Schleichendes Gift
gesprochen.« Er wandte sich an seinen Freund. »Wir grüßten ihn, oder, Geoff?«
Geoff nickte. »Nur um mal an der Bar mit ihm zu reden, wissen Sie. Er hatte zwei wunderschöne Lakeland-Terrier, sehr gut erzogene Hunde. Im Sommer brachte er sie mit und saß draußen im Biergarten. Was ist aus den Hunden geworden? Carlos, wissen Sie, was aus den Hunden geworden ist?« Er sah gespannt den Barmixer an.
»Ich habe keine Ahnung.« Carlos polierte weiterhin Gläser.
»War er immer allein?«, wollte Paula wissen. »Oder kam er mit Freunden?«
Pringle Nummer eins prustete los. »Freunde? Na, hören Sie mal.«
»Ich habe gehört, dass er hier neulich einen alten Schulfreund getroffen hat. Erinnern Sie sich nicht daran?«
»Ich erinnere mich«, sagte Carlos. »Sie beide kennen den Typen. Er war ein paarmal allein hier, und dann kam Danny eines Abends rein und erkannte diesen anderen Mann. Sie tranken drüben beim Kamin zwei Gläser zusammen.« Er zeigte durch den Raum hinüber. »Wodka und Cola trank er.«
»Erinnern Sie sich noch an irgendetwas anderes von ihm?«, fragte Paula betont ungezwungen. Man sollte sie nie auf den Gedanken bringen, dass etwas wichtig ist. Dann wollen sie einem imponieren und füllen mit ihrer Phantasie die Lücken.
Die Pringles schüttelten den Kopf. »Er hatte immer ein Buch dabei«, berichtete Carlos. »Ein außergewöhnlich großes Buch.« Er zeigte mit den Händen etwas in der Größe von etwa zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimetern. »Mit Bildern. Blumen und Gärten, glaube ich.«
»Nicht genug zu tun, das ist sein Problem«, verkündete Pringle Nummer eins.
Paula breitete die Bilder auf dem Tresen aus. »Erkennen Sie ihn hier drauf?«
Alle drei drängten sich um sie. Geoff schüttelte skeptisch den Kopf. »Könnte irgendeiner von denen sein«, meinte er und zeigte auf drei dunkelhaarige Männer mit blauen Augen und schmalem Gesicht.
Der Barmixer runzelte die Stirn und nahm zwei der Bilder, um sie genauer zu betrachten. »Nein«, erklärte er bestimmt. »Das sind sie nicht. Der hier ist es.« Er legte den Zeigefinger auf ein viertes Foto und schob es Paula hin. Auch dieses Bild zeigte einen Mann mit dunklem Haar und blauen Augen. Sein Gesicht war lang, wie das der anderen drei, aber um die Augen herum viel breiter und zu dem stumpfen Kinn hin schmaler. »Sein Haar ist jetzt kürzer, zur Seite gekämmt. Aber das ist er.«
Geoff starrte das ausgewählte Foto an. »Ich hätte das Bild nicht ausgewählt, aber jetzt, da ich es anschaue … Sie könnten recht haben.«
»Ich seh mir doch ständig die Gesichter an, die zu den Drinks gehören«, sagte Carlos. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das ist.«
»Danke. Das hilft mir sehr. Haben Sie zufällig etwas von dem gehört, was gesprochen wurde?«, erkundigte sich Paula und sammelte die Fotos wieder ein, das Bild mit dem Identifizierten obendrauf.
»Nein«, antwortete Carlos. »Mein Englisch ist nicht gut genug für solche Unterhaltungen.« Die ungewöhnliche Geste, mit der er die Hände ausbreitete, ließ Paula instinktiv vermuten, dass er log. »Ich nehme nur Bestellungen für Getränke und Essen an.«
Aha, alles klar . Sie hatte den Verdacht, dass sie ihn noch einmal würde befragen müssen. »Macht nichts«, meinte sie mit beruhigendem Lächeln. »Sie haben mir sehr geholfen. Vielleicht muss ich noch einmal kommen und mit Ihnen sprechen, Carlos.« Sie zog ihr Notizbuch heraus. »Könnten Sie mir Ihren Namen aufschreiben und wie ich Sie erreichen kann?«
Während er dies tat, wandte sie sich wieder an die Pringles. »Haben Sie den Kerl hier noch einmal bemerkt nach dem Abend, an dem er Danny traf?«
Sie tauschten Blicke. Geoff schüttelte den Kopf. »Wir haben keine Spur von ihm gesehen, oder?«
Als hätte er seine Mission erfüllt und nicht wieder zu kommen brauchen . Paula nahm ihr Notizbuch und floh. Im Auto starrte sie das Foto des Mannes an, den Carlos wiedererkannt hatte. Nummer vierzehn. Nach Staceys Einteilung war das Jack Anderson. Er hatte sein Foto nicht selbst geschickt, sondern war Teil einer Dreiergruppe auf dem Bild eines anderen gewesen. Aber er ging auf die Harriestown High School, und zwar zur gleichen Zeit wie Robbie Bishop.
Paula sah auf die Uhr am Armaturenbrett. Erst Viertel vor zehn. Sie sollte Jana Jankowicz um acht Uhr treffen. Entweder konnte sie sich ein billiges Motel in Sheffield suchen und schlecht schlafen oder nach Bradfield zurückfahren und ein paar ruhige Stunden in ihrem eigenen Bett
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