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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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wahrnehmen zu können. »Ich bin Tony Hill«, stellte er sich vor. »Dr. Tony Hill. Und wer sind Sie?«
    »Das geht Sie nichts an«, erwiderte er und wendete sich an Carol: »Was macht der hier? Es gibt bei diesem Fall nichts für Ihren zahmen Profiler zu tun.«
    Carol drehte sich zu Tony um. »Das ist David. Er ist vom CTC, wie du zweifellos schon erraten hast. Ich hörte, man hat’s dort nicht so mit Manieren.« Sie stand auf und trat David gegenüber. »Er arbeitet nicht an diesem Fall, sondern an einer anderen Sache. Sie haben es vielleicht nicht bemerkt, aber wir haben einen Giftmörder in unserem Zuständigkeitsbereich. Dabei hilft uns Dr. Hill.«
    »Hoffen wir, dass man dafür nicht schnell irgendwohin kommen muss«, meinte David. »Allerdings – nach dem, was ich über Ihre Heldentaten gehört habe, ist es wahrscheinlich ganz gut, dass Sie nicht so mobil sind. Carol, verabschieden Sie sich. Wir brauchen Sie nebenan.« Er machte auf dem Absatz kehrt und ging hinaus.
    »Herrgott noch mal«, explodierte Carol. »Was ist mit diesen Leuten los?«
    »Er hat höchstwahrscheinlich einen kleinen Penis«, vermutete Tony. »Und er hat bestimmt das Gutachten gelesen, das ich für das Innenministerium erstellt habe und in dem es darum ging, wie das CTC aufgebaut sein sollte.« Er lächelte deprimiert. »Wenn sie auf mich gehört hätten, würde es nicht von Leuten wie ihm geführt werden.« Er zwinkerte ihr zu und war erleichtert, sie vor Lachen prusten zu hören.
    »Komm, ich gehe mit dir zum Aufzug«, bot sie an.
    »Du schickst mich weg?«, fragte er.
    »Ja, aber nicht wegen diesem Trottel. Sondern weil du im Bett sein solltest. Du siehst elend aus. Ich versuche, später bei dir vorbeizukommen.«
    Sie half ihm hoch und ging voran, damit sie die Tür öffnen konnte. Sie bewegten sich langsam den Flur entlang, und Tony merkte, wie schnell seine Energie dahinschwand. »Übrigens«, sagte sie, »du hast mich gefragt, in welche Schule Tom Cross ging. Paula hatte es schon festgestellt. Harriestown High School. Da ist also deine Verbindung, nehme ich an.«
    »Ja, Kevin hat es mir gesagt. Das ist eine Verbindung«, meinte er und lehnte sich an die Wand neben den Aufzügen.
    »Gibt es noch andere?«
    »Glück, Carol. Sie hatten alle Glück.«
    Carol war perplex. »Glück? Sie wurden alle vergiftet. Sie starben einen schrecklichen Tod. Wieso hatten sie Glück?«
    Der Aufzug kam, und Tony stolperte hinein. »Das Glück hatten sie vorher. Und vielleicht war es das, was zu ihrer Ermordung führte.«

    Es war spät, und als Carol endlich ins Krankenhaus fahren konnte, hatte sie die CTC-Posse gründlich satt. Die Nachtschwester versuchte, ihr etwas mitzuteilen, als sie an ihr vorbeischoss, aber sie war nicht in der Laune, sich zu unterhalten. Sie klopfte leise an Tonys Tür und drückte sie sachte auf in der Hoffnung, ihn nicht zu stören, falls er eingenickt war. Sollte er bereits fest schlafen, würde sie einfach das Bündel Ausdrucke über die Opfer des Bombenanschlags hinlegen und gehen.
    Auf den Tisch neben seinem Bett fiel ein Lichtkegel, und Carol sah Tonys Hand, die einen Kugelschreiber hielt und auf einigen Unterlagen ruhte. Er war ganz benommen von den Medikamenten und dem Schlaf, sein Kopf war auf die Schulter gesunken. Aber seine Hände waren nicht die einzigen auf dem Tisch. Eine perfekt manikürte Klaue mit roten Krallen hielt die Blätter und führte seine Hand zu der richtigen Stelle.
    »Guten Abend, Mrs. Hill«, begrüßte Carol sie laut.
    Vanessa Hill versuchte, die Unterlagen wegzuziehen, aber Carol war zu schnell. »Was machen Sie da, verdammt noch mal?«, wollte Vanessa wissen. »Das geht Sie gar nichts an.«
    Carol schaltete die Deckenlampe an.
    Tony blinzelte heftig, als er zu sich kam. »Carol?«, fragte er. Aber sie war zu beschäftigt damit, die Papiere genau zu begutachten, die Vanessa von ihm hatte unterschreiben lassen wollen. Vanessa stürzte sich auf Carol, schoss um das Bett herum und versuchte verzweifelt, die Papiere in die Hände zu bekommen.
    »Ich sollte Sie wohl daran erinnern, Mrs. Hill, dass ich Polizistin bin«, sagte Carol in einem Ton, den sie normalerweise nur den verachtenswertesten Verbrechern vorbehielt, mit denen sie zu tun hatte. »Tony? Was meinst du, worum geht es bei diesen Unterlagen, die deine Mutter unterschrieben haben will?«
    Er rieb sich die Augen und setzte sich mühsam auf. »Es hat etwas mit dem Haus meiner Großmutter zu tun. Ich bin Mitbesitzer. Ich muss die

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