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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Trittfläche ineinander und beugte sich hinunter, damit Sam seinen Fuß daraufsetzen konnte. »Eins, zwei, drei«, flüsterte sie und richtete sich auf, während er sich vom Boden abstieß.
    Sam reichte mit der Brust bis ans Dach und stemmte sich mit seinen kräftigen Schultern und Oberarmen hoch, während Carol rief: »Sie liegen völlig falsch, Kumpel, das wird Ihnen noch sehr leidtun«, um Sams Kratzen auf den Ziegeln zu übertönen.
    »Halt die Klappe«, motzte Butler zurück. »Die Bullen sind bald hier, und dann wird es euch leidtun, dass ihr mich belästigt habt.«
    Butler erinnerte Carol an einen Bantam-Zwerghahn, die gespielte Unerschrockenheit eines kleinen Mannes, der etwas beweisen muss. Selbst bei dem kurzen Blick auf ihn hatte sie gesehen, wie schmächtig Rhys Butler war. Sich mit Robbie Bishop auf einen Faustkampf einzulassen war total verrückt gewesen. Umso mehr Grund, Vorsicht walten zu lassen, wenn sie es mit ihm aufnahmen. »Wir werden ja noch sehen, wem es leidtut«, gab Carol zurück. »Angeber.«
    Wütend und frierend lehnte sie sich an das Klohäuschen. Sie neigte nicht dazu, ihre Würde besonders ernst zu nehmen, aber eine solche Geschichte würde sich wie ein Lauffeuer bei ihrer eigenen Polizeieinheit herumsprechen und wahrscheinlich in irgendeinem Weblog auftauchen. Carol Jordan von dem Gauner geschnappt, den sie verhaften wollte.
    Es dauerte nicht lange, bis die Polizisten kamen. Wie es sich anhörte, waren es zwei. Butler klang so aufgeregt wie ein Geburtstagskind und erzählte ihnen, was passiert war. »Ich kam nach Hause, und da waren sie gerade dabei, in mein hinteres Zimmer einzudringen. Sie hatten schon das Tor aufgebrochen, man kann ja sehen, dass es ganz abgesplittert ist, ich musste mein Motorrad an den Griff anketten.«
    Butler wiederholte sich dauernd. Einer der Polizisten fand offenbar, dass es reichte. »Hier ist die Polizei«, rief er. »Wir machen jetzt das Tor auf. Ich rate Ihnen, sich ruhig zu verhalten und zu bleiben, wo Sie sind.«
    Sam steckte den Kopf über den Rand des Dachs. »Rauf oder runter, Ma’am?«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind«, stöhnte sie. »Das wird sowieso sehr peinlich.« Sie nahm ihren Dienstausweis heraus und hielt ihn hoch. Verschiedene metallische Geräusche kamen von der anderen Seite der Mauer, dann schwang das Tor langsam auf. Ein sehr großer Mann füllte fast die ganze Türöffnung, hielt seine Taschenlampe auf Schulterhöhe und blendete sie.
    »Was ist hier los?«, fragte er.
    »Ich bin Detective Chief Inspector Jordan von der Polizei Bradfield«, stellte sie sich vor. »Und das«, sie zeigte hoch zum Dach, und das Licht der Taschenlampe folgte ihrem Arm, »ist Detective Constable Evans. Und der da …«, sie zeigte über die Schulter des Polizisten, wo Rhys Butler neben dem anderen Beamten in Uniform stand, »… ist Rhys Butler, den ich gleich auffordern werde, mit mir nach Bradfield zu kommen, um uns ein paar Fragen in Zusammenhang mit der Ermordung Robbie Bishops zu beantworten.«
    Butlers Kinnlade fiel herunter, und er trat einen Schritt zurück. »Das ist doch nicht Ihr Ernst«, rief er aus. Als er dann ihren Gesichtsausdruck sah, schob er hinterher: »Oder?« Und wie vorauszusehen, nahm er Reißaus.
    Er hatte gerade zwei Schritte zurückgelegt, als Sam auf ihm landete, ihm die Luft zum Atmen nahm und zwei Zähne ausschlug.
    Es würde ihnen ein sehr langer und absurder Abend bevorstehen, vermutete Carol müde.

    Paula zeichnete mit Daumen und Zeigefinger einen Pfad auf dem beschlagenen Glas. »Also, ich weiß nicht, was ich tun soll, verstehst du?«, gestand sie. »Einerseits bin ich Tony zu Dank verpflichtet für die Hilfe, nachdem … nachdem ich verletzt wurde. Andererseits will ich nichts hinter dem Rücken der Chefin tun.«
    Chris hatte aus den E-Mails, um die Stacey gebeten hatte, einen Stapel Fotos ausgedruckt. Alle Personen waren mit Robbie zur Schule gegangen, und niemand von ihnen verfügte über ein Alibi für den letzten Donnerstag – von den Aussagen der Lebensgefährten oder Ehepartnern einmal abgesehen. Chris sortierte sie noch einmal und ordnete sie nach Kriterien, die nur sie kannte. »Du könntest es ihr ja immerhin vorschlagen«, sagte sie.
    »Tony meint, sie hätte das schon zu den Akten gelegt.« Paula nahm die Fotos und betrachtete eins nach dem anderen. Die meisten waren ganz gut. Sie sahen immerhin wie Aufnahmen von Menschen aus und nicht wie Verbrecherfotos der Polizei.
    Chris zuckte mit den Schultern. »Was

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