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SCHLANGENWALD

Titel: SCHLANGENWALD Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilona Mayer-Zach
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Sie wissen, umso besser ist das für Sie. Ansonsten bitte ich Sie nur, vorsichtig zu sein.“
    Paula verabschiedete sich von ihm und wünschte ihm Glück. Er würde es brauchen können.

     
    3.
    Weder der Bus noch jemand von der Reisegruppe war zu sehen, als Paula abgehetzt auf dem Parkplatz eintraf. Es war knapp zehn Minuten nach dem vereinbarten Zeitpunkt, und sie war sicher gewesen, dass der Reiseleiter auf sie warten würde, zumal er bestimmt nicht jeden Tag ein so stattliches Trinkgeld bekam wie das, was sie ihm vorhin zugesteckt hatte.
    Sie machte sich auf den Weg zur Busstation in der Hoffnung, dass von dort noch ein Bus nach Tamarindo fahren würde. Aber auch hier hatte sie kein Glück. Es fuhr nur noch ein Bus nach San José. Paula überlegte, ob sie nochmals Blanco aufsuchen sollte, kam aber zu dem Schluss, dass auch er nicht mehr für sie tun konnte, als ein Taxi zu rufen.
    Kurz entschlossen betrat sie die nächste Pension und erklärte der Frau an der Rezeption ihre Situation. Die deutete Paula zu warten. Kurz darauf kam sie mit einem älteren Mann im Schlepptau an, der fast so breit wie hoch war und auf den die kleine Frau ununterbrochen einredete.
    „ Mi marido Juan Rodríguez“, stellte sie ihn Paula vor. „Er wird Sie zu Ihrem Hotel bringen.“
    Der Alte quälte sich ein Lächeln ab.
    „Mein Mann hat ein schönes Taxi, Sie werden sehen! Und gleich sind Sie wieder zu Hause.“
    „Und der Preis?“ Paula war klar, warum die Frau so engagiert dafür eintrat, dass ihr Mann diese Fahrt machte.
    Die Frau nannte eine Summe, die für Paulas Spesenkonto vertretbar war, und sie war froh, sich keine weiteren Gedanken darüber machen zu müssen, wie sie in die Anlage kam. Unangenehm war ihr nur, dass sie nicht mit der Gruppe zurückkehrte.
    Während der Mann alles für die Fahrt vorbereitete, kam Paula endlich dazu Markus anzurufen. Es war ungefährMitternacht in Wien. Sie probierte es zu Hause, aber niemand hob ab. Bei seinem Handy kam sie sofort auf die Mailbox. Wo war Markus und vor allem, mit wem?
    Juan Rodríguez war in ein frisches Hemd geschlüpft und wartete im Taxi vor dem Eingang. Paula registrierte beruhigt, dass er ein offizieller Taxiunternehmer war. Sein Wagen hatte die für costa-ricanische Taxis übliche rotorange Farbe und auf dem Dach das erleuchtete Taxischild. Der Taxameter war ausgeschaltet, da sie sich für die Strecke bereits den Fixpreis ausgehandelt hatten. Auf dem Armaturenbrett blinkten die bunten Lichter eines Miniaturweihnachtsbaums aus Plastik. Es war erst Oktober, aber bereits in Santa Cruz war Paula aufgefallen, dass in vielen Fenstern und Läden Plastikbäume leuchteten, mit weihnachtlichem Glitter und Tand behangen.
    Paula hatte sich in der Zwischenzeit an die riskanten Überhol- und Ausweichmanöver der einheimischen Autofahrer gewöhnt. Zwar hielt sie sich noch immer verkrampft an den Halterungen fest, aber den Umfahrungen regelrechter Krater, in denen sich das Wasser der letzten Regenfälle gesammelt hatte, sah sie mittlerweile gelassen entgegen. Statt Stoßgebete gen Himmel zu schicken, wie sie das bei den ersten Autofahrten in diesem Land getan hatte, widmete sie nun ihre Aufmerksamkeit der vorüberziehenden Landschaft.
    Dann und wann fluchte der Fahrer, wenn er ein Loch zu spät sah und mit dem Auto hineinpolterte. Ansonsten verlief die Fahrt schweigsam. Rodríguez konzentrierte sich auf die Strecke, und Paula versuchte Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Blancos Schilderungen hatten sie aufgewühlt. Vor allem, weil sich schwer unterscheiden ließ, was davon Realität und was Fanatismus war. Nach ungefähr einer Stunde erreichten sie Tamarindo . Rodríguez hielt vor einem Laden an und deutete Paula, dass sich hier ein öffentliches Telefon befand.
    Markus war diesmal sofort am Apparat.
    „Endlich! Ich habe mir schon ernsthafte Sorgen gemacht, dass du mich nicht mehr erreichst. Der Akku meines Handys war nämlich leer, weil die im Gericht wieder eine Ewigkeit gebraucht haben, um zu einem Urteilsspruch zu kommen, und ich hatte kein Ladegerät dabei.“ Paula fiel ein Stein vom Herzen.
    „Entschuldige, dass ich dich so spät anrufe, aber hier überschlagen sich die Ereignisse. Erzähl mal, was du mir gestern sagen wolltest.“
    „Nachdem du mir in der letzten Mail von Kandins Überwachungskamera berichtet hattest, habe ich einen meiner Freunde von der Polizei gebeten nachzusehen, ob es irgendetwas über den Mann gibt. Und was meinst du, ist bei diesen Recherchen

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