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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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daran etwas ändern. Aber wenn sie recht hatte und nichts sagte, konnte auch noch jemand anders sterben. Ob nun ein Unfall oder Absicht hinter dem steckte, was mit ihm geschehen war, es könnte auch jemand anderem passieren.
    Der Gedanke, einen weiteren Tod auf dem Gewissen haben zu können, war für Elinor entscheidend. Besser, sich für einen guten Zweck zu blamieren, als sich damit auseinandersetzen zu müssen.
    Sie klopfte an die Tür und wartete auf Denbys zerstreute Antwort: »Ja, ja, kommen Sie rein.« Er sah ungeduldig von einem Stapel Fallnotizen auf. »Dr. Blessing«, sagte er. »Gibt es eine Veränderung?«
    »Mit Robbie Bishop?«
    Denby verzog das Gesicht zu einem schwachen Lächeln. »Bei wem sonst? Wir behaupten, alle unsere Patienten gleich zu behandeln, aber das ist nicht gerade leicht, wenn wir jedes Mal beim Betreten oder Verlassen des Krankenhauses den Spießrutenlauf an den Fußballfans vorbei durchstehen müssen.« Er drehte sich auf seinem Stuhl herum und sah durch das Fenster auf den Parkplatz. »Jetzt sind es noch mehr als vorhin, als ich vom Mittagessen zurückkam.« Er drehte sich wieder zu Elinor herum, bevor sie ansetzen konnte zu sprechen. »Vermuten Sie, dass die meinen, sie könnten durch ihre Anwesenheit den Ausgang beeinflussen?« Er klang eher nachdenklich als zynisch.
    »Ich schätze, es kommt darauf an, ob sie an die Macht des Gebets glauben. Ich habe zwei gesehen, die in einem Eingang zusammenkauerten und den Rosenkranz beteten.« Sie zuckte mit den Schultern. »Es hilft Mr. Bishop wohl nicht, sein Zustand scheint sich ständig zu verschlechtern. Er hat immer mehr Flüssigkeit in der Lunge. Ich würde sagen, seine Atemnot wird schlimmer. Es kommt nicht in Frage, ihn vom Beatmungsgerät zu nehmen.«
    Denby biss sich auf die Lippe. »Er spricht also nicht auf das Azidothymidin an?«
    Elinor schüttelte den Kopf. »Bis jetzt ist nichts zu erkennen.«
    Denby seufzte und nickte. »Ich habe keinen blassen Schimmer, was da los ist. Na ja. So läuft es eben manchmal. Danke, dass Sie mich auf dem Laufenden halten, Dr. Blessing.« Sein Blick kehrte zu den Akten auf seinem Schreibtisch zurück, und damit entließ er sie.
    »Da wäre aber noch eine Sache.«
    Er sah mit hochgezogenen Augenbrauen auf und schien echtes Interesse für das zu haben, was sie sagen wollte. »Hat es mit Mr. Bishop zu tun?«
    Sie nickte. »Ich weiß, es klingt verrückt, aber haben Sie an eine Rizinvergiftung gedacht?«
    »Rizin?« Denby schien fast beleidigt. »Wie in aller Welt sollte ein Spieler der Premier League mit Rizin in Berührung kommen?«
    Elinor kämpfte weiter. »Ich habe keine Ahnung. Aber Sie sind ein fabelhafter Diagnostiker, und als Sie keine Ursache feststellen konnten, dachte ich, es müsste etwas Ausgefallenes sein. Ich vermutete eine Vergiftung. Also habe ich es in der Online-Datenbank überprüft, und alle seine Symptome weisen auf eine Rizinvergiftung hin – Schwäche, Fieber, Übelkeit, Atemnot, Husten, Lungenödem und Gelenkschmerz. Wenn man die Tatsache hinzunimmt, dass er auf keines der Medikamente, die wir bei ihm versucht haben, anspricht … Ich weiß nicht, es scheint eher dafür zu sprechen als alles andere.«
    Denby sah verwirrt aus. »Ich glaube, Sie haben zu viele Krimis über den MI5 gesehen, Dr. Blessing. Robbie Bishop ist ein Fußballspieler, kein Überläufer vom KGB.«
    Elinor starrte zu Boden. Genau das hatte sie befürchtet. Aber der Grund, aus dem sie gekommen war, bestand noch immer. »Ich weiß, es klingt lächerlich«, gab sie zu. »Aber niemand hier war in der Lage, eine alternative Diagnose anzubieten, um die Symptome und die Tatsache zu erklären, dass keines unserer Medikamente anschlägt.« Sie sah auf. Er hatte den Kopf zur Seite geneigt, und obwohl sein Mund streng zusammengepresst war, drückten seine Augen Interesse für das aus, was sie zu sagen hatte. »Und Folgendes sage ich nicht, um Ihnen zu schmeicheln, damit Sie mich ernst nehmen. Wenn selbst Sie nicht verstehen, was klinisch mit Robbie Bishop los ist, glaube ich nicht, dass es eine einfache Erklärung durch eine virale oder bakterielle Ursache geben kann. Dann bleibt nur noch Gift. Und das einzige Gift, das einleuchtet, ist Rizin.«
    Denby sprang auf. »Das ist doch verrückt. Terroristen verwenden Rizin, Spione verwenden Rizin. Wie zum Teufel gelangt Rizin in den Körper eines Fußballers der Premier League?«
    »Mit Verlaub, ich denke, das ist ein Problem, das andere angeht«, antwortete

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