker angekündigt wurde und dieses dann zu einer reinen Farce wurde. Ehrlich gesagt habe ich mich zuerst nur geärgert, aber ich dachte mir nicht viel dabei.“
    Blanco schenkte Mineralwasser nach. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, fuhr er fort.
    „Als Kandin mir wenig später nahelegte, meine negative Berichterstattung zu unterlassen, da er ansonsten die Fotos von mir und meiner Freundin aus dem Ministerium an die Öffentlichkeit bringen würde, habe ich mir so meine Gedankengemacht. Was, wenn ich nicht der Einzige war, von dem er etwas wusste, das nicht publik werden sollte?“
    Und nun erzählte Blanco von seinen Recherchen und Gesprächen. Auch mit dem Umweltpolitiker hatte er Kontakt aufgenommen. Da sie sich schon von früheren Aktionen gut kannten, war es ihm nicht schwergefallen, das Vertrauen des Mannes zu gewinnen, und nach und nach hatte sich sein Verdacht bestätigt.
    „Glauben Sie mir, ich musste ein schönes Stück Überzeugungsarbeit leisten, damit er mir seine Geschichten schließlich auf Tonband sprach. Pech für mich, dass sich die Kassette zum Zeitpunkt des Brandes in der Redaktion befand. Ich weiß nicht, ob er nochmals den Mut besitzen wird, über all das zu sprechen, nachdem alles niedergebrannt wurde.“ Blanco lehnte sich zurück und sah Paula an. „Etwas viel, was sich da zusammenbraut, wie?“
    „Wollen Sie damit andeuten, dass Herr Kandin versucht hat, Politiker zu erpressen?“
    „Nicht nur das, meine Liebe, nicht nur das. Ich unterstelle ihm sogar, dass er mehrere Menschen auf dem Gewissen hat. Es gibt Leute, die man mit Drohungen nicht in die Enge treiben kann und die daher kriminelle Unternehmen ernstlich gefährden. Dazu zählten auch jene Umweltwissenschaftler, die damals beim Absturz der Cessna ums Leben kamen. Ich habe mir die Mühe gemacht und mit einem Freund des verunglückten Piloten gesprochen. Er beteuerte immer wieder, dass sein Freund absolut zuverlässig und die Maschine in einem perfekten Zustand war. Er ist felsenfest davon überzeugt, dass dieser Unfall nur durch äußere Einwirkung hatte passieren können. Was für mich den Schluss nahelegt, dass an der Cessna manipuliert wurde, um sie zum Absturz zu bringen.“
    „Uff, das ist ein bisschen viel auf einmal“, gestand Paula. „Gibt es dafür auch hieb- und stichfeste Beweise?“
    „Nein, für die Sache mit der Cessna nicht. Die Untersuchung der Absturzursache hat nichts ergeben, aber schließlich war fast ein Monat vergangen, bis das Flugzeug im Urwald gefunden wurde. Für die Polizei ist der Fall erledigt. Für die Behörden war es ein bedauerlicher Unfall, wie er immer wieder einmal vorkommen kann“, schloss Blanco.
    Paula sah unauffällig auf die Uhr. Ihr blieb noch eine knappe Viertelstunde, um rechtzeitig zum Bus zu kommen. Das Telefonat mit Markus würde sich auch dann nicht mehr ausgehen, wenn sie sofort losging.
    „Kann ich irgendetwas tun, um Sie bei Ihren Recherchen zu unterstützen?“, fragte sie Blanco, während sie aufstand und den Rucksack an sich nahm.
    „Im Moment fällt mir nichts anderes ein, als Sie zu bitten, die Augen offenzuhalten. Sie können mich jederzeit über Ricarda erreichen, wenn Ihnen etwas berichtenswert erscheint. Ich möchte Ihnen nicht meine neue Adresse geben, denn je weniger

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