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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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zu. »Warum stellen Sie mir diese Fragen? Fangen Sie etwa an zu glauben, dass ich die Wahrheit sage und den Obstkuchen nicht gebacken habe?«
    »Es ist möglich, dass Mr. Wades Tod mit einem Mord in Bradfield in Verbindung steht. Wenn das der Fall ist, ja, dann scheint es, dass Sie die Wahrheit gesagt haben«, antwortete Paula.
    »Es wäre gut, wenn das klar wäre«, meinte Jana. Sie verzog die vollen Lippen zu einem ironischen Lächeln. »Wenn die Zeitungen schreiben, dass man seinen letzten Arbeitgeber vergiftet hat, ist es ein bisschen schwierig, eine Stelle als Haushälterin zu finden.«
    »Das leuchtet mir ein.« Paula erwiderte Janas Lächeln. »Aber wenn wir mit der Verbindung recht haben, können Sie wetten, es wird noch mehr darüber geschrieben werden, dass Sie den Kuchen nicht gebacken haben. Noch mehr als vorher, als wir dachten, Sie hätten es getan. Vielleicht wird sich das als Empfehlung erweisen.« Sie schob die Bilder zusammen, steckte sie wieder in den Umschlag und sagte: »Sie haben mir sehr geholfen.«
    »Ich wünschte, ich wüsste mehr«, seufzte Jana. »Um seinet-, aber auch um meinetwillen. Er war ein guter Arbeitgeber, wissen Sie. Nicht anspruchsvoll, sehr dankbar. Ich glaube nicht, dass er daran gewöhnt war, sich bedienen zu lassen. Es wäre gut, wenn Sie die Person finden könnten, die ihn getötet hat.«

    Rhys Butler hatte den linken Arm über seine schmale Brust gelegt, hielt den rechten Ellbogen mit der Hand umfasst, und seine rechte Hand verbarg seinen Mund und das Kinn. Er hatte die Schultern hochgezogen und starrte Carol Jordan mit seinen Augen unter den rötlich braunen Brauen an. Sein rotes Haar stand zerzaust und zottelig vom Kopf ab, die klassische Frisur nach einer Nacht in der Zelle. »Mein Klient wird wegen des Übergriffs auf ihn eine Klage gegen die Bradfield Metropolitan Police einreichen«, erklärte seine Anwältin freundlich und strich mit einem perfekt geformten, lackierten Fingernagel eine glänzende Strähne ihres langen schwarzen Haars hinter das Ohr.
    Verdammte Bronwen Scott, dachte Carol. Der Beweis, dass der Teufel wirklich Prada trägt. Das war mal wieder ihr Pech, dass der Pflichtverteidiger vom Abend vorher einer der jungen Anwälte in Scotts bekannter Anwaltskanzlei für Strafrecht war. Und da sich der Fall als starke Kombination von Robbie Bishop, Carol Jordan und einer möglicherweise lukrativen Zivilklage gegen die Polizei anbot, hatte Bronwen ihn selbst an sich gerissen.
    In ihrem untadeligen, maßgeschneiderten Kostüm und komplettem Make-up war sie offensichtlich auf die »spontanen« Presseinterviews vorbereitet, die sie bestimmt später am Vormittag geben würde. Und so saßen sich die alten Gegnerinnen wieder feindselig am Tisch gegenüber. »Gut zu wissen, dass er sich entschieden hat«, erwiderte Carol. »Ich überlege mir noch, ob ich eine Klage wegen Freiheitsberaubung gegen Ihren Klienten einreichen soll.«
    Sam beugte sich vor. »Ganz davon zu schweigen, dass er nicht hätte losrennen sollen, als er herausfand, dass wir Polizeibeamte sind. Das grenzt an Widerstand gegen die Staatsgewalt.«
    Bronwen warf ihnen beiden einen mitleidigen Blick zu und schüttelte den Kopf, als wolle sie sagen, sie hätte Besseres von ihnen erwartet. »Mein Klient hat immer noch Schmerzen, die darauf zurückgehen, wie Sie mit ihm umgegangen sind. Trotzdem ist er bereit, Ihre Fragen zu beantworten.« Sie stellte es als eine außergewöhnliche Gunst dar, die von ganz oben gewährt wurde.
    Carols Selbstvertrauen bekam einen weiteren Knacks. Nach ihrer Erfahrung neigten Bronwen Scotts Klienten dazu, »keinen Kommentar« abzugeben, was von Carol als »Ich war’s« interpretiert wurde. Da sie Rhys Butler mit ihnen sprechen ließ, hielt es Carol für nicht unwahrscheinlich, dass sie ihre Zeit verschwendeten. Trotzdem konnte dies auch die einmalige Gelegenheit sein, dass ein dummer Klient über die raffinierte Ms. Scott die Oberhand gewann. Sie konzentrierte sich und lächelte Butler zu. »Tut mir leid, dass wir Ihnen eine Woche verdorben haben, die sonst so gut für Sie lief«, sagte sie freundlich.
    Seine Stirn warf Falten wie die Haut auf einem Reispudding. »Was meinen Sie damit?«, murmelte er hinter der Hand.
    »Dass Robbie Bishop starb, natürlich. Das muss Sie doch aufgeheitert haben.« Butler sah weg und entgegnete nichts. »Sie denken wahrscheinlich, dass er es verdient hatte«, fuhr sie fort. »Ich meine, wir wissen, dass Sie nicht viel von der Art und Weise

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