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Schleichendes Gift

Schleichendes Gift

Titel: Schleichendes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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musste. Und damit bei Robbie Bishop anzufangen war genauso gut wie irgendwo anders.

    Nicht alle Fans von Robbie Bishop waren draußen vor dem Bradfield Cross Hospital versammelt. Die, die in Ratcliffe wohnten, hatten auf die Fahrt quer durch die Stadt verzichtet und brachten dafür ihre Blumensträuße vom Supermarkt und die selbstgemalten Bilder ihrer Kinder zum Trainingsplatz von Bradfield Victoria. Sie hatten sie gegen den Maschendrahtzaun gelehnt, der die Zuschauer von den Stars trennte. Detective Sergeant Kevin Matthews konnte einen leichten Schauder von Abscheu nicht unterdrücken, als er am Tor warten musste, bis der Sicherheitsmann ihn anrufen und bestätigen würde, dass sie das Gelände betreten durften. Er konnte diese öffentlichen Ergüsse künstlicher Gefühle nicht ausstehen. Denn er hätte wetten können, dass die meisten, die ihre Pilgerfahrt zum Platz in Ratcliffe unternommen hatten, niemals mehr als die wenigen Worte mit Robbie Bishop gewechselt hatten, wenn sie auf die Frage »Und für wen soll ich es signieren?« antworteten. Es war noch nicht lange her, dass Kevin echte Trauer hatte erleben müssen, und er ärgerte sich über ihre schäbigen Gesten. Aus seiner Sicht würden wir Menschen in einer besseren Welt leben, wenn diese Pilger ihre Gefühle an die Lebenden verschwendet hätten, an ihre Kinder, Partner und Eltern.
    »Geschmacklos«, sagte Chris Devine vom Beifahrersitz, als könne sie seine Gedanken lesen.
    »Das ist noch gar nichts gegen das, was wir in zwei Tagen erleben werden, wenn er tatsächlich gestorben ist«, knurrte Kevin, während ihn der Wächter durchwinkte und auf den nächsten Parkplatz an dem langen niedrigen Gebäude zeigte, durch das die Sicht auf das Spielfeld von der Straße aus versperrt wurde. Er fuhr langsam an den Ferraris und Porsches der Spieler vorbei. »Schöne Autos«, meinte er anerkennend.
    »Du hast doch einen Ferrari, oder?«, fragte Chris, die sich erinnerte, dass Paula das einmal erwähnt hatte.
    Er seufzte. »Einen roten Mondial QV Cabriolet. Eines der einzigen vierundzwanzig Cabriolets mit Rechtslenker, die jemals gebaut wurden. Ein Traumwagen, den ich bald aufgeben muss.«
    »Oh nein. Armer Kevin. Warum stößt du ihn ab?«
    »Es ist eigentlich nur ein Zweisitzer, und die Kinder werden zu groß, um sich da noch reinzuquetschen. Es ist ein Wagen für einen Single, Chris. Ich nehme an, du hast kein Interesse?«
    »Bisschen zu luxuriös meiner Ansicht nach. Sinead würde mir ewig Vorwürfe machen und sagen, es sei mein Wagen für die Midlife Crisis.«
    »Schade. Ich wäre gern sicher, dass er ein gutes Zuhause bekommt. Wenigstens habe ich es geschafft, noch eine Gnadenfrist rauszuschlagen.«
    »Wie das?«
    »Es gibt da einen Journalisten, Justin Adams. Er schreibt für Autozeitschriften und will einen Artikel über normale Leute schreiben, die außergewöhnliche Autos fahren. Offenbar ist ein Polizist mit einem Ferrari genau das, was er sucht. Also habe ich Stella überredet, dass ich den Wagen behalten darf, bis der Artikel herauskommt, damit sich nicht alle über mich lustig machen, wenn mein Name und Foto in der Zeitschrift erscheinen und ich den Wagen gar nicht mehr habe.«
    Chris grinste. »Scheint mir ’ne gute Abmachung zu sein.«
    »Ja, der Countdown beginnt nächste Woche, wenn wir das Interview machen.« Kevin schnupperte, als er ausstieg. »Vollkorntag«, stellte er fest.
    »Was?«
    Er zeigte nach Westen, wo ein zweistöckiger langgestreckter Backsteinbau am Rand der Sportplätze stand. »Die Keksfabrik. Als Kind habe ich eine Spielzeit mit der Nachwuchsmannschaft der Vics trainiert. Wenn der Wind richtig steht, riecht man, welche Sorte Kekse sie backen. Ich fand immer, dass es eine Form der Folter für Jungs im Teenageralter ist, die versuchen, fit zu bleiben.«
    »Was ist passiert?«, fragte Chris und folgte ihm um das Ende des Umkleideraums herum.
    Kevin ging voraus, so konnte sie das Bedauern auf seinem Gesicht nicht sehen. »Ich war nicht gut genug«, sagte er. »Viele werden gerufen, aber nur wenige sind auserwählt.«
    »Das muss ganz schön hart gewesen sein.«
    Kevin stieß ein kurzes Lachen aus. »Damals meinte ich, es sei das Ende der Welt.«
    »Und jetzt?«
    »Ich hätte besser verdient, das steht fest. Und ich hätte eine ganze Flotte von Ferraris.«
    »Stimmt«, pflichtete Chris bei, die aufholte, als er stehen blieb und auf den Rasen hinausblickte, wo ein Dutzend junger Männer Bälle um Verkehrskegel herumdribbelte. »Aber

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