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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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besucht. Nur damit Sie es wissen, Kerle wie Demis behandeln Typen wie uns, als wären wir blöde Trottel, die nur auf dem Planeten sind, um ihnen den Tag zu verderben. Nur weil die Zyprioten fünf Minuten vor uns aus dem Flugzeug gestiegen sind. Jedenfalls war Demis nicht da. Er kam so viel zu spät, dass er schon seinen vorigen Termin verpasst hatte, den mit dem Vertreter von B&R.«
    »War das Benjamin Diamond?«
    »Keine Ahnung. Yousef sagte nur ›der Typ von B&R‹. Sie kamen ins Gespräch, und der B&R-Typ erzählte, wie gut ihm unsere Sachen gefielen und wie schade es sei, dass Demis Geld an uns beiden verdiente, wo er doch im Grunde kaum etwas dafür tat. So redeten sie noch ein bisschen, dann gingen sie in ein Café und versuchten, eine andere Art des Geschäftemachens auszuknobeln. Und so kamen wir dahin, wo wir jetzt sind, nämlich, dass wir direkt mit B&R handeln.«
    »Mit wem hatte Yousef bei B&R zu tun?«
    »Keine Ahnung. Er traf sich regelmäßig mit ihnen, ging neue Modelle und Produktpaletten durch, aber das war ja seine Arbeit. Ich weiß nicht, wer sein Gegenüber war. Es ist ja nicht so, als würden wir mit ihnen als Bekannte verkehren, Sie wissen, was ich meine?«
    »Nein«, antwortete Tony. Es war eine Lüge, aber er wollte hören, ob Sanjar wusste, wer B&R war. »Was meinen Sie?«
    »Es sind Juden, Mann. Es ist kein Problem, wenn es ums Geschäft geht, ihr Geld ist so gut wie das von jedem anderen. Aber wir werden nicht ihre Freunde, Sie verstehen mich jetzt?«
    »Ich verstehe«, sagte Tony. Er sah auf seine Uhr. In zehn Minuten erwartete ihn Paula unten. »Sie wissen, dass Benjamin Diamond von B&R bei dem Bombenanschlag am Samstag umgekommen ist?«
    Ein langes Schweigen. »Das kann nicht sein«, erwiderte Sanjar schließlich.
    »Ich fürchte doch. Sind Sie sicher, dass Yousef nie seinen Namen erwähnt hat?«
    »Nein, er sagte immer nur ›der B&R-Typ‹. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er nie einen Namen erwähnt hat. Vielleicht war das nicht der Diamond-Kerl, mit dem er zu tun hatte?«
    »Möglich. Es schien mir einfach ein merkwürdiger Zufall zu sein«, erklärte Tony sanftmütig.
    »Solche Sachen passieren. Man erlebt immer wieder Zufälle, oder?«
    »Bei meiner Arbeit glauben wir eigentlich nicht an den Zufall. Ich muss gehen, Sanjar. Ich hoffe, Sie können Ihren Bruder in Würde beerdigen.«
    »Wir versuchen, den Ort geheim zu halten«, erzählte er bedrückt. »Das Letzte, was wir wollen, ist, einen Tumult loszutreten.«
    »Alles Gute.« Tony legte auf und stemmte sich langsam vom Bett auf seine Krücken. Am Morgen hatte er einen sehr unangenehmen Zusammenstoß mit Dr. Chakrabarti gehabt. Die Schwestern hatten ihr über seinen Ausflug und die Auseinandersetzung zwischen Carol und seiner Mutter berichtet. Die Chirurgin war nicht gerade erfreut gewesen.
    »Sie gehen in einem Krankenhaus Ihrer Arbeit nach, Dr. Hill«, hatte sie sehr ernst gesagt. »Sie sollten verstehen, dass Patienten die größte Chance zur Genesung haben, wenn sie tatsächlich die Anordnungen derer befolgen, die sich um sie kümmern. Ich dachte, wir könnten Sie heute oder morgen entlassen. Aber offen gestanden, so wie Sie sich benehmen, befürchte ich, dass Sie einen Rückfall erleiden könnten.« Dann hatte sie ihm lächelnd zugezwinkert. »Ich möchte nicht, dass Sie vor Ende der Woche Fußball spielen.«
    Sie hatte ihm gesagt, er solle nicht nach draußen gehen. Aber er hatte keine Wahl. Jemand musste seine Ermittlungsrichtung verfolgen, und als er Carol angerufen hatte, hatte sie ihm klargemacht, dass seine Vermutungen nicht sehr hoch auf ihrer Prioritätenliste ständen.
    »Dann gehe ich allein«, hatte er erwidert.
    »Ich glaube nicht, dass das eine von deinen besseren Ideen ist«, hatte Carol versetzt.
    »Was? Du glaubst, ich werde etwas sagen, das ich nicht sagen sollte?«
    »Nein, ich glaube, du wirst über deine Krücken stolpern, und diese arme, leidtragende Frau wird dich aufsammeln müssen. Ich schicke Paula, sie kann dich bemuttern.«
    »Wetten, dass sie sich riesig freut?«
    Und so waren sie übereingekommen, dass Paula ihn vor der Ambulanz abholen würde. Er wollte nicht am Schwesternzimmer vorbeigehen, deshalb beschloss er, die Nottreppe in der Nähe seines Zimmers zu nehmen.
    Schon ein Stockwerk brachte ihn fast um. Er war schweißgebadet, sein gesundes Bein schmerzte, und sein zerschmettertes Knie fühlte sich an, als stände es in Flammen. Er stolperte zum Aufzug und schaffte es bis zum Treffpunkt,

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