Schleichendes Gift
Johnny ihn leise und mit gefährlich schmalen Augen zurecht.
Er wandte sich an Carol. »Und die Schlussfolgerung? Yousef Aziz war ein Moslem. Ein bedeutender Anteil der Muslime hasst uns. Sie wollen uns ins Jenseits befördern und diejenigen der Scharia unterwerfen, die übrigbleiben. Sie wollen kein friedliches Zusammenleben, sie wollen uns zerstören. Das reicht doch bestimmt, oder? Das ist das, was sich hier abspielt, Carol.«
»Auftragsmord«, wiederholte der dritte Mann. »Ich find’s klasse.«
Carol stand auf. »Es hat keinen Sinn, mit Ihnen zu reden, oder? Ihr lebt in eurer eigenen kleinen Luftblase. Wenn ihr ’ne Pause bei eurem Spektakel braucht, wisst ihr ja, wo wir zu finden sind.«
Sie marschierte hocherhobenen Hauptes aus dem Raum. Als Tony sie vor der Besprechung angerufen hatte, hatte sie sich gefragt, ob er noch ganz bei Verstand war. Er sah Gespenster in den natürlichen Zufällen des Lebens. Jetzt wünschte sie sich nichts sehnlicher, als dass er recht haben möge. Nichts käme ihr gelegener, als diesen Kerlen eine andere, korrekte Schlussfolgerung an die arroganten Köpfe werfen zu können.
Das Problem war nur, dass sie in der wirklichen Welt lebte. In der Wünsche meistens nicht in Erfüllung gehen.
Tony rief Sanjar Aziz erneut an, weil er hoffte, man habe beim CTC festgestellt, dass er harmlos sei. Andernfalls musste er den Rest der Familie aufspüren, um herauszufinden, ob sie das Dunkel um B&R erhellen konnte. Er wollte Rachel Diamond nicht ohne Vorbereitung gegenübertreten. Diesmal nahm Sanjar selbst ab. »Ja?«, sagte er und klang genervt. Tony fiel ein Stein vom Herzen.
»Hier ist Tony Hill, Sanjar. Es tut mir leid, ich habe gehört, dass man Sie abgeholt hatte.«
»War ja früher oder später zu erwarten gewesen, oder? Zumindest ließen sie mich früh genug gehen, so dass ich es zu Yousefs Begräbnis geschafft habe.« Er klang erstaunlich ruhig für jemanden, der gerade eine Nacht in Haft verbracht hatte, statt für seine trauernde Familie da sein zu können.
»Das ist heute, oder?«
»Heute Nachmittag«, bestätigte Sanjar. »Es wird ziemlich seltsam werden. Offenbar ist nichts übrig, das man beerdigen könnte.« Tony hörte ihn schwer atmen. Sanjar lachte schwach. »Ich weiß nicht, wie wir es anstellen werden, ihn in Richtung Mekka zu legen.«
»Es tut mir leid. Wie geht es Ihnen?«
»Was meinen Sie? Meine Mutter ist am Boden zerstört, mein Vater sagt kein einziges Wort, und mein kleiner Bruder ist todunglücklich und hat schreckliche Angst bei dem Gedanken, wieder in die Schule gehen zu müssen.« Er seufzte. »Tut mir leid, sie haben das nicht verdient. Was wollen Sie denn? Warum rufen Sie mich an?«
»Ich muss Ihnen ein paar Fragen stellen. Hat mit der Arbeit zu tun.«
»Arbeit? Sie meinen mit First Fabrics?«
»Ja. Was können Sie mir über eine Firma sagen, die sich B&R nennt?«
»B&R? Das war Yousefs große Idee, wie wir unsere Geschäfte anders abwickeln könnten.«
»Was meinen Sie damit?«
»Die Gewinnspannen sind inzwischen verdammt niedrig, Mann. Deshalb mussten wir den Zwischenhändler einsparen, um unseren Gewinn zu steigern. B&R ist ein Großhändler, sie verkaufen direkt an die Einzelhändler. Sie haben einige ganz gute Kunden. Sie passen prima zu uns.«
»Das war also Yousefs Idee?«, fragte Tony.
»Na ja, wir hatten früher schon mal darüber gesprochen, aber er hat es tatsächlich auf den Weg gebracht. Sehen Sie, das Problem beim Übergehen des Zwischenhändlers ist, dass er derjenige ist, der die Arbeit bei einem in Auftrag gibt. Er legt fest, was tatsächlich hergestellt werden soll. Selbst wenn es unser eigenes Design ist, das einem Laden unter unserem Namen angeboten wird, ist er der Mann dafür. Wenn man den Zwischenhändler verstimmt, bleiben plötzlich weitere Bestellungen aus.«
»Wie hat Yousef das gelöst?«
»Wir haben unsere Produktion gesteigert. B&R verkauft nur Modelle von uns, die exklusiv für sie gefertigt sind. So sieht der Zwischenhändler keine Veränderung in unserem Engagement. Wir machen ihm keinen Ärger, er versucht nicht, uns an die Wand zu drücken, und wir haben ein neues Profitcenter.«
Sanjar klang erschöpft, als wäre es ihm völlig egal, ob First Fabrics einen Gewinn machte.
»Yousef ist also einfach hingegangen und hat das mit B&R geregelt?«, erkundigte sich Tony.
»Er hat gern behauptet, dass er das getan hat, aber es war eher ein Zufall. Yousef hatte einen unserer Zwischenhändler, Demis Youkalis,
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