Schleichendes Gift
unsere Ermittlungen im Fall des versuchten Mordes an seinem Spitzenspieler erschwert haben.«
Obwohl Chris gesprochen hatte, war Kevin derjenige, dem ein Blick tiefer Abneigung zuteil wurde. Malcolm war offensichtlich einer jener Männer, die mit Frauen nur flirten und ausschließlich mit Männern sprechen konnten. »Ich hole Pavel.« Er wies mit dem Daumen auf den Umkleideraum. »Warten Sie da drin, ich suche Ihnen sofort einen Raum.«
Fünf Minuten später betraten sie einen Trainingsraum mit Gewichten, in dem es nach altem Schweiß und Muskeltonikum roch. Der Torhüter aus Kroatien folgte ihnen auf dem Fuß. Als er hereinkam, zuckte seine Nase, und ein Ausdruck von Ekel huschte über sein kantiges Gesicht. »Stinkt hier drin, tut mir leid«, erklärte er, nahm einen Plastikstuhl von einem niedrigen Stapel an der Wand und setzte sich den beiden Kripobeamten gegenüber. »Ich bin Pavel Aljinovic.« Er nickte ihnen höflich zu.
Kevin fiel das Wort »würdevoll« ein. Aljinovic hatte schulterlanges dunkles Haar, das an Spieltagen normalerweise zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war, aber an diesem Nachmittag offen herunterhing. Seine Augen hatten die Farbe von Kastanien, die man im Ofen gebacken und dann am Ärmel glänzend gerieben hat. Seine Wangenknochen über hohlen Wangen, volle Lippen und eine schmale gerade Nase ließen ihn fast aristokratisch aussehen. »Der Trainer sagt, jemand hat versucht, Robbie zu vergiften«, begann er mit einem nur leichten, aber unverkennbaren slawischen Akzent. »Wie kann das sein?«
»Das versuchen wir herauszufinden«, antwortete Chris, während sie sich vorbeugte, die Ellbogen auf die Knie gestützt und die Hände gefaltet.
»Und Robbie? Wie geht es ihm?«
»Nicht sehr gut«, meinte Kevin.
»Aber es wird wieder gut?«
»Wir sind keine Ärzte. Wir können nichts dazu sagen.« Chris wollte die Aussage vermeiden, dass Robbies Tod unvermeidlich sei. Ihrer Erfahrung nach bremste es die Leute erheblich in ihren Aussagen, wenn die Sache auf Mord hochgestuft wurde. »Es würde uns helfen, wenn wir wüssten, wo Robbie am Donnerstag und Freitag war.«
»Er war natürlich beim Training. Ich weiß nicht, was er am Donnerstagabend gemacht hat.« Aljinovic breitete seine großen Torhüterhände aus. »Ich bin Torhüter, nicht Robbies Hüter. Aber Freitagnacht hatten wir zusammen ein Hotelzimmer. Wir haben wie gewöhnlich alle gemeinsam gegessen. Steak, Kartoffeln, Salat und ein Glas Rotwein. Obstsalat und Eis. Wir essen immer das Gleiche, Robbie und ich. Die meisten Jungs eigentlich. Wir sind gegen neun Uhr nach oben gegangen. Robbie nahm ein Bad, und ich rief meine Frau an. Wir haben zusammen bis zehn auf dem Sky Channel Fußball gesehen, dann sind wir zu Bett gegangen.«
»Hat Robbie etwas aus der Minibar getrunken?«, fragte Kevin.
Aljinovic lachte leise. »Sie wissen wohl nicht viel über Fußball, was? Man gibt uns keinen Schlüssel für die Minibar. Wir sollen nüchtern bleiben. Deshalb sind wir in einem Hotel und nicht zu Hause. Sie können kontrollieren, was wir essen und trinken, und uns von Frauen fernhalten.«
Chris erwiderte sein Lächeln. »Ich dachte, das wäre nur eine erfundene Geschichte, dass man vor einem Spiel seine Kraft erhält, indem man keinen Sex hat.«
»Es geht nicht um Sex, sondern um Schlaf«, erklärte Aljinovic. »Sie wollen, dass wir vor einem Spiel gut und lang genug schlafen.«
»Hatte Robbie etwas zu essen oder zu trinken bei sich? Eine Flasche Wasser, was immer?«
»Nein. Im Zimmer steht immer genug Wasser.« Er runzelte die Stirn. »Sie haben mich da an etwas erinnert. Am Freitagabend sagte Robbie, er sei so durstig. Er sagte, er fühlte sich, als würde er eine Erkältung oder so etwas bekommen. Er hat keine große Sache daraus gemacht, aber er fühlte sich nicht sehr gut. Und natürlich meinte er dann am Morgen, er hätte eine Grippe. Ich machte mir Gedanken, dass er mich anstecken könnte. Dieses Gefühl wie Grippe, kommt das vom Gift? Oder ist er auch erkältet?«
»Es kommt vom Gift.« Kevin sah im direkt in die Augen. »Hat Robbie am Freitagabend Kokain genommen?«
Aljinovic wich zurück und war offensichtlich beleidigt. »Natürlich nicht. Nein. Wer hat Ihnen das gesagt? Robbie nahm keine Drogen. Warum fragen Sie?«
»Es ist möglich, dass er das Gift eingeatmet hat. Wenn es mit Kokain oder Amphetaminen vermischt war, hätte Robbie es vielleicht nicht bemerkt«, erläuterte Chris.
»Nein. Das ist nicht möglich. Auf keinen Fall.
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