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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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ohne entdeckt zu werden. Paula lehnte an ihrem Auto, das in dem für Krankenwagen reservierten Bereich stand.
    »Du siehst aus, als hättest du ein Halbmarathon hinter dir«, meinte sie und rümpfte angewidert die Nase.
    »Das kommt von der Jogginghose. Etwas anderes kriege ich nicht über meine Schiene.« Paula schüttelte amüsiert den Kopf, öffnete die Tür, er ließ sich auf den Rücksitz plumpsen und zog dann seine Beine hinein. »Gut, dass Carol nicht Kevin mit seinem Ferrari geschickt hat«, keuchte er, während er sich zurechtzusetzen versuchte.
    »Wir würden einen Kran brauchen, um dich ein- und auszuladen«, gluckste Paula und stieg auf der Fahrerseite ein.
    »Genau. Also, was hast du so getrieben?«
    Sie brachte ihn über die Ermittlungen zu Jack Anderson und seine anderen Decknamen auf den neuesten Stand. »Er klingt ja schon wie ein komischer Kauz«, fügte sie hinzu. »Offenbar hatte er als Schüler eine Liste von Lebenszielen wie Michael Heseltines Liste mit dem Vorsatz: ›Ich werde Premierminister.‹«
    Bis jetzt hatte Paula nichts gesagt, was Tonys Neugier geweckt hätte. Aber das war etwas anderes. »Wissen wir, was auf seiner Liste stand?«
    »Laut Steve Mottishead waren es Dinge wie einen Ferrari haben, ein Haus am Dunelm Drive besitzen, Millionär sein, bevor er dreißig wäre. Nicht die Art von Zielen, die die meisten Leute anstreben.«
    Ihre Worte lösten in Tonys Gehirn eine Kettenreaktion aus. Er starrte Paula erschrocken und verwundert an. »Paula, Tom Cross wohnte am Dunelm Drive. Danny Wade hat in der Lotterie gewonnen, er wurde Millionär, bevor er dreißig war. Der Kerl bringt Leute um, die auf seine Schule gingen und seine Ziele erreicht haben.«
    Paula nahm vor Überraschung den Fuß vom Gas. Der Ruck, mit dem die Gangschaltung dagegen protestierte, ließ Tony aufschreien. »Das ist ja verrückt«, sagte sie. »Selbst für dich ist das ziemlich kühn. Du meinst, er tötet aus Neid? Weil andere das bekommen haben, was er wollte?«
    Tonys Hände machten zusammenhangslose Bewegungen in der Luft. »Es steckt mehr dahinter … Es hat etwas damit zu tun, dass ihm seine Träume weggenommen wurden, dafür nimmt er ihnen das Leben. Aber ja, im Wesentlichen schon. Seine Liste mit Lebenszielen ist auch seine Mordliste. Ich wette, dass ›für Bradfield Victoria spielen‹ oder zumindest ›in der Premier League spielen‹ auch auf der Liste stand.«
    »Du meinst wirklich, das ist es?« Paula klang skeptisch.
    »Es ergibt Sinn.«
    »Ist das dein Verständnis von Sinn?«
    »Paula, in der Welt, in der ich arbeite, macht das nicht nur Sinn, es ist himmlische Logik.« Er verstummte, hielt aber, als sie etwas sagen wollte, einen Finger hoch, damit sie schwieg. Er rieb sich mit Zeigefinger und Daumen die Augenlider und wandte ihr dann das Gesicht zu. »Kevin ging auf die HH«, sagte er langsam.
    »Kevin? Du meinst doch nicht …«
    »Er fährt einen Ferrari. Er ist aus Bradfield gebürtig und dort aufgewachsen.«
    Tony bemühte sich bereits, sein Handy aus der Tasche seiner Wachsjacke zu ziehen.
    »Was machst du?«, fragte Paula.
    »Ich warne ihn.« Das Handy war jetzt draußen, und Tonys Zeigefinger setzte zum Wählen an.
    »Du kannst doch nicht einfach so loslegen. Du hast keine Beweise«, wandte Paula ein.
    »Ich habe so viel, wie ich sonst auch habe, wenn ich ein Profil erstelle«, entgegnete Tony. »Ihr seid sonst immer ganz froh, euch danach richten zu können.«
    Paula biss sich ratlos auf die Lippe. »Sollten wir nicht zuerst mit der Chefin reden? Und sehen, ob sie meint, da sei was dran?«
    »Paula, ich verlange von Kevin nicht, irgendwie operativ tätig zu werden. Wie würdest du dich fühlen, wenn ich nichts sagen würde, und …« Er verstummte. Und wusste genau, wie sie sich fühlen würde. Er hatte ihr oft genug zugehört, um die Antwort zu wissen.
    »Ruf ihn an«, stieß sie hervor. »Du hast recht, verdammt. Du bist der Einzige, der bis jetzt irgendeinen Anhaltspunkt in diesem verflixten Fall hat. Tu’s.«
    Tony wählte eine Nummer und wartete. Kein Klingeln, es wurde gleich zur Voicemail durchgestellt. »Mist, sein Telefon ist abgeschaltet … Kevin, hier Tony. Das wird jetzt verrückt klingen, ich erkläre es später. Bitte vermeiden Sie, etwas zu essen oder zu trinken, in das etwas hineingemischt sein könnte. Dosen, Flaschen und vakuumverpackte Sachen sind in Ordnung, wenn der Verschluss intakt ist. Auch wenn Sie mit frischen Zutaten kochen, ist das wahrscheinlich okay. Ich

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