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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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hielten, wie er Bindie behandelte.«
    Butler starrte sie an. Er ließ die Hand vom Gesicht gleiten und versetzte giftig: »Bindie hat ihn doch schon vor einer Ewigkeit abserviert. Warum sollte es mich interessieren, was mit ihm passiert?«
    »Na ja, ich denke mal, Sie würden nicht wollen, dass sie sich wieder versöhnen.«
    Butler schüttelte den Kopf. »Nie im Leben! So weit lässt sie sich nicht herab. Sie wartet nur auf den richtigen Zeitpunkt, bis wir zusammen sein können.«
    »Und jetzt, da Robbie tot ist, kann diese Zeit nicht mehr weit weg sein.«
    »Sagen Sie nichts, Rhys«, mischte sich seine Anwältin ein. »Lassen Sie sich nicht provozieren. Beantworten Sie nur die Fragen.«
    »Sie wollen eine Frage? Okay. Wo waren Sie zwischen zweiundzwanzig Uhr vorletzten Donnerstag und vier Uhr morgens am Freitag?« Carol fixierte ihn mit festem Blick.
    »Zu Hause. Allein, bevor Sie fragen. Aber ich war bis sechs bei der Arbeit und am Freitag um acht Uhr morgens wieder dort. Und ich habe kein Auto. Nur ein Motorrad. Ich bin schnell, aber so schnell nun auch nicht«, antwortete Butler, wobei von seinem Versuch, unverschämt zu grinsen, aufgrund seiner schmerzenden Mundpartie nur ein Zusammenzucken blieb.
    »Es gibt Züge«, schaltete sich Sam ein. »Zweieinhalb bis drei Stunden von Newcastle bis Bradfield. Je nachdem ob direkt oder mit Umsteigen in York. Sie hätten sich ein Auto leihen können. Oder eins klauen. Was auch immer, es ist möglich.«
    »Nur hab ich’s nicht getan. Ich war die ganze Nacht in Newcastle.«
    Sie würden Befragungen an den Bahnhöfen und beim Zugpersonal durchführen müssen, dachte Carol. Sie hätte das lieber vor Butlers Festnahme getan, aber als sie ihn hinter seinem Haus vom Boden aufhoben, war sofort klar, dass er nicht freiwillig mitkommen würde. Sie musste ihn verhaften, um sicherzugehen, dass er sich nicht davonstahl. Und jetzt tickte die Uhr, und sie stand ohne Beweise da. »Dachten Sie, dass Sie Bindie einen Gefallen damit täten, wenn Sie Robbie beseitigten?«
    »Wer immer ihn beseitigt hat, hat ihr einen Gefallen getan, aber ich war es nicht«, erklärte er hartnäckig.
    »Sind Sie da sicher? Ich schätze nämlich, dass Gift ganz Ihre Masche wäre«, wandte Sam ein wie vorher abgesprochen. »Machen wir uns doch nichts vor. Als Sie versuchten, es mit ihm wie ein Mann aufzunehmen, hat Ihnen Robbie eine ordentliche Abreibung verpasst. Es war Ihnen unmöglich, sich ihm in einem fairen Kampf zu stellen. Aber mit Gift lässt sich das eher machen. Gegen Gift kann man sich nicht wehren.«
    Butler lief rot an, was bei seiner blassen, sommersprossigen Haut hässlich aussah. »Ich hab gezeigt, was ich zeigen wollte, und habe Bindie bewiesen, dass Leute, die sich wirklich etwas aus ihr machen, bereit sind, für sie einzutreten. Und sie ist ihn losgeworden. Aber ich hab ihn nicht umgebracht.«
    »Mein Klient hat sich klar ausgedrückt, Chief Inspector. Ich schlage vor, dass Sie sich auf Fragen beschränken, statt mit Andeutungen und Unterstellungen zu arbeiten.« Scott notierte etwas auf ihrem Block.
    »Pharmakologie ist doch die Branche, in der Sie arbeiten, oder?«, erkundigte sich Carol und hoffte, dass der plötzliche Themenwechsel ihn nervös machen würde.
    »Stimmt«, bestätigte Butler.
    »Sie wissen also Bescheid über Rizin?«
    »Sie wissen wahrscheinlich mehr über Rizin als ich. Ich bin Facharbeiter im Labor einer Firma, die Hustentropfen herstellt. Ich würde eine Castorbohne nicht einmal erkennen, wenn man sie mir auf Toast servierte.«
    Einen Moment herrschte unheilvolles Schweigen. Carol hätte schwören können, dass sie Bronwen Scott kurz mit den Augen hatte rollen sehen. »Sie wissen also, woher Rizin kommt«, stellte Carol fest.
    »Und das halbe Land weiß das auch«, gab Butler zurück und erhob die Stimme. »All das Zeug in den Zeitungen über Terroristen, die Rizin herstellen! Und jetzt stirbt Bishop daran? Wir alle wissen genau, wo es herkommt, verdammt noch mal.«
    Carol schüttelte den Kopf. »Ich habe mich nicht daran erinnert. Ich musste es nachschlagen, nachdem bei Robbie diese Diagnose gestellt wurde. Und ich wette, den meisten Leuten ging es ähnlich. Aber Sie erinnern sich.«
    Butler wandte sich an seine Anwältin. »Machen Sie damit Schluss? Sie haben doch nichts gegen mich in der Hand.«
    Scott lächelte und zeigte ihre kleinen scharfen Zähne. Carol kam der Gedanke, dass sie sich das wahrscheinlich von einem Piranha abgeschaut hatte. »Mein Klient hat recht.

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