Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili
einen Kieferknochen in Louisiana.«
»Verdammt noch mal.«
»Leonard besitzt eine Schrotflinte.«
»Augenblick mal, Charlie. Du kennst Leonard.«
»Ja. Deswegen bin ich ja so beunruhigt. Hör mal, Hap. Leonard gerät ziemlich schnell in Wut. Das kannst du nicht abstreiten.«
»So schnell gerät er gar nicht in Wut.«
»Doch, das tut er. Besonders in letzter Zeit. Wie zum Beispiel bei dieser Geschichte mit Raul und Rauls neuem Freund, der, wie ich anmerken möchte, ein Motorrad fährt. Hab ich recht?«
»Ja. Aber…«
»Und du weißt, warum Leonard seinen Job im Hot Cat Club verloren hat?« »Er hat irgendeinem Kerl auf den Kopf gepisst.«
»Das ist ziemlich extrem, sogar für Leonard.«
»Er wollte ein Exempel statuieren.«
»Aha. Und was du noch gesagt hast, dass er einem Jungen in den Arsch treten wollte. Erinnerst du dich?«
»Ich glaube nicht, dass er es so gemeint hat. Nicht wirklich.«
»Das zeigt doch, dass er schnell in Wut gerät, oder? Und du hast nichts von ihm gehört. Kommt dir irgendwas davon richtig vor, Partner? Und dieser Motorradfahrer, den hat ’ne Schrotflinte Kaliber zwölf zum kopflosen Reiter gemacht. Und wie ich schon sagte, Leonard besitzt eine Schrotflinte Kaliber zwölf.«
»Wie jeder Texaner. Außerdem besitzt Leonard Gewehre, Pistolen, eine Sammlung Tafelsilber und einen Fernseher. Zum Teufel, ich auch. Und du.«
»Ich habe noch niemandem auf den Kopf gepisst und auch noch nicht damit gedroht, einem Kind in den Arsch zu treten.«
»Aha. Aber du hast dich in dieser Beziehung mit ihm solidarisiert.«
»Ich hab nur Spaß gemacht.«
»Leonard auch.«
»Du warst dir da nicht so sicher.«
»Du weißt nicht mal, ob es derselbe Motorradfahrer ist.«
»Das stimmt. Aber nachdem ich bei Leonard war, ihn nicht angetroffen und von diesem Motorradfahrer gehört hatte, bin ich noch mal zurückgegangen und hab einen Blick in seinen Schrank geworfen. Die Schrotflinte war nicht da. Du und ich, wir wissen beide, dass er die Schrotflinte nicht oft anrührt. Er hat sie von seinem Onkel, der sie wiederum von seinem Vater hat oder so. Der Onkel hat sie Leonard gegeben, als der noch ein Kind war. Du hast ihn darüber reden gehört. Das Ding ist ein Familienerbstück. Es reicht so weit zurück, dass es nicht mal registriert ist. Wenn der Bursche so etwas vorhätte, wie seinen Liebhaber oder den Freund seines Liebhabers abzuknallen, würde er es vielleicht mit einer Waffe tun wollen, die was ganz Besonderes für ihn ist.«
»Ich dachte, du wärst Leonards Freund.«
»Das bin ich, Hap. Deshalb bin ich ja so besorgt.«
»Ich kann nicht glauben, dass du mit diesem Blödsinn zu mir kommst. Leonard hat niemanden umgebracht. Jedenfalls nicht so. Teufel noch mal, das weißt du doch ganz genau.«
»Da ist noch mehr. Letzte Nacht, Biker-Bar am Stadtrand. The Blazing Wheel. Schon mal davon gehört? Ist die einzige Motorrad-Rocker-Bar, die wir haben. Jedenfalls ist da ein Schwarzer mit ziemlich mieser Laune aufgelaufen und hat einen von den Bikern mit ’nem Besenstiel zusammengeschlagen. Ging ziemlich hart zur Sache. Und als die anderen Biker auf den Schwarzen losgehen wollten, hat er ihnen ein paar Beulen verpasst und ’ne Pistole gezogen. Als sie ihm dann nach draußen zu seinem Wagen gefolgt sind, hat er ’ne Kaliber zwölf vom Wagensitz genommen und damit auf sie gezielt. Er hat das Neon aus dem Schild vom Blazing Wheel geballert und ein paar von den Motorrädern in Schrotthaufen verwandelt. Da draußen hat es ausgesehen wie nach einem verdammten Demolition Derby. Dieser Biker, den er mit dem Besenstiel verrollt hat – weißt du, was mit dem ist?«
»Ist das der tote Motorradfahrer?«
»Und willst du noch was wissen?«
»Was?«
»Dieser Schwarze, der da ausgerastet ist, fuhr einen Rambler. Wie viele Kerle kennst du, die den Mumm haben, bewaffnet in eine Biker-Bar zu gehen und ’ne Schlägerei anzufangen? Wie viele Schwarze kennst du, die einen alten Rambler fahren? Kennst du überhaupt jemanden, der einen Rambler fahren will? Allein dazu braucht man schon ’ne Menge Mumm.«
»Ich glaube nicht, dass der Rambler Leonard wirklich gefällt«, sagte ich. »Er hat ihn billig erstanden.«
»Ja. Jedenfalls, überleg dir mal diese Sache mit der Schrotflinte, und dann denk an die anderen Sachen. An die Geschichte mit Leonards Freund und daran, dass er nicht zu Hause ist. Das ergibt zusammen ein ziemlich übles Bild, findest du nicht?«
»Was ist mit Raul? Hat sich da irgendwas
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